Ju_liah
Guten Morgen Herr Dr. Karle, kurz zu meiner Vorgeschichte, ich habe in der 19. SSW einen Pessar aufgrund von Zervixinsuffizienz gelegt bekommen. Der GBH war danach immer stabil schwankend zwischen 2,5 und 3 cm und die Ärzte waren zufrieden. Gestern hatte ich einen normalen Kontrolltermin im Krankenhaus (Uni Mannheim) und es wurde nur ein ein GBH von ca. 0,6 cm und ein Fruchtblasenprolaps festgestellt. Ich war total geschockt, da vorher alles ok war.Habe weder Wehen noch Blutungen noch sonst irgendwelche Beschwerden. Ich habe um eine Notfallcerclage gebeten, aber die Ärzte meinten, das Risiko sei zu hoch. Ich wollte eigentlich von Anfang an eine Cerclage, aber das wollten die Ärzte nicht machen. Bekomme jetzt Lungenreife und hoffe auf ein Wunder. Was sind Ihre Erfahrungen dazu? Könnte es sich nochmal bessern? Wäre eine Bettruhe zu Hause möglich? Ich habe mich die letzten zwei Wochen etwas mehr bewegt, aber der Arzt meinte, das spielt keine Rolle. Ich habe noch einen 3-jährigen Sohn, der mich nicht besuchen darf. Es zerreißt uns allen das Herz. Vielen Dank! Freundliche Grüße
Guten Tag Ju_liah, das sind aber keine guten Nachrichten. Bei einem Fruchtblasenprolaps in der 25. SSW sollte man nicht zuhause sondern in der Klinik sein. Es besteht die Gefahr einer Infektion und eines frühen vorzeitigen Blasensprungs. Dann kann das Kind sehr schnell geboren werden und muss zeitnah in der Kinderklinik behandelt werden. Damit das Kind in einer so frühen SSW schon mal vorbereitet ist, wird eine Lungenreife durchgeführt. Nun zu der Frage Cerclage?! Das ist eine riskante Sache bei solch einem Befund. 1. Man muss sicher sein, dass keine Infektion in der Scheide ist, sonst schließt man diese mit ein und das Kind hat ein höheres Risiko mit einer Infektion auf die Welt zu kommen. 2. Man muss die Fruchtblase VORSICHTIG!!! nach oben schieben und dann den MM verschließen. Das ist ein sehr riskantes Manöver, bei dem die Fruchtblase plötzlich springen kann. 3. Wenn es zu Blutungen kommt, dann hält die Cerclage evtl. doch nicht. Zu der Frage, ob man eine prophylaktische oder eine frühzeitigere Cerclage hätte machen können, kann und möchte ich hier keine Stellung nehmen. Die Entscheidung ist ja bereits gefallen. Ehrlich gesagt muss man in einer solchen Situation ganz fest die Daumen drücken, strenge Bettruhe konsequent einhalten und auf ein kleines Wunder hoffen. Jede Woche, die das Kind im Bauch ist, ist ein Gewinn. Ziel sollte erstmal die 30-er Wochen sein. Dann ist die kinderärztliche Prognose schon deutlich besser. Das ist eben noch ein langer, nervenzehrender Weg. Gestatten Sie mir hier eine persönliche Anmerkung: Ich weiß das aus eigener Erfahrung! Meine Frau hat es so bis in die 35. SSW geschafft und alles ist gut ausgegangen (übrigens auch in der Uni Mannheim;-) Auch hier konnte unser 3 Jähriger die Mama nicht besuchen. Daher kenne ich den Schmerz, wenn das Herz kurz vor dem zerreißen ist. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft in den nächsten Wochen und haben Sie Vertrauen in die behandelnden Ärzte. Ihr Dr. Christian Karle
Ju_liah
