Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

hormone

Frage: hormone

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lieber dr. bluni, darf ich ihnen eine frage stellen die nicht die schwangerschaft betrifft sondern die stillzeit? ich hatte eine brustentzündung und bekam sehr hohes fieber. mein frauenarzt verschrieb mir parlodel tabletten. zwei tage danach bekam ich meine periode für 7 tage und seither habe ich schmierblutungen (seit drei wochen) zu den körperlichen symptomen kommen noch starke schweißausbrüche dazu obwohl ich sonst nicht schwitze und leider eine postpartale depression mit zwangsgedanken und angstzuständen. vorher hatte ich noch nie depressionen auch nicht nach der geburt meines ersten kindes. ich habe jetzt schon öfter von frauen gehört dass sie nach diesen tabletten dieselben symptome hatten und auch siese depression. kann man außer einer psychotherapie noch etwas tun damit es einem wieder besser geht oder muß man abwarten bis sich die hormone wieder normalisiert haben? leider ist mein frauen arzt derzeit auf urlaub und ich weiß nicht mehr weiter! ich stille übrigens noch voll und mein sohn ist 12 wochen alt! ich danke ihnen für ihre antwort! liebe grüße petra


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Petra, das von Ihnen genannte Mittel ist eines, welches Frauen zum Abstillen verabreicht wird. Bekanntermaßen können darunter manchmal stärkere Nebenwirkungen, die vor allem den Kreislauf betreffen, auftreten. Depressive Verstimmungen sind hierunter, auch in der Fachinformation, nicht beschrieben. Insofern sollte - auch, wenn das Bedürfnis, hier einen Zusammenhang herstellen zu wollen, zu verstehen ist - über andere Ursachen einer Depression und die Möglichkeiten der Therapie gesprochen werden. Eine gewisse Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit nach der Geburt ist sicher keine untypische Erscheinung, da mit der Muterrolle doch eine erhebliche Veränderung einhergeht, die auch nicht nur auf hormonelle Umstellungen oder eine eventuelle Blutarmut zurückzuführen ist. Dieses ist meist ein sehr komplexes Geschehen, bei dem neben den Abläufen der Geburt auch psychosoziale Gründe eine erhebliche Rolle spielen, auch, wenn dieses für die Betroffen nicht primär so zu sein scheint. Auch, wenn diese Veränderungen häufig nur temporär begrenzt auftreten, bedarf es manchmal einer recht langen Zeit bis die Frau sich in dieser neuen Rolle mit einer ganz anderen Beanspruchung, einem ganz anderen Tagesablauf, anderen Anforderungen in nicht unerheblichem Maße zurechtfindet. Sicher wird auch vom Partner eine große Menge an Einfühlungsvermögen, und entsprechende tatkräftige & emotionale Unterstützung gefordert. Allerdings sollte die Frau hier auch immer mit ihren betreuenden Arzt/Ärztin sprechen, da die Abgrenzung gegenüber dem so genannten Baby-Blues oder einer Depression schwierig sein kann und die Übergänge hier fließend sein können, was die Diagnose manchmal erschwert. Depressionen im Wochenbett müssen vom „Baby Blues“ unterschieden werden. Beim Baby Blues handelt es sich um eine vorübergehende, kurz andauernde psychische Störung mit einer milden depressiven Symptomatik, die durch Erschöpfung, Weinen, Traurigkeit, Stimmungslabilität, Ängstlichkeit und Irritierbarkeit gekennzeichnet ist. Der Baby Blues tritt mit einer Häufigkeitsrate von etwa 50% zumeist zwischen dem 2. und dem 5. Tag nach der Geburt auf und dauert wenige Stunden bis zu wenigen Tagen. Als Risikofaktoren werden depressive Episoden in der Vorgeschichte, Stressbelastung in der Schwangerschaft, sozioökonomische Faktoren, geringe oder keine soziale Unterstützung, Unzufriedenheit mit der Partnerschaft, Ungewolltheit der Schwangerschaft, traumatische Erlebnisse in der eigenen Kindheit, traumatisches Erleben der Geburt und biologische Auslöser diskutiert. Bei etwa 10% der Frauen kommt es zu einer Depression im Wochenbett. Sie beginnt meistens in den ersten Wochen nach der Geburt mit wiederkehrenden Episoden für zwei bis sechs Monate. Für eine biologische Ursache gibt es bis heute noch keine hinreichenden Beweise. Viel wichtiger für die Entstehung sind persönliche und soziale Faktoren insbesondere aus der Zeit vor der Geburt. Risikofaktoren wie eine frühere Depression in Kombination mit geburtshilflichen Problemen wären hier z.B. zu nennen. Frühzeichen können häufig übersehen werden, da die Warnzeichen sehr diskret sind oder sein können. Das Mittel der Wahl bei einer Depression im Wochenbett ist die konsiliarische Betreuung durch einen Psychotherapeuten/in oder Neurologen/in, der/die dann auch die Indikation für eine medikamentöse stellt. Neben einer eventuellen Gabe von Psychopharmaka, hat sich die Verabreichung von Östrogenen in einer Übersichtsarbeit als wirksam gezeigt. Hier sollte dann immer das Vorgehen am besten gemeinsam erörtert werden. VB


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