Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Erneute SS nach komplikationen in der SS vor 5 Jahren...und 5 Mon. Einnahme von ERGENYL Chrono 300!!!

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Erneute SS nach komplikationen in der SS vor 5 Jahren...und 5 Mon. Einnahme von ERGENYL Chrono 300!!!

Mitglied inaktiv

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Lieber Dr. Bluni! Ich habe zwei Fragen an Sie! Vor fünf Jahren habe ich eine gesunde Tochter zur Welt gebracht. Dies allerdings nach zweimonatigem Liegen, da der Muttermund sich durch vorzeitige Wehentätigkeit auf 4cm geöffnet hatte, und ich Blutungen hatte. Dann wurde in der 38. SSW nach drei Std. Wehentropf, ein Not-Kaiserschnitt gemacht, weil die Herztöne von Celine ständig weggingen. Ende letzen Jahres bekam ich einen epileptischen Anfall. Mein Kopf wurde geröngt, und da stellte sich heraus, dass ich ein tumorähnliches "Dingen" im Kopf habe. Diesem wurde eine Probe entnommen. Leider weiss keiner was es war- ein Tumor, wie zuerst vermutet war es aber Gott sei Dank nicht. Im Mai war die letzte Kontrolle, und es ist tatsächlich weg. Auch hatte ich keine Anfälle mehr. Ich habe bis vor zwei Monaten zur Prophylaxe Antiepileptika genommen, und zwar ERGENYL Chrono 300. Davon habe ich 300 mg/24 Std. genommen. Das EEG war seit dem letzen und einzigen Anfall immer unauffällig.Der Doc sagt- gerade so, als sei nie etwas gewesen. Ich würde nun gerne ein zweites Kind bekommen. So, nun endlich meine Fragen: 1. Muss ich damit rechnen, wieder eine komplizierte SS zu haben, und sehr wahrscheinlich wieder einen Kaiserschnitt? 2. Wann dürfte ich mit der Vorgeschichte eine erneute SS planen. Sind Risiken für die Gesundheit meines Babys zu erwarten? Sollten irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden in der SS (evtl. Fruchtwasseruntersuchung ect.)? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen! Liebe Grüße Yosy P.S.: Gibt es evtl. andere, die ähnliches erlebt haben, und auch Schwanger wurden? Über Antworten von Euch würde ich mich auch sehr freuen!!


