Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

lebenslange Beckenbodengymnastik gegen Inkontinenz ?

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: lebenslange Beckenbodengymnastik gegen Inkontinenz ?

Mitglied inaktiv

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Hallo Herr Dr. Bluni, meine Frage geht zwar nicht mehr zur Schwangerschaft, aber ich hoffe, Sie können mir trotzdem helfen: ich(36) habe zwei Kinder im Abstand von 2J. normal entbunden. Auf Anraten meiner Hebamme mache ich seit der Geburt des zweiten Kindes (vor 10Wochen) täglich mehrmals beim Zähneputzen oder in einer Warteschlange stehen etc. Beckenbodengymnastik (Anspannen und Lösen). Meine Hebamme meinte, auch wenn ich zur Zeit keine Probleme hätte, müßte ich das Training so lange machen, bis ich in der Lage bin, auf der Toilette den laufenden Urinstrahl anzuhalten. Das habe ich jedoch definitiv schon vor beiden SS nicht gekonnt und ich frage mich, ob das wirklich das entscheidende Kriterium ist. Wenn ich dies nach etlichen Monaten Training wirklich schaffen sollte-könnte ich das Training dann für immer beenden? Man sagt doch allgemein, daß nicht beanspruchte Muskulatur "verkümmert"-also BB-Training lebenslang?! Sowohl meine Mutter(60) als auch meine Großmutter(89) haben Inkontinenzprobleme nach ihren zwei SS-meine Mutter nur beim Husten und Hüpfen und meine Großmutter total (Demenz- und alterbedingt?)Bei der familiären Vorbelastung mache ich mir schon einige Sorgen......


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo, im Folgenden einige Ausführungen zum Thema Senkung der Gebärmuter/der Harnblase/Inkontinenz in der Schwangerschaft und besonders nach einer oder mehreren Geburten. Herr Professor Petri aus Schwerin, der sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema befasst, hat hierzu mal zitiert: "Sie können so viele Kinder bekommen, wie Sie wollen, nur möglichst nie das erste" (Schraffordt 1997). Eine Vielzahl von Symptomen im Bereich des Kontinenzmechanismus ist durch physiologische, morphologische und funktionelle Veränderungen schon während der Schwangerschaft zu verzeichnen. 80% aller Frauen klagen im letzten Schwangerschaftsdrittel über häufiges Wasserlassen, insbesondere die Erstschwangeren. Hier spielt der Druck des kindlichen Köpfchens bei gleichzeitig verminderter Blasenkapazität im letzten Schwangerschaftsdrittel eine große Rolle. Etwa 85% der Frauen geben an, bei einem bestimmten Füllungsvolumen der Blase dem Druck nicht mehr standhalten zu können (sog. Stressinkontinenz). Diese wird häufig jedoch nicht als schwerwiegend empfunden. In der Literatur finden sich in 2,3-17% der Fälle Frauen, bei denen diese Stressinkontinenz auch nach der Geburt anhält. Allerdings finden sich diese Veränderungen bei Frauen nach Kaiserschnitt seltener. Also Ursache nimmt man hier das "Trauma" der Geburt auf das Becken und die dabei entstandene Schädigung der Muskulatur und der Innervation der Blase an. Neben Verletzungen der Muskulatur durch Scheidenrisse oder ausgedehnte Dammschnitte ist die auch nur teilweise Verletzung von Nerven entweder durch Überdehnung mit die wesentlichen Ursache für den Beckenbodenschaden. Eine in ihrer Wirkung nachweisbare Prophylaxe besteht nicht. Die Zangengeburt zeigt sich jedoch als äußerst ungünstig, was die Anbahnung derartiger Probleme angeht. Bei besonders großen Kindern und protrahiertem Geburtsverlauf sollte man eventuell die Kaiserschnittindikation großzügiger stellen (wobei das eine Grundsatzfrage ist). Ganz klar bietet die Episiotomie=der Dammschnitt keinen Schutz, der Dammschnitt kommt als Prophylaxe von neuromuskulären Schäden viel zu spät. Ganz wichtig ist die Wochenbett- und Rückbildungsgymnastik. Da man eine Indikation zu einer operativen Maßnahme aber sicher nur sehr streng stellen würde, sollte man mit der Patientin bei einer Inkontinenz oder Beschwerden, wie den genannten, zunächst abklären bzw. eruieren, was es überhaupt vorliegt und ob man dieses objektivieren kann. Im Falle einer Inkontinenz (unkontrollierter Abgang von Urin) wäre zu fragen, ob dieses stressbedingt ist( = bedingt durch eine Drucksteigerung im Bauchraum beim Lachen, Niesen, Husten, Sport, wobei der Verschlussdruck der Harnröhre dem gesteigerten druck im Bauchraum nicht standhalten kann), bedingt durch ein Problem bei der Signalübertragung in den neurologischen Strukturen zur Harnblase, und ob Entzündungen ausgeschlossen werden. Hierzu kann man u. a. auch entsprechende Untersuchungen und Messungen durchführen. Aber: hilfreich in der laufenden Schwangerschaft ist die Beckenbodengymnastik und nach der Geburt des Kindes natürlich deren Fortsetzung und die begleitende Rückbildungsgymnastik. Wichtig wäre, dass man nach der Schwangerschaft frühzeitig nach einer Senkung schaut, die Frau auch dann zur Beckenbodengymnastik animiert und rechtzeitig entscheidet, ob man z.B. mit einem Würfelpessar dem entgegenwirken kann. Eine operative Behandlung würde man sicher sehr streng indizieren. Darüber hinaus können spezielle Vaginaltampons helfen, (z.B. Vagi-Dry) den Beckenboden zu trainieren. Auch kann uns sollte man ggf. über die Möglichkeit sprechen, dass die Frau mittels eines elektronisch gesteuerten Gerätes, ihre Beckenbodenmuskulatur und den Verschlussmechanismus trainieren kann, um hier zu einer Verbesserung zu führen. Diese Methode ist bei derartigen Problemen relativ viel versprechend. Ein solches Gerät kann auf Rezept verordnet werden und die Frau wird hier im Umgang von einer entsprechenden Fachkraft geschult. VB


Mitglied inaktiv

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vielen Dank schon mal! Aber wie entscheide ich denn, wann es mit dem training reicht? Eine Senkung ist bei der SS-Abschlußuntersuchung nicht festgestellt worden.


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