Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Cytomegalie - Wie nun weiter

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Cytomegalie - Wie nun weiter

Mitglied inaktiv

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Hallo Herr Bluni, ich bereits vor 2-3 Wochen geschrieben bzgl einer möglichen CMV-Infektion. Leider hat sich vorstern der Verdacht bestätgt. Ich habe eine Primärinfektion (innerhalb der letzten 20 Wochen) und bin in der 19.SSW. Nächsten Mittwoch findet eine Feindiagnostik + evt. Fruchtwasseruntersuchung statt. Ich habe solche Angst. Wie sehen die Chancen bzw. Risisken für meine Baby. Sind auch schon gesunde Kinder zur Welt gekommen, trotz derrtiger Diagnose. Wenn die Feindiagnostik keine Auffäliigkeiten zeigt, gibt es eine mögliche Behandlung. Was kann bei dem Ergebnis der Fruchtwasseruntersuchung rauskommen. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe so gehofft, dass das Ergebnis anders ausfällt - ich habe solche Angst um mein Baby. Vielen Dank für Ihren Rat Viele Grüße Carina


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Carina, das tut mir sehr leid, dass sich eine frische Infektion bei Ihnen bestätigt hat, aber wir können dennoch Hoffnung machen, da eben auch bei frischer Infektion nur in einer überschaubaren Anzahl es zu Beeinträchtigungen des Kindes kommen wird: Infektionsrisiko im Fall einer Primärinfektion mit dem Cytomegalievirus der Mutter im 1. Schwangerschaftsdrittel wird mit einer Infektionsrate beim Kind von 10 bis 20% gerechnet. Wenn das Kind infiziert ist, beträgt das Schädigungsrisiko 10%. (Collinet, A. et al.) Die perinatal (unter der Geburt) oder beim Stillen entstandenen neonatalen Infektionen verlaufen in der Regel asymptomatisch und verursachen keine bleibenden Schäden. Nur etwa 1% der Neugeborenen von seropositiven Müttern sind nach mütterlicher Reinfektion in der Schwangerschaft kongenital infiziert. Davon sind jedoch nur wenige Kinder symptomatisch. (Fowler et al., 1992). Wenn das Risiko auch deutlich geringer ist, so kann es vorkommen, dass auch Neugeborene nach Reinfektionen der Mutter mit dem Virus symptomatisch werden, z.B. mit Beteiligung des Zentralnervensystems und entsprechend erkranken (Ahlfors et al., 1999; Boppana et al., 1999; Morris et al., 1994). Infektionsnachweis In spezialisierten Zentren kann heute durch den Virusnachweis im Fruchtwasser und den Virus- und IgM-Antikörpernachweis im fetalen Blut unter Einbeziehung der Sonographie versucht werden, eine fetale Infektion festzustellen. Deshalb sollte die weitere Diagnostik in solchen Fällen immer in Zusammenarbeit mit einem solchen Zentrum erfolgen. Wird eine frische CMV-Primärinfektion nachgewiesen, so sollten Ultraschallkontrollen DEGUM ll/lll ab der 19. SSW durchgeführt werden. Die pränatale Diagnose einer fetalen Infektion ist durch CMV-DNA und Schnell-Virusnachweis in Zellkultur aus Fruchtwasser ab der 21. SSW und > 7-8 Wochen nach dem mütterlichen Infektionszeitpunkt möglich. Folgen Die transplazentar erworbene kongenitale Zytomegalie ist mit etwa 1 % aller Geburten die häufigste der intrauterinen viralen Infektionen. Die perinatal (unter der Geburt) oder beim Stillen entstandenen neonatalen Infektionen verlaufen in der Regel asymptomatisch und verursachen keine bleibenden Schäden. Nach einer Erstinfektion der Schwangeren muss in etwa 40 % und nach wiederholter Infektion in unter 5 % mit einer transplazentaren (über die Plazenta) Infektion des Fetus gerechnet werden. Die infizierten Kinder zeigen in 10 % bei der Geburt Symptome wie niedriges Geburtsgewicht, Hepatosplenomegalie (vergrößerte Leber und Milz), Petechien (Hautblutungen), Thrombozytopenie (erniedrigte Blutplättchenzahl), Ikterus (Gelbsucht) und Mikrozephalie (einen zu kleinen Kopf). Diese primär symptomatischen Kinder haben eine Sterblichkeit um 30 % und entwickeln in über 90 % Spätfolgen wie Hörverlust, Mikrozephalie und eine geistige