Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

frage zu fehlgeburten und Ursachen

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: frage zu fehlgeburten und Ursachen

Mitglied inaktiv

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Hallo, also ich habe folgendes Problem, ich hatte im Dezember bereits die 9.FG. Es war die 10.SS, die erste ss war völlig Problemlos und in der 36.SSW kam mein Sohn gesund zur Welt (im März 2000). DIe erste Fg war im Oktober 2001, die letzte wie gesagt im Dezember. Nun wurde schon ziemlich viel bei mir untersucht, humangentik, gebärmutterspiegelung, hormone ect. Bisher sagten die Ärzte mir ich habe ein Faktor-V-Leiden, und müsse während der ss heparin spritzen, das tat ich auch in 2 ss aber es ging trotzdem schief. Auch fand man heraus das ich Mutationen in einem Gen habe, wodurch ich ein Folsäuremangel habe. Mein Mann hat auch schon ein spermiogramm machen lassen, welches sehr gut ausfiel. Nun waren wir im Januar diesen Jahres in Rüsselsheim und sind dort nochmal gründlich utnersucht worden, es wurde aber nichts gefunden, selbst das Faktor-V-Leiden habe ich gar nicht. Wie kommt es denn das mir die Ärzte bisher sagten das ich dieses Faktor-V-leiden habe? Ich habe nachdem die Ergebnisse da waren, mit dem Prof. am telefon gesprochen, er meinte das einzige was komisch wäre das ich antikörper habe, die man eigentlich nur hat wenn man ss ist, oder wenn man eine aktive Immunisierung hatte (war zu dem zeitpunkt weder ss noch hatte ich eine aktive Immunisierung) Und zwar steht im Bericht: Antipaternale Antikörper (schützende Antikörper) positiv (IPI-Test, LCT-Test) T-Lymphozyten CD3 77,7%. Woher kommen denn diese Antikörper? Kann das sein weil wir halt schon ein gemeinsames Kind haben? Und ist es richtig das die Antikörper nichts mti den FG zu tun haben? (war so verwirrt am Telefon, weiß nicht ob ich alles richtig verstanden habe) Nun kam gestern Ergebnisse von der Humangenetik (das Blut dafür wurde auch in Rüsselsheim abgenommen, ist die 2.humangenetische Untersuchng, die erste war vor 2 1/2 Jahren) Dort steht nun: Es wurden Mutationen im MTHFR-Gen in beiden Genen (homozygot) nachgewiesen. DIese Mutation kann sich auswirken, wenn duch einen Folsäuremangel ein Überschuß an Homozystein im Blut auftritt, der zu Blutgefäßwandveränderungen und damit zu einem erhöhten Risiko für Gerinnsel führt. Eine Bestimmung des Homozysteins im Blut wäre daher wichtig, sollte der Wert zu hoch sein, könnte er eventuell durch die Einnahme von Folsäure gesenkt werden. Wie muß ich das nun verstehen, muß ich Folsäure jetzt schon nehmen? Oder soll ich den Wert erstmal überprüfen lassen? Ich kann zwar dort anrufen, werde aber bestimmt erst Anfang der Woche dort jemand erreichen. In dem Brief waren auch die vergrößerungen der Gene? (weiß nicht wie ich das nennen soll) von meinem Mann udn von mir, nun habe ich mal verglichen und es sind bei uns grundverschiedene Gene vorhanden. Es soll ja als Ursache für Fg sein wenn sich die Gene der Partner zu ähnlich sind, kann ich nun anhand der Bilder davon ausgehen, das es nicht daran liegt? Und die letzte Frage, da ja nun nichts weiter bei mir gefunden wurde, meinte meine Hausärztin das die FG auch durch die Psyche verursacht werden. Ich habe ja wirklich immer gedacht es liegt eine Ursache vor, und bin auch immer mti negativen Gedanken in eine ss gegangen, weil ich halt immer gedacht hab es muß ja wieder schief gehen. Ich habe im Bekanntenkreis erfahren das auch eine Frau mit vielen FG, wo keine Ursache gefunden wurde, beim Psychologen war, und danach ging es wirklich gut, inzwischen hat die Frau 3 gesunde Kinder. Ich habe mir inzwischen auch ein Termin beim Psychologen geholt, habe auch am DOnnerstag bereits den ersten Termin. Aber wie kann es sein das die Psyche solch eine Rolle spielt, und das es dadurch zu einer FG kommt??? Ich bedanke mich im Vorraus fürs beantworten, und entschuldige mich für den langen Text. Sie geben sich wirklich viel Mühe mit dem beantworten, finde ich wirklich klasse. LG Annika


