Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Mal eine Frage an einen Fachmann ;-)

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Goggelsche

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Hallo Dr. Bluni, vor genau 18 Monaten haben wir eine wundervolle Tochter bekommen, sie ist unser drittes kleines Wunder. Ich war bei der Entbindung bereits gute 38 (fast 39), die Schwangerschaft war bedingt durch meine Übelkeit sehr anstrenegnd, aber wir wurden ja belohnt. Nun habe ich mein erstes Kind mit 30 entbunden, das Zweite mit 32. Das Dritte sollte der krönende Abschluss sein... Nun ist unsere Kleinste einfach so wundervoll, daß wir überlegen ihr noch ein Geschwisterchen zu schenken, wir sind allerdings auch sehr skeptisch. Ganz so zeitnah möchte ich es nicht haben, also gut 4 Jahre sollten schon dazwischen liegen, so wäre ich bei der Entbindung aber schon 43 Jahre alt. Wie Risikoreich ist so eine Schwangerschaft wirklich? Ich muß sagen ich bin immer sehr schnell schwanger geworden (außer beim ersten Kind) und hatte komplikationslose Schwangerschaften mit propperen gesunden Babys. Was sagen sie als Facharzt, ist es Wahnsinn das Wagnis in dem Alter nochmal einzugehen, da Behinderungen oder Fehlgeburten doch viel wahrscheinlicher sind und wir ja nun schon mit vielen Kindern gesegnet sind, oder sagen sie es ist vor allem nach vorausgegangenen positiven Schwangerschaften kaum ein höheres Risiko? Ich bin so hin und her gerissen, aber der Wunsch ist eben definitiv da, da uns das Eltern sein sehr erfüllt. LG Isi


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Isi, 1. die vorherigen Schwangerschaften und ihre Verläufe bleiben von der Situation sicher völlig unbenommen. 2. laut einer sehr aktuellen Arbeit in der Fachzeitschrift „Gynäkologe“ ist in den letzten 25 Jahren der Anteil der Frauen, die als Erstgebärende 40 Jahre und älter sind, von 1,2 auf 5,26% im Jahr 2011 gestiegen. Das bedeutet eine Steigerung von 438%! (Quelle:Ritzinger, P., Mutterschaft mit 40:ovarielle Reserve und Risiken, Gynäkologe 2013:46:29–36) 3. Wir werden bei der Entwicklung, die auch die Frauen zwischen 35-40 Jahren einschließt, sicher nicht allen Frauen von einer Schwangerschaft abraten müssen. Aber: selbstverständlich halte ich es für mehr als notwendig, Frauen mit Kinderwunsch schon früh zu erläutern, dass ihre Fruchtbarkeit schon ab dem 30.Lebensjahr deutlich absinkt um mit 35 Jahren nur noch etwa 50% gegenüber der Fruchtbarkeit mit 27 Jahren zu erreichen. Darüber hinaus werden wir verständlicherweise darauf verweisen, dass eine Schwangerschaft und Geburt im Alter von Ende dreißig und darüber immer mit mehr Risiken verbunden ist. Dazu zählen einerseits mehr Risiken hinsichtlich -der Genetik des Kindes (z.B. Down-Syndrom-Risiko) - des Schwangerschaftsverlaufes mit typischen Erkrankungen wie z.B. Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck, vorzeitige Wehen, Frühgeburtlichkeit, Plazentainsuffizienz, erhöhte Fehlgeburtenrate - des Geburtsverlaufes mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit für eine vaginal operative Entbindung und einen Kaiserschnitt Es ist demnach bedeutungsvoll, dass Sie dieses in Abhängigkeit von Ihrer individuellen Risikosituation mit ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Ihrem Partner besprechen. Das kann auch mal dazu führen, dass wir einer Frau von einer weiteren Schwangerschaft abraten werden. Von dieser Einschätzung bleiben die Tatsache, dass eine spontan eintretende Schwangerschaft im Alter von 43 Jahren zumindest weniger wahrscheinlich wird und auch ethische Fragen zum Alter der Eltern, wenn die Kinder gerade die Grundschule beendet haben, völlig unbenommen. Liebe Grüße VB Weitere Quellen https://www.statistik.bayern.de/presse/archiv/2009/49_2009.php (Bayerisches Landesamt für Statistik u. Datenverarbeitung, „Trend zur „späten Mutterschaft“, Mai 2009, letzter Abruf 30.4.2013) Broschüre Geburtenrate Deutschland (Statistisches Bundesamt, Geburten in Deutschland, Ausgabe 2012, letzter Abruf 30.4.2013) Brown, Morton B. and Luke, Barbara, Elevated risks of pregnancy complications and adverse outcomes with increasing maternal age Hum. Reprod. (2007) 22(5): 1264-1272 Hansen JP, Older maternal age and pregnancy outcome: a review of the literature. Obstetrical & Gynecological Survey [1986, 41(11):726-42] Hook EB, Cross PK, Schreinemachers DM [1983] Chromosomal abnormality rates at amniocentesis and in live-born infants. JAMA 249:2034-2038 Jolly,M., Sebire, N., Harris, J., Robinson, S., Regan, L., The risks associated with pregnancy in women aged 35 years or older Hum. Reprod. (2000) 15(11): 2433-2437 La Rochebrochard, Elise de, Thonneau,Patrick, Paternal age and maternal age are risk factors for miscarriage; results of a multicentre European study, Hum. Reprod. (2002) 17 (6): 1649-1656 http://www.bmj.com/content/320/7251/1708.full.pdf (Andersen,Anne­Marie Nybo, Wohlfahrt, Jan, Christens, Peter, Olsen, Jørn, Melbye, Mads, Maternal age and fetal loss: population based register linkage study, BMJ VOLUME 320 24 JUNE 2000, letzter Abruf 30.4.13)


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