Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Bluni, noch eine Frage. Bei mir häufen sich die Anzeichen, daß ich durch zwei Jahre Dauerstreß und eine Veranlagung dazu, eine Depression habe. Die Therapeutin hat mir geraten, es mal mit Antidepressiva zu versuchen. Jetzt habe ich aber erst vor kurzem die Pille abgesetzt - wir möchten ein zweites Kind. Wie hoch ist denn das Risiko, wenn ich mit Antidepressiva anfange, daß es zu Fehlbildungen beim Kind kommt? Es würde sich ja nur um die ersten beiden Wochen handeln, bis ich definitiv wüßte, daß ich schwanger bin. Dann würde ich natürlich absetzen. Ich möchte jetzt auch nicht wieder anfangen, die Pille zu nehmen, auf der anderen Seite fühle ich mich schon zunehmend erschöpfter und ausgebrannt. Habe jetzt auch gelesen, daß die Fruchtbarkeit durch eine Depression eingeschränkt werden kann, d. h. ich würde vielleicht sowieso nicht schwanger werden, bevor die Depression weg ist. Die Therapeutin meinte, daß der Embryo in den ersten beiden Wochen, ja sowieso nicht an den mütterlichen Blutkreislauf angeschlossen ist, so daß nicht viel passieren könnte, wenn ich das Antidepressivum dann absetzen würde. Stimmt das? Lieber Gruß Silvia
hallo, sofern sich aus therapeutischer Sicht eine Notwendigkeit zu einer medikamentösen Therapie ergibt, sollte diese auch durchgeführt werden und dieses auch in einer Schwangerschaft. Allerdings besteht von Beginn einer Schwangerschaft eine Verbindung des mütterlichen und fetalen Kreislaufes und nicht erst nach zwei Wochen. Bei Vorliegen von Depressionen sollte dem Theraupeuten auch über Verlaufskontrollen gesprochen werden. Zur medikamentösen Behandlung der Depression in der Schwangerschaft kann man folgendes ausführen: Es können eine Reihe von Substanzen eingesetzt werden. Jedoch sollte die medikamentöse Behandlung zeitlich begrenzt werden, um teratogene und toxische Effekte zu vermeiden. Wenn möglich, sollten aber Antidepressiva in der Schwangerschaft und besonders im ersten Trimenon, also während der Organentwicklung, nur bei schweren Erkrankungen verordnet werden. Besonders empfehlenswert sind die nebenwirkungsärmeren Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Citalopram, Fluvoxamin, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin). Die sogenannten MAO-Hemmer sind nach wie vor kontraindiziert. Was Neuroleptika anbelangt, so dürfen Butyrophenone während der Schwangerschaft verabreicht werden, ebenso sind Phenothiazine kaum teratogen. Bei Benzodiazepinen besteht eine relative Kontraindikation. Schlafmittel und Tranquilizer vom Benzodiazepin-Typ sollten während des ersten Trimenons gemieden werden und sollten zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin nicht mehr verabreicht werden. Generell sollten in der Schwangerschaft nur bewährte und gut untersuchte Substanzen zur Behandlung der Depression eingesetzt werden. Dieses sollte dann mit dem behandelnden Arzt vor Ort besprochen werden. VB