Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Antidepressiva und evt. Schwangerschaft?

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Antidepressiva und evt. Schwangerschaft?

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Hallo, ich habe Depressionen, bin in Therapie und nehme seit Februar diesen Jahres Antidepressiva (Citalopram 30 mg) - vor 3 Monaten habe ich die Dreimonatsspritze abgesetzt, die ich vorher jahrelang zur Verhütung genutzt habe (und verhüte nun "mechanisch"), weil ich in Erwägung gezogen habe, dass meine Depressionen, zumindest in ihrer Schwere, von der Spritze herrühren könnten. Seither geht es mir tatsächlich besser. Am Wochenende ist uns jedoch ein Verhütungsunfall passiert. Da ein Kind generell willkommen ist (wenn auch nicht geplant) möchte ich mich nun natürlich verantwortungsvoll verhalten, für den Fall, das eine Schwangerschaft entstehen wird. Und will dem Kind bzw. der Schwangerschaft in keinem Fall schaden. Nur was ist nun mit den Antidepressiva, die ich nehme? Soll ich die jetzt lieber absetzen? Zumindest bis ich in 3 Wochen einen SST machen kann? Mir geht es ja grade auch eigentlich gut. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ja eher sehr gering, oder? Schließlich hatte ich seit 3 Jahren keine Menstruation mehr und auch nach 3 Monaten des Absetzens hat sich kein Zyklus eingestellt. Können die Antidepressiva fruchtschädigende Wirkung haben? Vielen Dank für Ihre Antwort, JT


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. nach aktueller Datenlage ist auch der Wirkstoff Citalopram in der Schwangerschaft erlaubt. Bitte fragen Sie dazu aber auch konkret noch einmal unseren Spezialisten, Dr. Paulus,der dazu auch hier ein Forum hat: http://www.rund-ums-baby.de/med_schwangerschaft/ 2. bei Vorliegen von Depressionen ist es in jedem Fall ratsam mit dem behandelnden Therapeuten/Therapeutin zu sprechen, denn eine behandlungsbedürftigen Depression sollte während der Schwangerschaft fortgesetzt werden. Zur medikamentösen Behandlung der Depression in der Schwangerschaft kann man folgendes ausführen: Es können eine Reihe von Substanzen eingesetzt werden. Jedoch sollte die medikamentöse Behandlung zeitlich begrenzt werden, um teratogene und toxische Effekte zu vermeiden. Wenn möglich, sollten aber Antidepressiva in der Schwangerschaft und besonders im ersten Trimenon, also während der Organentwicklung, nur bei schweren Erkrankungen verordnet werden. Auf Grund der aktuellen Datenlage (Empfehlungen der amerikanischen Aufsichtsbehörde, FDA) sollte bei Diagnose einer Schwangerschaft in einer laufenden Therapie mit dem Wirkstoff Paroxetin, die Therapie umgestellt werden. Und bis zum Vorliegen neuer Sicherheitsdaten ist Patientinnen, die eine Schwangerschaft beabsichtigen oder im 1 Trimenon schwanger sind, von einer Behandlung mit Paroxetin abzuraten. Was Neuroleptika anbelangt, so dürfen Butyrophenone während der Schwangerschaft verabreicht werden, ebenso sind Phenothiazine kaum teratogen. Bei Benzodiazepinen besteht eine relative Kontraindikation. Schlafmittel und Tranquilizer vom Benzodiazepin-Typ sollten während des ersten Trimenons gemieden werden und sollten zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin nicht mehr verabreicht werden. Generell sind in der Schwangerschaft nur bewährte und gut untersuchte Substanzen zur Behandlung der Depression zu empfehlen. Dieses sollte dann mit dem behandelnden Arzt vor Ort besprochen werden. VB


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