Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Kinderwunsch

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Kinderwunsch

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Ich wollte sehr gern wissen ob ich trotz Epillepsie, Asthma und Bluthochdruck ohne Risiko schwanger werden darf. Ich nehme z.Zt. folgende Medikamente: - Lamotrigin und Keppra - Votum und Verabeta - Singulair, Symbicort - Pantozol


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, Ihre Vorerkrankungen an sich bringen es mit sich, dass eine Schwangerschaft mit entsprechenden Risiken verbunden ist. Sofern diese Erkrankungen gut eingestellt sind und Ihre Frauenärztin/Frauenarzt nichts einzuwenden hat, wird man aber nicht generell von einer Schwangerschaft abraten müssen. 1. allgemein kann man sagen, dass bei einer Epilepsie in der Schwangerschaft in einem Drittel der Fälle der Krankheitsverlauf besser, in einem Drittel schlechter und bei dem restlichen Drittel unverändert ist. Unter der entsprechenden, medikamentösen Einstellung und engmaschigen Betreuung durch einen Frauenarzt/ Frauenärztin und auch Neurologen, kann der Verlauf und auch die Geburt ganz normal verlaufen. Eine Verschlechterung des Verlaufes der Epilepsie lässt sich folgendermaßen erklären: Eine Zunahme des Körpergewichtes führt zu Veränderungen der Volumenverteilung durch Einbeziehung des plazentaren und fetalen Verteilungsraumes und einer veränderten Aktivität der kindlichen und mütterlichen Leber. Dies kann zur relativen Unterdosierung der eingenommenen Medikamente führen. Deshalb ist eine engmaschige gemeinsame Betreuung der Patientin durch Frauenarzt/ärztin und Neurologen zu empfehlen, bei der auch die Serumspiegel der Medikamente regelmäßig kontrolliert werden, um Unterdosierungen und damit Anfallshäufungen als auch unnötig hohe Medikamentendosen zu vermeiden. Der Status epilepticus in der Schwangerschaft ist sehr selten, stellt dann aber eine lebensbedrohliche Gefährdung dar. Deshalb sollte eine krampfhemmende Therapie auf jeden Fall weitergeführt werden. Alle krampfhemmenden Mittel passieren die Placenta (Mutterkuchen), gehen auf das Kind über und haben in aller Regel teratogene Effekte (fördern ganz bestimmte Missbildungen). Das Risiko von Anomalien bei Kindern, die krampfhemmenden Medikamenten ausgesetzt sind ist dreimal höher als in der Restbevölkerung. Das fetale Hydantoin-Syndrom (in Verbindung mit Phenytoin) betrifft ca. 3-5% der dem Medikament ausgesetzten Kinder. Es geht einher mit mentaler Retardierung, Wachstumsretardierung, Anomalien des Gesichtsschädels und der Extremitäten. Eine milder ausgeprägte Form kann in 8-15% d. Fälle vorkommen, wird jedoch bei den Kindern nur durch eine sorgfältige neurologische Untersuchung entdeckt. Spätestens in der 20. Schwangerschaftswoche sollte bei der werdenden Mutter eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, um das Risiko einer möglichen Fehlbildung auszuschließen. Auf diese Weise können u.a. Geburtsmodalitäten (z.B. Kaiserschnitt) frühzeitig geplant werden. Wichtig: Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten alle Frauen mit einem solchen Risiko (z.B. Patientin mit Epilepsiemedikamenten, Kindern mit einer Spina bifida oder ähnlicher Fehlbildung) täglich 5 mg Folsäure einnehmen. Die Schwangere sollte vor Beginn einer Schwangerschaft über diese Probleme der Medikamenteneinstellung und der erhöhten Rate von Missbildungen unter der Medikation ausführlich mit dem Frauenarzt und Neurologen sprechen. Die Kinder von Frauen die mit der Gabe enzyminduzierender Antiepileptika behandelt werden ( Carbamazepin, Phenytoin, Primidon, Phenobarbital ) haben ein erhöhtes Risiko von Blutungen durch einen Mangel an Vitamin- K- abhängigen Gerinnungsfaktoren. Frauen die diese Medikamente nehmen, sollten nach Ansicht einiger Experten prophylaktisch ab etwa der 36. SSW mit Vitamin K (Konakion) 20mg oral vor der Geburt behandelt werden. Für Interessierte gibt es bei der Firma Novartis (tel. 0911-273-0) eine sehr informative Broschüre zu Epilepsie und Schwangerschaft . Auch über die Firma GlaxoSmithKline in München (Tel. 089-360440) gibt es eine sehr interessante Broschüre für Frauen mit Epilepsie und deren Bedeutung für Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft und Wochenbett. 