Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Heparin in der Schwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Heparin in der Schwangerschaft

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Hallo Dr.Bluni! Ich habe mal eine Frage. Ich habe bereits 5 Kinder geboren,bin nun zum 6x schwanger in der 32+7 Woche.Meine Entbindungen waren 87,92,99,2001+2003.Im Juli 2000 hatte ich einen Schlaganfall,bis heute ungeklärt woher er kam,keine Thrombose oder so.Alle Untersuchungen ergaben nichts,die Vermutung liegt nahe,das es mit der Migräne zusammen hing.Seit der Zeit muss ich ASS 100 1x täglich einnehmen.2001 habe ich 2 Wochen vor ET die ASS abgesetzt,mein Sohn kam 8 Tage nach ET zur Welt,ohne Komplikationen.2003 sagten mir die Ärzte ich solle ASS auf jeden Fall weiter nehmen bis Ende der Schwangerschaft,wenn ich merken würde,das Wehen kämen,solle ich eben an diesem Tage KEINE ASS einnehmen.Was ich auch tat,die Geburt verlief ohne Komplikationen,etwa 2 Stunden nach der Geburt hatte ich sehr starke Blutungen,sodaß ich noch 2 Wehentröpfe angelegt bekam,damit sich die Gebärmutter zusammenziehen kann.Hat auch geholfen und ging zum Glück alles glatt.Natürlich habe ich große Angst davor,das so etwas nochmal passieren könnte...Mein Frauenarzt meinte ich solle ab der 30 Woche Heparin spritzen.Mein Neurologe kennt sich mit einer ambulanten Heparingabe nicht aus und hat noch einmal Rücksprache mit UNI in FFM gehalten.Die meinten,da der Schlaganfall ungeklärt wäre und Heparinspritzen eigentlich nur auf die Beine ansprechen würden,würden diese keinen Nutzen haben.Ich solle ASS 100 ab der 36.Woche einfach absetzen.Ich würde gerne noch einmal Ihre Meinung dazu hören und ob Sie damit Erfahrung haben.Kann ich evtl.falls es einen Kaiserschnitt geben sollte (was ich noch NIE hatte und auch nicht hoffe)eine PDA dann bekommen?Über eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar!Viele Grüße...


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Bonnie, mit Ihrer Vorgeschichte bedeutet eine weitere Schwangerschaft sicher ein nicht kalkulierbares Risiko, über das Sie zunächst einmal - auch vor dem Hintergrund, dass Sie ja schon 5 Kinder haben - mit den Experten vor Ort sprechen sollten. Eine Blutverdünnung mit ASS ist heute eigentlich obsolet. Das Mittel der Wahl ist ein niedermolekulares Heparin. Dazu sprechen Sie am besten mit einer kompetenten Einrichtung, die sich mit Gerinnungsstörungen auskennt. Ein solches Heparin wirkt systemisch und nicht nur in den Venen der Beine. Für den FAll, dass Ihnen diese Heparingabe neben Thrombosestrümpfen empfohlen wird, sollte dieses bis zum Ende des Wochenbettes fortgesetzt werden. Zur Frage Heparin und PDA kann ich folgendes sagen: die AWMF-Leitlinien der Fachgesellschaft für Anästhesiologie in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sagen dazu "klare Worte": Hier im folgenden die etwas gekürzte und hoffentlich verständliche Zusammenfassung dazu, die ich nach Rückfrage von einem Oberarzt für Anästhesiologie einer großen Universitätsklinik als Stellungnahme bekam: Die Durchführung von zentralen Nervenblockaden bei Patienten, bei denen eine Blutverdünnung durchgeführt oder geplant ist, bleibt kontrovers. Dennoch ist eine Durchführung solcher Nervenblockaden unter Beachtung der genannten Vorsichtsmaßnahmen, atraumatischer Vorgehensweise und einer individuellen Nutzen-Risiko-Analyse auch bei Patienten möglich, die perioperativ Antikoagulantien (z.B. Heparin) erhalten werden oder bereits haben. So stellt die Einnahme von Acetylsalicylsäure oder eine niedrig dosierte Thromboembolieprophylaxe mit unfraktionierten oder niedermolekularen Heparinen unter Einhaltung bestimmter Zeitintervalle keine Kontraindikation für ein Regionalanästhesieverfahren dar. Bei unfraktionierten Heparinen in prophylaktischer Dosierung sollte eine Zeitspanne von 4 h zwischen Heparingabe und epiduraler/spinaler Punktion eingehalten werden. Diese Zeitintervalle sind auch bei Entfernen eines Epiduralkatheters zu beachten, da das Risiko von Blutungskomplikationen hierbei genauso groß ist wie bei Anlage des Katheters. Im Anschluss kann unfraktioniertes Heparin bereits wieder nach 1 h verabreicht werden. Bei niedermolekularen Heparinen wird ein Zeitintervall von mindestens 8 h vor einer Punktion bzw. dem Entfernen eines Katheters empfohlen. Anschließend sollten niedermolekulare Heparine frühestens nach 4 h erneut verabreicht werden. Gerinnungsanalysen sind bei der Gabe von Heparinen in prophylaktischer Dosierung nicht erforderlich. Obwohl Acetylsalicylsäure und Heparingabe nicht mit einem erhöhten Blutungsrisiko einhergehen, ist bei der Kombination verschiedener Antikoagulantien Vorsicht geboten, da hierbei das Blutungsrisiko derzeit nicht abschließend beurteilbar ist. Weitere Möglichkeiten der Risikominimierung bestehen in einer möglichst atraumatischen Punktionsweise und der Bereitschaft, einen operativen Eingriff bei blutiger Punktion um mindestens 12 Stunden zu verschieben. Wie man sieht, ist es also nicht ganz entschieden und sollte immer im Einzelfall schon vorher mit der Abteilung für Geburtshilfe und Anästhesiologie abgesprochen und abgewogen werden. VB


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