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Annika, 1.die häufigste Ursache für eine frühe Fehlgeburt sind genetische Störungen, dann folgen anatomische Ursachen, Infektionen und Medikamente. Auch können sowohl Gerinnungsstörungen als auch immunologische Ursachen eine Rolle spielen. Die Psyche als Ursache von solch gehäuft auftretenden Fehlgeburten ist sicher sehr sehr unwahrscheinlich und unter Kenntnis, dass es eine nachgewiesene Gerinnungsstörung im Sinne eines homozygoten Defektes des MTHFR-Gens gibt, scheint die Psyche hier schon fast ausgeschlossen. Die Devise sollte hier doch immer sein, unter Berücksichtigung der klinischen Befunde nach wahrscheinlichen Ursachen zu suchen und eine unnötige Diagnostik und Therapieversuche zu vermeiden, wenn sie nicht zielführend zu sein scheinen. 2.Eine Mutation im MTHFR - Gen ( Methylentetrahydrofolat-Reduktase ) kommt in homozygoter Form bei rund 11 % der Bevölkerung vor und führt in der Regel zu einer Homocysteinämie (erhöhter Spiegel an Homocystein), die als Risikofaktor für venöse Thrombosen, Schlaganfälle und koronare Herzerkrankungen und gehäufte Fehlgeburten angesehen wird. Dieses muss bei der heterozygoten Form nicht der Fall sein; hier ist das Thrombose/Fehlgeburtsrisiko dann erhöht, wenn der Homocysteinspiegel erhöht ist. Im Zusammenhang mit einem erhöhten Homocysteinspiegel wird eine größere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Neuralrohrdefektes genannt. Frauen, die ein erhöhtes Risiko für ein Kind mit einem Neuralrohrdefekt tragen, sollten bereits präkonzeptionell (vor Eintreten der Schwangerschaft ) bis zum Ende des I. Trimenons Folsäure in einer Dosierung von 5 mg pro Tag erhalten. Es wäre dann auch vor Ort zu besprechen, ob man diese Störung, die individuell eben unterschiedlich ausgeprägt sein kann, so einschätzt, dass man in einer Schwangerschaft auch Maßnahmen zur Verdünnung des Blutes ergreift. Hier ist es dann sehr ratsam entweder über den Frauenarzt /Frauenärztin mit einem Speziallaboratorium, das sich in der Diagnostik der Thrombophilien gut auskennt, oder über eine entsprechend erfahrene, klinische Einrichtung abzuklären, ob eine solche Schwangere schon von Beginn der Schwangerschaft an neben Kompressionsstrümpfen auch ein Mittel zur Blutverdünnung benötigt. Die prophylaktische Verabreichung niedermolekulare Heparine in der Schwangerschaft kann schon als recht sicher bezeichnet werden. Mögliche Nebenwirkungen unter einer solchen Therapie treten selten auf, sollten aber bedacht werden: es kann zum Abfall der Blutplättchen kommen oder Blutungen hinter dem Mutterkuchen, beim Kind sind keine negativen Folgen zu erwarten. 3. Inwiefern die von Ihnen aufgeführten Antikörper hier überhaupt noch eine klinische Rolle spielen, vermag ich nicht einzuschätzen. Da immunologische Ursachen zumindest extrem selten sind und es hier nur wenige Erfahrungen gibt, wäre hier ggf. eine universitäre Einrichtung in der Lage, dazu Stellung zu beziehen. VB


Mitglied inaktiv

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Guten morgen! Erst einmal muss ich dir sagen wie schockiert ich darüber bin das du mit 9 FG fertig geworden bist! Ich bin echt erstaunt, konnte garnicht mehr aufhören zu lesen! Lass dich aber durch sowas nicht unterkriegen, sei stark und denk Positiv! Ich kann mir sehr gut vorstellen das es echt nicht leicht war oder ist wenn man so viele Tests über sich ergehen lassen muss! Ich hoffe für dich das sich das alles ganz schnell aufklärt und du vielleicht noch eine zweite Chance hast ein Baby zu bekommen! Ich musste meine Meinung einfach mal schreiben, echt klasse! Von mir auf jeden fall für die Zukunft viel viel Glück! lg kerstin1984


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Hallo Annika, sicher spielen psychische Faktoren bei einer SS eine Rolle, aber diese für neun FG verantwortlich zu machen, halte ich für fast unmöglich. Dann dürften in Kriegs-, Notzeiten oder während Trennungen, nach Vergewaltigungen etc. keine Kinder zur Welt kommen. Ein Psychotherapeut kann Dich sicher bei der Bewältigung dieser Situation unterstützen, aber eine Garantie für ein gesundes Kind sehe ich darin auch nicht. In Rüsselsheim bist Du in guten Händen. Ich drücke Dir alle Daumen. Liebe Grüsse, Regine mit sechs Sternchen


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Hallo, danke für deine Antwort, aber wie kann es dann sein das dies bei einer bekannten so war? und die hatte auch viele FG, außerdem habe ich auch auf diversen Internetseiten darüber gelesen. Klar sind die in Rüsselsheim super, aber ich habe ja mit dem Prof. gesprochen, nachdem die Ergebnisse da waren, und er meinte viel kann er auch nicht machen, weil es wurde ja alles, auch die immunologische seite, ausgeschlossen. Liebe Grüße


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