2.bei einem hohen Blutdruck in der Schwangerschaft ist immer zu unterscheiden zwischen dem Blutdruck, der schon vor der Schwangerschaft erhöht war und behandelt werden musste und einem zu hoher Blutdruck, der erst mit der Schwangerschaft entstanden ist. Dabei ist ein Blutdruck von 140/90 zunächst nur als grenzwertig anzusehen und dieses kann auch immer nur im Gesamtzusammenhang beurteilt werden. Wichtig ist, dass die Betrachtung einzelner Werte hier oft nicht weiterhilft. Bei einem isoliert grenzwertigen Blutdruck kann häufig schon ausreichende Ruhe die beste Therapie sein. Da ein zu hoher Blutdruck in der Schwangerschaft erhebliche Risiken für Mutter und Kind mit sich bringt, ist eine gute Überwachung und eventuelle Therapie notwendig und hier gibt es mittlerweile auch relativ klare Vorgaben hinsichtlich des Vorgehens in der Diagnostik und Therapie. Es ist sehr wichtig, den Blutdruck richtig eingestellt zu lassen und sich zunächst beim behandelnden Frauenarzt/Ärztin darüber zu informieren, was die Frau vorsorglich machen kann (Gewichtskontrolle, Magnesium, Ruhe) und was Warnhinweise sind. Hier wird dann sicher auch der zuständige Internist/Hausarzt involviert, wobei man eben auch internistische Ursachen(z.B. Niere) ausschließen wird. Nach den deutschen Leitlinien sollte bei anhaltenden Blutdruckwerten größer/gleich 170 mmHg systolisch und/oder größer/gleich 110 mmHg diastolisch mit der Therapie begonnen werden; bei vorbestehendem Hochdruck schon früher. Dieses kann aber immer nur Ihre Frauenärztin/Frauenarzt oder die Entbindungsklinik einschätzen und entscheiden. 3. in der Schwangerschaft können bei Heuschnupfen/Asthma/Allergien die meisten Antihistaminika bedenkenlos angewandt werden, insbesondere inhalative Präparate, die Cromoglicinsäure enthalten. Diese Substanz wirkt überwiegend lokal und zeigt kein erhöhtes Risiko für teratogene Schäden. Neben den inhalativen Substanzen können Sie selbstverständlich auch Augen- oder Nasentropfen anwenden. Die Antihistaminika dürfen also zur Behandlung allergischer Erkrankungen, als Mittel gegen Schwangerschaftserbrechen und auch als Schlafmittel eingesetzt werden. Falls Kortikoide erforderlich sind, empfiehlt sich hier ebenfalls die inhalative Gabe wegen der wesentlich geringeren systemischen Wirkung. Die besten Erfahrungen liegen für Sprays vor, die Budesonid enthalten. Bei Orientierung an die Dosierungen kann man auch mit einer Langzeitmedikation keinen Schaden anrichten. Bei den Antihistaminika ist die Gabe von Terfenadin erst im zweiten Schwangerschaftsdrittel erlaubt, weil dann die Organbildung abgeschlossen ist. Die sog. Betamimetika z.B. Sultanol, Berotec, Bronchospasmin oder Bricanyl sind ebenfalls gut erprobt. Sie lösen die Verkrampfung der Bronchialschleimhaut. Bei Asthma-Symptomen kann man auch Prednisolon geben, weil es nur zu 10-20 Prozent über die Plazenta auf den Feten übergeht. Bitte wenden Sie sich in dieser Frage in jedem Fall auch an unseren Experten für Medikamente in der Schwangerschaft, Herrn Dr. Paulus. Er hat übrigens hier bei rund-ums baby.de auch ein Forum zu solchen Fragen. Die Adresse ist http://www.rund-ums-baby.de/med_schwangerschaft/ VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

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