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Yosy, sicher müssen hier erst mal einige Dinge unterschieden werden: der Verlauf der ersten Schwangerschaft mit vorzeitigen Wehen Kaiserschnitt, der fragliche Tumor und die Notwendigkeit zur Einnahme von Antiepileptika mit den damit verbundenen Risiken und Konsequenzen. 1.liebe Natalia, Zu beantworten sind bei der Frage, ob bei einer Folgeschwangerschaft erneut ein Kaiserschnitt erfolgt, die folgenden Fragen: 1.warum wurde der Kaiserschnitt gemacht? Wie war der Geburts-und Wehenverlauf? 2. Gibt es bei der folgenden Schwangerschaft besondere, geburtshilfliche Risiken bei der Frau und während der Schwangerschaft? 3. Wie schwer ist das folgende Kind ungefähr bei Geburt? 4. Wie sind die Bedürfnisse der Eltern hinsichtlich des Entbindungsmodus? 5. Was empfehlen Frauenarzt/ärztin und die Entbindungsklinik den Eltern, auch im Hinblick auf die Vorerkrankung? 2. Vorzeitige Wehen in der vorherigen Schwangerschaft sind sicher ein erhöhtes Risiko für das erneute Auftreten vorzeitiger Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit, wobei ich dieses so zahlenmäßig nicht benennen kann. Wichtig bei einer Folgeschwangerschaft ist dann neben der ausreichenden Aufklärung durch den FA das Gespräch über die mögliche und sinnvolle Diagnostik: Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen; Ausschluss bakterieller Besiedlungen der Scheide, ph-Wert_Kontrollen, prophylaktische Einnahme von MAgnesium, Ausschluss einer vorzeitigen Wehentätigkeit und Verkürzung des Gebärmutterhalses. 3.Ob und wann der Frau zu einer erneuten Schwangerschaft geraten werden kann, hängt auch von der Einschätzung des Neurologen/Neurochirurgen ab. 4.allgemein kann man sagen, dass bei einer Epilepsie in der Schwangerschaft in einem Drittel der Fälle der Krankheitsverlauf besser, in einem Drittel schlechter und bei dem restlichen Drittel unverändert ist. Unter der entsprechenden, medikamentösen Einstellung und engmaschigen Betreuung durch einen Frauenarzt/ Frauenärztin und auch Neurologen, kann der Verlauf und auch die Geburt ganz normal verlaufen. Eine Verschlechterung des Verlaufes der Epilepsie lässt sich folgendermaßen erklären: Eine Zunahme des Körpergewichtes führt zu Veränderungen der Volumenverteilung durch Einbeziehung des plazentaren und fetalen Verteilungsraumes und einer veränderten Aktivität der kindlichen und mütterlichen Leber. Dies kann zur relativen Unterdosierung der eingenommenen Medikamente führen. Deshalb ist eine engmaschige gemeinsame Betreuung der Patientin durch Frauenarzt/ärztin und Neurologen zu empfehlen, bei der auch die Serumspiegel der Medikamente regelmäßig kontrolliert werden, um Unterdosierungen und damit Anfallshäufungen als auch unnötig hohe Medikamentendosen zu vermeiden. Der Status epilepticus in der Schwangerschaft ist sehr selten, stellt dann aber eine lebensbedrohliche Gefährdung dar. Deshalb sollte eine krampfhemmende Therapie auf jeden Fall weitergeführt werden. Alle krampfhemmenden Mittel passieren die Placenta (Mutterkuchen), gehen auf das Kind über und haben in aller Regel teratogene Effekte (fördern ganz bestimmte Missbildungen). Das Risiko von Anomalien bei Kindern, die krampfhemmenden Medikamenten ausgesetzt sind ist dreimal höher als in der Restbevölkerung. Das fetale Hydantoin-Syndrom (in Verbindung mit Phenytoin) betrifft ca. 3-5% der dem Medikament ausgesetzten Kinder. Es geht einher mit mentaler Retardierung, Wachstumsretardierung, Anomalien des Gesichtsschädels und der Extremitäten. Eine milder ausgeprägte Form kann in 8-15% d. Fälle vorkommen, wird jedoch bei den Kindern nur durch eine sorgfältige neurologische Untersuchung entdeckt. Spätestens in der 20. Schwangerschaftswoche sollte bei der werdenden Mutter eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, um das Risiko einer möglichen Fehlbildung auszuschließen. Auf diese Weise können u.a. Geburtsmodalitäten (z.B. Kaiserschnitt) frühzeitig geplant werden. Wichtig: Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten alle Frauen mit einem solchen Risiko (z.B. Patientin mit Epilepsiemedikamenten, Kindern mit einer Spina bifida oder ähnlicher Fehlbildung) täglich 5 mg Folsäure einnehmen. Die Schwangere sollte vor Beginn einer Schwangerschaft über diese Probleme der Medikamenteneinstellung und der erhöhten Rate von Missbildungen unter der Medikation ausführlich mit dem Frauenarzt und Neurologen sprechen. Die Kinder von Frauen die mit der Gabe enzyminduzierender Antiepileptika behandelt werden ( Carbamazepin, Phenytoin, Primidon, Phenobarbital ) haben ein erhöhtes Risiko von Blutungen durch einen Mangel an Vitamin- K- abhängigen Gerinnungsfaktoren. Frauen die diese Medikamente nehmen, sollten nach Ansicht einiger Experten prophylaktisch ab etwa der 36. SSW mit Vitamin K (Konakion) 20mg oral vor der Geburt behandelt werden. Für Interessierte gibt es bei der Firma Novartis (tel. 0911-273-0) eine sehr informative Broschüre zu Epilepsie und Schwangerschaft . Auch über die Firma GlaxoSmithKline in München (Tel. 089-360440) gibt es eine sehr interessante Broschüre für Frauen mit Epilepsie und deren Bedeutung für Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft und Wochenbett. VB


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Sehr geehrter Dr. Bluni! Erst einmal möchte ich Ihnen für die ausführliche Antwort danken. Sie haben mich allerdings in einem Punkt missverstanden. Ich nehme seit einigen Wochen keine Medikamente mehr. Vorher nahm ich Valproatsäure ( Ergenyl chrono 300) ein. Das Medikament wurde unter Anleitung meines Neurologen stufenweise abgesetzt. Das EEG vor ca. 2 Wochen war ohne Komplikationen. Nun schreiben Sie, dass es in der SS zu Anfallshäufungen kommt? Also, es ist natürlich nicht sicher, dass ich überhaupt Epileptiker bin, da die Ursache für den Anfall in dem Tumor, der ja nun entfernt, ist gelegen haben kann.... Mit freundlichen Grüßen Yosy


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