Hallo Herr Dr. Karle, vielen Dank für Ihre freundliche Rückmeldung. Ich bin gerade etwas irritiert und muss mich nochmal an Sie wenden. Seit gestern wurde ich nicht mehr untersucht, da hieß es strikte Bettruhe, C Mobilisierung, hat ein Oberarzt ausgesprochen. Eben kam eine Krankenschwester rein und ließ mir von einer Oberärztin, die ich nicht kenne und mich nicht untersucht hat, ich wäre auf B-Mobilsierung umgestellt und könnte mich im Zimmer frei bewegen. Ich war sehr irritiert und die Schwester bat mir ein Gespräch mit der Ärztin an, was ich dankend annahm. Die Ärztin hatte jedoch keine Zeit und meinte wohl nur am Telefon, ich soll es so hinnehmen, Sie hätten sich meine Unterlagen angeschaut. Es handelt sich bei beiden um Oberärzte, die Dame hat mich jedoch nie gesehen. Vielleicht können Sie verstehen, dass ich irritiert bin. Ich habe wirklich Angst, dass die häufigen Toilettengänge negative Auswirkungen haben könnten. Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll. Muss ich der Anordnung Folge leisten? Vielen Dank für eine erneute Rückmeldung. Freundliche Grüße
Zwei Ärzte, 2 Meinungen. Das Spiel kennt man. Sie müssen sich nicht mobilisieren, wenn ihnen das zu unsicher ist und der eine Oberarzt das ja auch so angeordnet hat. Da ich Sie ja auch nicht untersucht habe, kann ich auch schwer sagen, wer von beiden recht hat. Es ist aber immer besser auf den Arzt zu hören, der den Fall am besten kennt und idealerweise auch untersucht hat. Lassen Sie sich nicht verunsichern und fragen Sie immer nach, wenn es Ihnen komisch vorkommt und lassen Sie sich nicht abweisen. Wenn ein Arzt/Ärztin die Anordnung ändert, sollte derjenige das auch mit Ihnen persönlich besprechen und es Ihnen erklären. Die Daumen sind gedrückt. Vg Dr Christian Karle
Ju_liah
Guten Morgen Herr Dr. Karle, mittlerweile wurde ich nochmal untersucht und zwar von der besagten Oberärztin (Fr. Dr. Filsinger) von gestern, die ich noch nicht kannte. Es kam das gleiche wie am Mittwoch raus, es wurde jedoch noch eine Pilzinfektion festgestellt, was damit anscheinend aber nicht unbedingt was zu tun hat. Würden Sie das auch ausschließen, dass der Pilz etwas mit dem Prolaps zu tun haben kann? Oder wäre das vielleicht doch möglich? Vaginalabstrich steht aber immernoch aus. Nachdem ich mich jetzt schon darauf eingestellt hatte, hier Wochen verbringen zu müssen, hat sie mir eben gesagt, dass sie meine Entlassung für Montag planen. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Ich kenne niemanden der mit einem Prolaps in der 25. SSW so schnell wieder entlassen wurde. Sie meinte nur Bettruhe wäre kontraproduktiv und birgt andere Risiken. Natürlich soll ich mich aber schonen. Meine Frauenärztin hat immer auf möglichst viel Liegen plädiert. Ich bekomme schon Bauchschmerzen, wenn ich dran denke, dass ich dann wieder ständig zur Kontrolle muss und oft zwei Stunden mit Termin warten muss. Das kann doch bei dieser Diagnose nicht zielführend sein. Der innere Muttermund war wohl 2 cm offen, der äußere 1,8 cm, wenn ich mich nicht täusche. Keine Wehentätigkeit. Sie meinte, das wäre ein schmaler Prolaps, das Pessar würde gut unterstützen. Ich hoffe einfach, ich kann der Ärztin vertrauen. Es ist alles sehr aufwühlend, innerhalb von so kurzer Zeit, so unterschiedliche Aussagen zu erhalten. Vielen Dank für Ihre Unterstützung, das hilft mir wirklich sehr. Meine Frauenärztin ist leider im Urlaub. Freundliche Grüße
Tanja_14
Hallo Ju_liah! Ich liege zurzeit auch wegen eines Fruchtblasenprolaps in der 28 Ssw im Krankenhaus. Ich würde mich freuen, wenn wir uns etwas austauschen können. Liebe Grüße Tanja