und körperliche Retardierung. Infizierte Kinder, die nach der Geburt unauffällig sind, zeigen in etwa 10 % der Fälle Spätfolgen. Die seltenen fetalen Infektionen nach erneuter Erkrankung der Schwangeren führen nach der Geburt zu keinen Komplikationen, sind aber in etwa 5 % mit Spätfolgen wie einem Hörverlust verbunden. Therapieoptionen Eine Therapie ist in aller Regel nur bei Erstinfektion in der Schwangerschaft notwendig, da es bei einer wiederholten Infektion (Reaktivierung von endogenem Virus oder Reinfektion mit einem anderen Stamm) eine Therapie derzeit nicht indiziert ist. Die fetale Infektionsrate ist bei diesen aufgefrischten Infektionen insgesamt als sehr gering (1,2 %) anzusehen und mögliche Schäden bei Geburt treten nur bei weniger als 1 % der Kinder auf, Spätmanifestationen sind nur bei 5-8 % der kongenital Infizierten zu erwarten. Für die Erstinfektion mit CMV steht die Therapieoption mit einem Immunglobulin (Cytotect) zur Verfügung. Dieses Verfahren befindet sich aber nach wie vor noch im Experimentalstadium und wird nur in wenigen universitären Zentren angeboten. Auch wenn dieses spezielle Immunglobulin bisher nur bei transplantierten Patienten eingesetzt wurde und die europäische Aufsichtsbehörde EMEA hier gerade größere Studien zu Verträglichkeit in der Schwangerschaft testet, ist es auf Grund von Erkenntnissen, die in internationalen Fachjournalen veröffentlicht wurden, möglich, dass Schwangere, die sich nachweislich mit CMV infiziert haben, von der Immunglobulingabe profitieren. Die Behandlung zeigt, so neuere Studien und Fallberichte, sehr gute Erfolge. Die Verabreichung des Immunglobulins sollte so früh als möglich nach Infektionsbeginn erfolgen, da mit zunehmendem zeitlichem Abstand ein erhöhtes Risiko besteht, dass bereits eine fetale Infektion stattgefunden hat. Es handelt sich jedoch erstens um eine im Moment noch experimentelle Therapie, die nur in entsprechenden Zentren durchgeführt wird und für deren Kostenübernahme vorher eine Einwilligung der Krankenkasse eingeholt werden muss. Quellen: Ahlfors K, Ivarsson SA, Harris S. Report on a long-term study of maternal and congenital cytomegalovirus infection in Sweden. Review of prospective studies available in the literature. Scan J Infect Dis 1999; 31:443-457. Boppana SB, Fowler KB, Britt WJ, Stagno S, Pass RF. Symptomatic congenital cytomegalovirus infection in infants born to mothers with preexisting immunity to cytomegalovirus. Pediatrics 1999; 104:55-60. http://www.cdc.gov/cmv/pregnancy.htm (Centers for Disease Control and Prevention [CDC] (2006) Cytomegalovirus (CMV). April 2006., Letzter Abruf: 7.1.2011 Collinet, A. et al.: Routine CMV screening during pregnancy.: Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2004; 114: 3 ff. Fowler KB, Stagno S, Pass RF, Britt WJ, Boll TJ, Alford CA. The outcome of congenital cytomegalovirus infection in relation to maternal antibody status. N Engl J Med 1992; 326:663-667. Harvey J, Dennis CL. Hygiene interventions for prevention of cytomegalovirus infection among childbearing women: systematic review. J Adv Nurs. 2008 Sep; 63(5):440-50. Morris DJ, Sims D, Chiswick M, Das VK, Newton VE. Symptomatic congenital cytomegalovirus infection after maternal recurrent infection. Pediatr Infect Dis J 1994; 13:61-64. Varga, M.; Remport, Á.; et,al., Comparing cytomegalovirus prophylaxis in renal transplantation: single center experience, Transplant Infectious Disease, Volume 7, Issue 2, pages 63–67, June 2005


BiaM1981

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Hallo Carina, ich hoff es ist ok., dass ich dich direkt anschreibe. Ich hab mich viel mit dem Thema beschäftigt und habe zwei Addressen, die auf CMV spezialisiert sind. Mit beiden Frauen kann man telefonieren und sie helfen einem sehr. www.icon-cmv.de www.cmv-selbsthilfegruppe.de alles gute für dich lg bia


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