Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Erst-Trimester-Screening

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: Erst-Trimester-Screening

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Dr. Bluni Ich bin 26 Jahre alt und es ist meine erste Schwangerschaft und jetzt bin ich etwas verunsichert, weil meine Frauenärztin meint ich soll eine Erst-Trimester-Screening machen lassen. In meiner Familie gibt es keine Auffälligkeiten oder Fehlbildungen. Meine Frage ist jetzt, ist es dann überhaupt nötig diesen Test machen zu lassen, hab das gefühlt es geht nur um die Privatleistung die damit abgerechnetwerden kann. Was würden Sie mir raten?? Kann man nicht auch durch die Kassenleistungen unauffälligkeiten feststellen? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen Grüße


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

Liebe Steffi, 1. selbstverständlich wird auch im Rahmen der Ultraschalluntersuchungen, die von der Gesetzlichen Krankenkasse vorgesehen sind, nach Besonderheiten geschaut. Dieses wird in sehr vielen Fällen auch völlig reichen. 2. Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik zum Ausschluss oder Risikoeinschätzung genetischer Störungen und Missbildungen) ist sicher immer mehr auch ein sehr sensibles Thema, bei dem die objektive Information und Aufklärung durch Frauenärztin/Frauenarzt im Vordergrund stehen sollte, wenn die schwangere Frau dieses anspricht oder sich aus der Vorgeschichte die Notwendigkeit ergibt, darüber zumindest zu sprechen. Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer unabhängigen genetischen und ggf. psychosozialen Beratung in einer unabhängigen Einrichtung. Bestandteil der Aufklärung/Information von Frauenärztin/Frauenarzt zu diesem Themenkomplex sollte immer auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen, Grenzen der Verfahren und Risiken sein, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Es steht meines Erachtens also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimesterscreening, differenzierter Organultraschall/Missbildungsultraschall um die 22. SSW sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Über den Triple-Test muss man zumindest informieren; empfehlen kann man dieses Verfahren kaum mehr. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Bitte nicht vergessen: 1.der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. 2. mit der Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie können nicht alle genetischen Störungen, Stoffwechsel-, Muskel- oder Erbkrankheiten erkannt werden. Sofern das genetische Ergebnis der Amniozentese/Chorionzottenbiopsie unauffällig ist, werden damit Erkrankungen und Fehlbildungen des Ungeborenen nicht ausgeschlossen. Dazu können u.a. Herzfehler, Spaltbildungen im Gesicht, Fehlbildungen, wie z.B. Extremitätenfehlbildungen und auch geistige Behinderungen oder Stoffwechselkrankheiten gehören. Denn solche Fehlbildungen und Erkrankungen sind nicht zwangsläufig mit einer erkennbaren Abweichung im Chromosomensatz verbunden. Eine Garantie für ein Kind ohne eine genetische Erkrankung kann keine Methode der Pränataldiagnostik geben. Pränatale Diagnostik wird eben zur Identifizierung diagnostizierbarer Probleme unter klarer Indikation angewendet. 3.Die hohe Zuverlässigkeit der Nackentransparenzmessung oder des Ersttrimesterscreenings hängt sicher ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung des Untersuchers, sowie des Ultraschallgerätes ab. Dieses setzt deshalb voraus, dass es sich bei dem Untersucher/Untersucherin um einen entsprechend der Vorgaben der Fetal Medicine foundation in London zugelassenen und qualifizierten Arzt handelt. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Fragen Sie also vorher nach der Qualifikation und der Häufigkeit, mit der dieses Verfahren vom Anbieten denn durchgeführt wird! 4.neben den üblicherweise drei vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft wird bei besonderen Indikationen (Risiko aus der Vorgeschichte oder dem Alter, Auffälligkeiten, Wachstumsretardierung, andere Besonderheiten) ein so genannter differenzierter Organultraschall/Feinultraschall/Missbildungsultraschall zwischen der 19. + 23. SSW von einem Arzt mit entsprechender Qualifikation in der Pränataldiagnostik durchgeführt. Meist in einer Spezialpraxis oder einem Perinatalzentrum. Hierbei schaut der Untersucher/in nach der kindlichen Aktivität, dem Bewegungsmuster, dem Profil des Gesichts der Fruchtwassermenge und der Plazenta. Darüber hinaus wird nach sichtbaren Fehlbildungen im Bereich der Weichteile, Organe, Knochen, des Zentralnervensystems, des Herzens und der Extremitäten geschaut. Gegebenenfalls wird auch die Versorgungslage des Kindes mit Hilfe eines Dopplers ergänzend durchgeführt. Wichtig in dem Zusammenhang ist aber , dass ein Ausschluss von Chromosomenanomalien per Ultraschall als Alternative zu einer invasiven Diagnostik (wie der Fruchtwasserpunktion, Chorionzottenbiopsie oder der Nabelschnurblutentnahme ) nur beschränkt durch den Nachweis von charakteristischen, aber nicht obligatorisch vorhandenen Hinweiszeichen auf Chromosomenanomalien möglich ist. VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Dr. Bluni, da ich nicht in Deutschland lebe und dadurch sämtliche Kommunikation mit meinem FA immer auf einer Fremdsprache basieren, bleiben manchmal einfach noch Fragen offen und ich hoffe, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen können. Ich hatte vor ein paar Tagen mein "Ersttrimesterscreening" und es waren weder bei der Nackenfalte, noch ...

