Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Angstvisionen/Depressionen

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Angstvisionen/Depressionen

Mitglied inaktiv

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Hallo, Töchterlein ist jetzt 16 Wochen und wie bei Tochter Nr. 1 kämpfe ich inzwischen wieder mit Angstvisionen (Kind könnte sterben, Mann hat Autounfall). Ich komme zwar ganz gut damit klar und diese "Visionen"/Vorstellungen treten nicht ständig auf (1-3 Mal am Tag) und noch bin ich nicht wirklich verängstigt, aber manchmal denke ich mir, ob das wirklich sein muß, oder ob es nicht eine Pille dagegen gibt. Ich glaube nicht daß es sich um eine Wochenbettdepression oder so handelt, sondern eher damit zusammenhängt, daß ich von Berufs wegen ein Kopfarbeiter bin und mein Kopf aber beim Stillen, Popo putzen, etc. nicht genügend Beschäftigung hat und dann nebenher dummes Zeug denkt. Bei Tochter Nr. 1 ging dieser Zustand größtenteils wieder weg, als ich endlich wieder berufstätig war. Auch dieses Mal werde ich recht bald wieder arbeiten, aber mir graut es schon vor der Rente. Macht es Sinn eine medikamentöse Behandlung in Erwägung zu ziehen? Danke Karin


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Karin, ja, es macht in jedem Fall sinn und sollte der Frau mit einem derartigen Problem auch dringend angeraten werden, hier frühzeitig eine komeptente Beratung aufzusuchen, wo man dann auch über die Therapie sprechen kann: Was die emotionalen Veränderungen im Wochenbett angeht, können die Übergänge zur Depression oder gar zur Wochenbettpsychose manchmal fließend sein, was die Diagnosestellung erschwert. Im Schnitt kommt es bei etwa 10% der Frauen zu einer Depression im Wochenbett. Sie beginnt meistens in den ersten Wochen nach der Geburt mit wiederkehrenden Episoden für zwei bis sechs Monate. Für eine biologische Ursache gibt es bis heute noch keine hinreichenden Beweise. Viel wichtiger für die Entstehung sind persönliche und soziale Faktoren insbesondere aus der Zeit vor der Geburt. Risikofaktoren wie eine frühere Depression in Kombination mit geburtshilflichen Problemen wären hier z.B. zu nennen. Frühzeichen können häufig übersehen werden, da die Warnzeichen sehr diskret sind oder sein können. Das Mittel der Wahl bei einer Depression ist die konsiliarische Betreuung durch einen Psychiater oder Pschotherapeuten, der/die dann auch die Indikation zu einer medikamentösen Therapie stellt. Wichtig zu erwähnen bleibt auch die Erkenntnis, dass es infolge der postanatalen (nach der Geburt)Depression zu einer gestörten Beziehung zwischen der Mutter und ihrem Kind kommen kann, was wiederum negative Auswirkungen auf die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes haben kann, sofern man von einer rechtzeitigen Therapie absieht. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo Katrin, bei mir sind Angszustände verstärkt wieder in der Schwangerschaft aufgetreten, besonders jetzt im letztem Drittel. Da ich jetzt natürlich kein Antidrepressiva verwenden kann, nehme ich homöopatische Mittel, die fals DU stillst, sicher für Dich auch geeignet wären. Gehe doch mal zu einer Homöopathin, die kann Dir bestimmt weiterhelfen. Falls diese Zustände immer wieder kehren, ist sicher eine Psychotherapie sinnvoll. Ich selber habe auch drei Jahre eine Therapie gemacht und war auch für einige Zeit in einer psychosomatischen Klinik. Auch wenn dies leider nicht dazu geführt hat, völlig Beschwerdefrei zu sein, hat es mir doch geholfen, besser mit den Angstgefühlen umzugehen und sie zu verstehen. Ich denke, dass bei mir vieles mit der Angst vor der Geburt zusammenhängt und hoffe, dass es mir danach besser geht. Ich wünsche Dir alles Gute.


Mitglied inaktiv

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Hei, wenn die Visionen wieder aufhören, wenn du deinen Kopf mit anderen DIngen beschäftigst, dann tu das doch einfach! Das ist die nebenwirkungsfreiste Medizin und die direkteste! Vielleicht fällt dir ja, wenn du zuhause bleiben willst, eine Beschäftigung ein (Sprache im Fernkurs lernen, Nachhilfe geben...) oder gehe wieder arbeiten. Aber lass dir da von niemandem reinreden nach dem Motto "Rabenmutter"! Ich bin der Meinung, dass das Beste für das Kind eine glückliche Mutter ist, auch wenn die vielleicht dann nur den halben Tag da ist! Ich wünsche dir alles Gute!!!


Mitglied inaktiv

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Hallo, die Alternative lautet ja nicht: Angst haben oder eine Pille einwerfen. Sondern Angst haben oder eine Psychotherapie machen. Wieso hast Du davor solche Scheu? Wenn Du Zahnweh hast, gehst Du doch auch direkt zum Zahnarzt. Und wenn die Seele wehtut, macht man halt eine (evt. kurze) Beratung beim Psychotherapeuten.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Karin, ja, es macht in jedem Fall Sinn und sollte der Frau mit einem derartigen Problem auch dringend angeraten werden, hier frühzeitig eine komeptente Beratung aufzusuchen, wo man dann auch über die Therapie sprechen kann: Was die emotionalen Veränderungen im Wochenbett angeht, können die Übergänge zur Depression oder gar zur Wochenbettpsychose manchmal fließend sein, was die Diagnosestellung erschwert. Im Schnitt kommt es bei etwa 10% der Frauen zu einer Depression im Wochenbett. Sie beginnt meistens in den ersten Wochen nach der Geburt mit wiederkehrenden Episoden für zwei bis sechs Monate. Für eine biologische Ursache gibt es bis heute noch keine hinreichenden Beweise. Viel wichtiger für die Entstehung sind persönliche und soziale Faktoren insbesondere aus der Zeit vor der Geburt. Risikofaktoren wie eine frühere Depression in Kombination mit geburtshilflichen Problemen wären hier z.B. zu nennen. Frühzeichen können häufig übersehen werden, da die Warnzeichen sehr diskret sind oder sein können. Das Mittel der Wahl bei einer Depression ist die konsiliarische Betreuung durch einen Psychiater oder Pschotherapeuten, der/die dann auch die Indikation zu einer medikamentösen Therapie stellt. Wichtig zu erwähnen bleibt auch die Erkenntnis, dass es infolge der postanatalen (nach der Geburt)Depression zu einer gestörten Beziehung zwischen der Mutter und ihrem Kind kommen kann, was wiederum negative Auswirkungen auf die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes haben kann, sofern man von einer rechtzeitigen Therapie absieht. VB


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