So_Fu
Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, während der Feindiagnostik in der 13 SSW wurde bei mir ein Borderline Uteroplazentarer Widerstand mit beidseitigem notching festgestellt. Seitdem nehme ich täglich ASS 150mg um das Risiko für eine Präeklampsie zu verringern (entsprechend ASPRE Studie). Außerdem spritze ich täglich 4500 I.E. Heparin, aufgrund einer Faktor-V-Leiden Mutation und 2 vorangegangenen Frühaborten. In der zweiten Feindiagnostik (SSW 23) war die kindliche Entwicklung erfreulicher Weise normal, normaler uteroplazentarer Widerstand, kein notching mehr. Auch nach zusätzlicher Kontrolle in der SSW 28 war diesbzgl. alles in Ordnung. Der Oberarzt, in der Klinik, in der ich entbinden möchte, der die letzte Untersuchung durchgefüht hat, empfiehlt mir deshalb ASS jetzt abzusetzen, da sich alles gut entwickelt hat. Meine Gerinnungsspezialistin sagt hingegen, dass ich ASS mindestens bis zu 32. Woche nehmen soll (laut ASPRE Studie wohl bis SSW 34). Kann man davon ausgehen, dass das Risiko für Präeklamsie nicht mehr erhöht ist, wenn in SSW23 und SSW 28 alles in Ordnung ist? Wenn dem so ist, wurde bei der ASPRE Studie nicht ein Zwischenstand untersucht, bzw. gibt es Studien oder Erfahrungen dazu, wie es ist, wenn das ASS früher abgesetzt wird, weil kein Notching mehr besteht / Widerstand ok ist? Sind Risiken von ASS im 3. Trimenion bei 150mg Dosierung bekannt? Ich wäre Ihnen für Ihre Meinung sehr dankbar. Mit besten Grüßen So_Fu
Guten Tag, ich bin zwar nicht Herr Bluni, aber ich kann Ihnen gerne die Frage beantworten. Es gilt als erwiesen, dass die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) einer Präeklampsie vorbeugen kann. Die Prävention wird heute international praktisch von allen Fachgesellschaften empfohlen. Diese sind sich auch darin einig, dass die Prophylaxe in der Frühschwangerschaft begonnen und bis zum errechneten Geburtstermin fortgesetzt werden muss. Konsens besteht auch darüber, dass die Therapie auf die Frauen mit dem höchsten Risiko beschränkt werden sollte, da ASS nicht ohne Risiken ist. Doch welche Frauen am meisten gefährdet sind, ist unklar. Der Einschluss von allen Frauen mit einer Präeklampsie in einer früheren Schwangerschaft, wie ihn die deutsche und die US-amerikanische Leitlinie empfiehlt, ist relativ ungenau. In Großbritanien (UK) setzt man z.B. eher auf einen Algorithmus, der neben Eigenschaften der Mutter wie Blutdruck und Körpergewicht, Präemklampsien in früheren Schwangerschaften auch Ultraschallbefunde (Pulsatilitätsindex der uterinen Arterien) und biochemische Faktoren (Schwangerschafts-assoziiertes Plasmaprotein-A und plazentaler Wachstumsfaktor) berücksichtigt. Eine frühere Untersuchung hatte gezeigt, das der Index 96 Prozent aller Fälle erkennt, die unbehandelt zu einer Geburt vor der 34. Woche führen (Fetal Diagn Ther. 2013; 33: 8-15). Der First Trimester Aspirin Trial (ASPRE) hat untersucht, ob die ASS-Prophylaxe die Rate von Präeklampsien senkt. An der Studie nahmen 1.776 Frauen mit Einzelschwangerschaften und einem laut dem Algorithmus hohen Risiko teil. Sie wurden ab der 11. bis 14. Woche bis zur 36. Woche mit 150 mg ASS pro Tag oder Placebo behandelt. Die Dosis war damit etwas höher als die in Deutschland üblichen 100 mg/Tag (bis zur 34. Schwangerschaftswoche). Falls Sie auch eher zu der Hochrisikokategorie von Schwangeren zählen, würde ich ASS entsprechend bis zur 36. SSW einnehmen. Falls das nicht der Fall sein sollte, kann man der Empfehlung des Oberarztes folgen, da die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Präeklampsie sehr unwahrscheinlich geworden ist. Die Einnahme von 150mg ASS/d gilt als sicher. Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen. Alles Gute wünscht Ihnen. Dr. Christian Karle
So_Fu
Sehr geehrter Herr Dr. Karle, ganz herzlichen Dank für die tolle Antwort und die angegebenen Quellen. BMI und Blutdruck sind im Normbereich, Erfahrungen zu früheren Schwangerschaften gibt es nicht, da ich bisher nicht über die 10. SSW hinaus gekommen war. Der PAPP-A lag in der 13. SSW bei 5,140 IU/I, bzw. 1,1491 MoM und die nachträgliche Bestimmung der Biochemie hatte ein niedrigeres adjustiertes Risiko für Präeklamsie ergeben als das geschätze Risiko ohne Biochemie. Da mein einziger erhöhter Riskofaktor scheinbar also der PI Wert bei der frühen Feindiagnostik (+ Notching) war und dieser nun wieder im Normbereich liegt, darf ich denke ich hoffen, dass ich nicht (mehr) zur Hochrisikokategorie gehöre. Vielen Grüße und vielen Dank für Ihre tolle Arbeit. S. Fu