Guten Tag, ich hatte in der vergangenen Woche (13. SSW) ein unauffälliges Erst-Trimester-Screening (NT gering, Risiko für Trisomie 21, 18 u. 13 sehr gering, organische Befunde normal). Allerdings macht mir die Herzfrequenz meines Kleinen ein wenig Sorgen: Bei einer SSL von 64 mm betrug diese gerade einmal 145 SpM und liegt damit – laut d ...

Sehr geehrter Herr Bluni, ich stehe vor der Frage, ob ich den zweiten Schall bei meinem Gyn oder als STS gleich in einem Zentrum für Pränataldiagnostik machen lasse. Wo liegen die Unterschiede vom Standardschall zum Feinultraschall? Mein Gyn hat ein sehr gutes Ultraschallgerät, wie ich finde. Man konnte in der 10.SSW bereits die Fingerchen erk ...

Hallo Herr Dr. Bluni, ich habe nächte Woche 18+3 die 2. Trimester Untersuchung. Bisher letzter Stand bei 15+6 alles in Ordnung und nichts aufällig. Kann ich davon ausgehen das wenn bei 15+6 alles ok war auch bei 18+3 nichts gravierendes mehr gefunden wird an Fehlbildungen oder sonstiges? Ich habe Typ 1 Diabetes Anfang der Schwangerschaft hatt ...

Hallo Hr. Dr. Bluni, ich war gestern bei 13+0 und Gemini-Schwangerschaft bei meinem Gynäkologen zur NT-Messung. Im Ultraschall war soweit alles in Ordnung und normal entwickelt. NT war einmal 1,4 und einmal 1,6. Ich bin 35 Jahre und das Risiko für Trisomie 21 und 18 wurde nach den Messungen deutlich niedriger, das für Trisomie 13 stieg allerdin ...

Guten Tag Herr Dr. med. Vincenzo Bluni, ich bin jetzt in der achten SSW und beim nächsten Termin soll ich sagen ob ich die Untersuchung zur First Trimester machen möchte. Ich bin jetzt 27 Jahre und erste Schwangerschaft . Würden Sie mir das empfehlen? Ich möchte es nicht so gerne machen es ist auch mit Risiken verbunden. Bitte um eine schnelle ...

Hallo Herr Dr. Bluni, Heute war ich bei 12+5 zum First-Trimester-Ultraschall. Nackenfalte 2 mm, ansonsten auch alles normal. Adjustiertes Risiko für Trisomie 21 liegt bei 1:2915. Die dazugehörige Blutabnahme für die Biochemie erfolgte bereits vor 3 Wochen in SSW 9+5. Nun die Frage, ob die Blutabnahme nicht zu früh erfolgte und die Werte somit ni ...

Sehr geehrte Herr Dr. Bluni, Ich bin gerade in der 11+2 SSW und im alter von 21 Jahren, der Vater des Kindes ist gerade 30 geworden. Leider musste ich beim letzen Screening erfahren, dass mein Kind eine Nackentransparenz von 3,89 mm auffweist sowie Ductus Venosud Piv : 2,030. Sonst sind keine weiterem Auffälligkeiten bekannt. Es wurde sofort im ...

Sehr geehrter Dr.Bluni, heute war ich bei Ssw 18+3 beim Frauenarzt zum 2. Trimester Screening. Mein Arzt sagte es sei alles in Ordnung. Nur verwirren mich die Messwerte etwas. Diese lauten: BPD: 4,6 (19+6) KU: 15,5 (18+3) AU: 14,0 (19+3) FL: 2,9 (19+0) Bis auf den Kopfumfang passen die Werte ja soweit zusammen. Was kann das aussagen, ...

Hallo, Ich hatte gestern das 1. Trimester Screening Ich bin in der Ssw 12+3 und 38 Jahre Alles war soweit ok nur die Nackenfalte war mit 4,16cm auffällig. Bei der bauchdecke sei auch was, aber das konnte die Ärztin nicht sagen was. Man müsste da beim nächsten mal genauer nachschauen. Die Bluteergebnisse waren sehr gut. Nun habe ich natü ...