Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Chemikalien in der Schwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Chemikalien in der Schwangerschaft

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich bin jetzt in der 6. ssw und hab mich in der letzten Woche ziemlich viel im Internet und div. Büchern über die Schwangerschaft erkundigt. Leider werde ich immer verunsicherter! Ich war zum Beispiel letzte Woche Strähnen färben. Mein Fauenarzt hat gemeint, dass ich das ruhig machen kann. Jetzt bin ich leider doch etwas verunsichert - wie schauts mit den üblichen Haarpflegeprodukten aus - Haarshampoo, Haarpflege, Haarspray? Kann ich die Produkte, die ich bisher verwendet habe alle nicht mehr nehmen oder ist das bedenkenlos? Durch die derzeitige Hitze quälen uns jeden Abend Stechmücken - ich hab mich auch in der letzten Woche 2x mit einem Insektenschutzmittel (Hansaplast) eingesprüht - soll ich das auch besser unterlassen? Gestern wurde dann noch obendrein mit Insektenspray gesprüht - ich bin zwar gleich einen Raum weitergegangen, aber ich werde sicher davon eingeatmet haben. Wie gefährlich ist das? Bzgl. Toxoplasmose - wie gefährlich ist es, wenn ich zB im Restaurant Früchte esse - ich kann ja nie 100% sicher sein, dass diese ordentlich gewaschen wurden! Ich versuche wirklich, auf alles acht zu geben, aber 100% wird das glaube ich nicht gelingen? Wie gefährlich ist das? Heißt das schon automatisch, dass mein Baby Schäden genommen hat? Bitte um Tipps wie ich damit umgehen soll! Vielen Dank und liebe Grüsse Beatrix


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Beatrix, 1. leider bedeutet nicht nur das Medium Internet auch eine Art "information overload". Es wird wahnsinnig viel veröffentlicht und geschrieben, ohne das der/die Unbedarfte nachvollziehen kann, ob dieses geprüft ist. Insbesondere gilt dieses für „Dr.Google & Co.“ Und es mutieren etliche zu selbsternannten Expertinnen und Experten, die mehr Unheil anrichten, als Sicherheit verschaffen. Und getrost dem Motto "only bad news are good news" wird hier nicht nur für die Schwangere "vorgesorgt". Dadurch erreichen einige Aufklärungen oder Informationen manchmal eher das Gegenteil dessen, was damit beabsichtigt war. Hier halten Sie sich am besten an die Informationen der "wahren Experten". 2. das Färben der Haare ist nicht grundsätzlich schädlich. Jedenfalls nicht mit den gängigen Bleichmitteln wie Wasserstoffperoxid und Ammoniumhydroxid. Diese entziehen den Haaren ihre natürliche Farbe. Da dieses Bleichen die Haare nur weiß macht, mischen einige Hersteller ihren Präparaten deshalb Bausteine künstlicher Farben bei "aromatische Amine", um ein schönes Blond zu erreichen. In diesen Blondierungsmitteln sind aber eine Reihe verdächtiger Substanzen enthalten. Sie gehen jedoch bei lokaler Anwendung nur in sehr geringem Umfang in die Blutbahn über. Hier kann es also nicht zu problematischen Konzentrationen wie in Tierversuchen, infolge des normalen Färbens kommen. Wenn wir auch bis heute keine Berichte über negative Auswirkungen haben, so wird von den Experten dazu geraten, mit dem Haarefärben schon bei Kinderwunsch und im ersten Schwangerschaftsdrittel wegen der Organdifferenzierung beim Ungeborenen vorsichtig zu sein. Hier sollte dann besser auf Haarfärbemittel verzichtet werden. Ebenso in der Stillzeit. 3. ier gilt eigentlich die Aussage, dass die im deutschen Fachhandel erhältlichen Kosmetika in aller Regel unbedenklich sind. Das gilt auch für deren Inhaltsstoffe, Für den konkreten Fall bitte ich Sie, sich aber auch an unseren Experten, Dr. Paulus oder den Hersteller zu wenden. 4. bitte sehen Sie von der Anwendung von Insektenvernichtungsmitteln in der Schwangerschaft grundsätzlich ab. Eine einmalige Anwendung wird wohl meist folgenlos bleiben. 5. eine schwangere Frau sollte nicht meinen, sie müsste sich mit Bekanntwerden der Schwangerschaft komplett von der Außenwelt abkapseln, um sich dann nur noch zur Geburt des Kindes rufen zu lassen, da ja da draußen eine Menge potentieller Gefahren vorhanden ist. Leider werden derartige Vorstellungen in zunehmendem Maße durch Veröffentlichungen in allen möglichen Medien – vornehmlich des Internets - und der selbsternannten Expertinnen mehr als geschürt. Und so erleben wir leider immer öfter eine gewisse Form der Hysterie im Hinblick auf potentielle Infektionsquellen in der Umwelt. Dieses bestätigen auch Ihre Ausführungen. Zum Glück können wir hier meist entwarnen. Ein größeres Risiko einer solchen Infektion sehe ich in der genannten Situation allgemein nicht, jedoch können wir dieses für die individuelle Situation nie zahlenmäßig konkretisieren. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrer behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt ab, die/der wohl eher eine konkrete Risikobeurteilung vornehmen kann und auch entscheiden wird, ob es sinnvoll ist eine bestimmte Abklärungsdiagnostik zu veranlassen. VB


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Beatrix aus Tübingen???


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