Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Ketone, erhöhter Blutzuckerspiegel

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Frage: Ketone, erhöhter Blutzuckerspiegel

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Hallo Dr. Bluni, gestern wurde im Rahmen einer Schwangerschaftsvorsorge (32.SSW) +++ Ketone im Urin gefunden. Darüberhinaus wurde auch ein OGT mit 50g Dextrose durchgeführt, mein Blutzuckerspiegel lag nach einer Stunde bei fast 300. Ich habe darüberhinaus in dieser Schwangerschaft abgenommen, d.h. bis zur 14. SSW hat sich mein Gewicht nicht verändert, von der 15.SSW bis zur 27.SSW habe ich kontinuierlich 10 amerikanische pfund verloren, von der 28.SSW bis zur 32.SSW dann nochmals 27 amerikanische pfund. Die Ursachen sind und waren Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall. Mein BMI liegt (leider) bei etwa 27. Das Baby würde sich, laut Hebamme, zeitgerecht entwickeln (Messung vom Schambein bis zum oberen Fundus des Uterus), ich hatte den letzten US in der 21. SSW. Die Hebamme sagte nicht viel zu den Untersuchungsergebnissen, sondern hat mich an ein Labor überwiesen, leider konnte ich erst für nächste Woche einen Termin vereinbaren. Aber irgendetwas stimmt nicht mehr,ich fühle mich regelrecht krank, bin müde und sehr abgeschlagen, ich schlafe auch ständig ein und kann mich kaum konzentrieren. Wir leben in den USA, und dieses ist meine 6. Schwangerschaft, in keiner meiner anderen Schwangerschaften hatte ich ernsthafte Probleme. Nun meine Frage, wie würde in Deutschland vorgegangen werden? Laborkontrollen? (Glucose gest. screening über 3h) Oder würde mehr unternommen werden? Welche Untersuchungen würden Sinn machen? Da meine Krankenversicherung die Kosten einer Schwangerschaft nicht übernimmt, bin ich in diesem Fall unabhängiger von Versicherungsrichtlinien und Selbstzahler, damit könnte die ein oder andere Untersuchung auf Wunsch (und natürlich eigenen Geldbeutel:-( ) veranlassen. Natürlich mache ich mir grosse Sorgen um unser Baby und möchte alles unternehmen, um mögliche Gefahren, hoffentlich noch rechtzeitig, auszuschalten. viele Grüsse Kerstin


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Kerstin, 1. wenn nicht genügend Kohlenhydrate zur Gewinnung von Glukose zur Verfügung stehen, fängt der Körper an, die Fettreserven abzubauen und in Glukose umzuwandeln. Bei dieser Umwandlung entstehen sogenannte Ketonkörper die über den Urin ausgeschieden werden und mit Hilfe besonderer Teststreifen nachgewiesen werden können. Aceton ist der wichtigste Ketonkörper, der ausgeschieden wird, und so beruht die Kontrolle auf Ketone in der Regel auf einer Acetonkontrolle. Hier ist bei Nachweis zunächst die Kontrolle notwendig, ohne, dass die Schwangere sich gleich sorgen muss. 2.nach den offiziellen Vorgaben " Diagnostik und Therapie des Gestationsdiabetes" liegt nach einer Belastung mit 75 Gramm Glucose ein Gestationsdiabetes in der Schwangerschaft (GDM) vor, wenn mindestens zwei der folgenden drei Grenzwerte erreicht oder überschritten werden (Werte aus dem kapillären Vollblut) nüchtern: größer/gleich 90 mg/dl nach 1 Std: größer/gleich 180 mg/dl nach 2 Std :größer/gleich 155 mg/dl Erreicht oder überschreitet nur ein Wert die oben angegebenen Grenzen, so liegt definitionsgemäß eine eingeschränkte Glucosetoleranz (IGT) vor, diese wird, bezogen auf die Behandlungsbedürftigkeit, wie ein diagnostizierter GDM gewertet. Dementsprechend sollte bei Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes zunächst ein solch standardisierter Test, der sich an offziellen Empfehlungen, die auch in den USA bestens bekann sind, durchgeführt werden. Und dieses am besten durch einen erfahrenen Diabetologen! eine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, dass sie sich schon bei der Planung, spätestens sofort nach Feststellung der Schwangerschaft, von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen läßt. Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung. Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %). Das Therapiekonzept des Gestationsdiabetes sieh als erste Stufe eine Ernährungsberatung vor. In 90% der Fälle genügt diese Ernährungsumstellung (bei der übrigens kaum eine Patientin Hungergefühl hat), um das Therapieziel zu erreichen. Gleichzeitig sollte eine ausreichende Bewegung der Schwangeren sichergestellt sein. Bereits ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen kann die Blutzuckerwerte deutlich senken. Nur bei Schwangeren, die auch dann noch ein pathologisches Blutzuckertagesprofil (wie oben angegeben) aufweisen, ist zusätzlich eine Insulingabe notwendig. Zur Ernährungsumstellung ist folgendes zu sagen: Empfohlen wird eine Ernährung, die eine für die Bedürfnisse der Schwangerschaft adäquate Kalorienmenge und Zusammensetzung enthält. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) beträgt ca. 30 kcal/kg Körpergewicht. Bei Frauen mit einem Body-Mass-Index von größer 27 kg/ Quadratmeter Körperoberfläche am Beginn der Schwangerschaft sollte die Kalorienmenge auf 25 kcal/ kg Körpergewicht reduziert werden. Die Kostverordnung soll von einer ausgebildeten Fachkraft nach Kohlenhydrat-Einheiten (KE) quantifiziert werden. Weiteres sollte mit den Experten vor Ort besprochen werden. Die Kosten für ein solch standardisiertes Testfverfahren dürften sich auch in Grenzen halten. 3. Besteht der Verdacht oder Nachweis auf einen Schwangerschaftsdiabetes, ist eine sonographische Kontrolle der Schwangerschaft um so wichtiger, denn hier können sich schon wichtige Befunde ergeben. Hier auf den Höhenstand der GEbärmutter nach Aussagen der Hebamme alleine zu vertrauen, erinnert eher an ein doch überholtes Überwachungsverfahren, welches nicht mehr ganz zeitgemäß erscheint. Insofern sollte hier ggf. ein erfahrener Arzt für geburtshilflichen Ultraschall - so es ihn/sie denn gibt -zur Frage der zeitgerechten Entwicklung und der Fruchtwassermenge hinzugezogen werden. Dieses ist dann sicher keine ganz billige Maßnahme in den USA. Liebe Grüße in die USA. VB


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