MiaAlina
Liebe Frau Klinkenberg, ich habe heute mal wieder eine Frage zur Ernährung meiner Tochter. Mittlerweile ist sie fast 11 Monate alt und das Essen wird irgendwie nicht wirklich besser. Wäre sie nicht so ein Leichtgewicht (7500g) wäre ich wahrscheinlich entspannter. Morgens wecke ich sie meist so um 8 Uhr, damit ich auf 5 Mahlzeiten am Tag komme - sie isst nur, wenn mindestens 3 Stunden dazwischen liegen. 8:00 Uhr: Milch-Getreidebrei mit etwas Obst und Joghurt ca. 100-130g 11:00 Uhr: GOB ca. 150g 14:30 Uhr: Gemüse-Kartoffel-Hirse Brei 150-200g danach etwas Obst 18:00 Uhr GOB ca. 150g 20:00 Uhr Getreide-Milchbrei mit Banane 150-200g Die Mengen haben sich mittlerweile deutlich reduziert - und vor allem ist es oft echt ein Geduldsspiel mit jeder Menge Bespaßung oder Ablenkungsmanöver, bis wir auf die angegebenen Grammzahlen kommen. Oft hilft nur, wenn ich auf die Löffelspitzen etwas Joghurt mache oder mein Mann abends ihr beim Essen etwas "vorzaubert".... Sonst ist meist nach 100g Schluß! Dann fängt sie an sich mit den Händen im Gesicht rumzufahren, sich an den Haaren zu ziehen oder mir den Löffel aus der Hand zu schlagen. Aber das kann's doch nicht sein, oder? Und nur 100g sind eindeutig zu wenig - vor allem bei ihrem Gewicht! Sie ist total neugierig auf alles neue - verliert aber auch genauso schnell wieder das Interesse daran. Zwischendrin lass ich sie auch immer von unserem Essen probieren - das findet sie auch total spannend, aber sie lutscht eben an ner Brezel rum oder leckt Frischkäse vom Brot, nagt an ner Karotte herum - aber als Mahlzeit reicht das ja nicht aus. Sollte ich sie morgens schlafen lassen und dann eben auf 4 Mahlzeiten reduzieren? Vielleicht isst si ja dann mehr? Oder soll ich nach 100g aufhören und ihr eben schon nach 2 Stunden wieder etwas anbieten? Bin langsam echt mit meinem Latein am Ende.... Haben Sie mir vielleicht noch einen Tipp, was ich tun kann? Und ist es normal, dass die Portionen jetzt immer kleiner werden? Sind 70g Joghurt pro Tag zu viel? Vielen Dank für Ihre Hilfe
Doris Plath
Liebe „MiaAlina“, heute bin gerne ich für Sie da. Ich kann Sie sehr gut verstehen. Als Mama hat man ein ganz besonderes Augenmerk darauf, dass das Kind genug isst und auch „ordentlich“ gedeiht. Aber es gibt immer wieder diese Ausreisserkinder, die nicht so üppig zunehmen und mit Spatzenportionen zufrieden sind und dennoch glücklich und gesund sind. Hier ist auch die Einschätzung Ihres Kinderarztes gefragt, der die Entwicklung Ihrer Tochter überwacht. „Sandra2601“ kann ich da nur zustimmen. Üben Sie sich vieeeel mehr in Gelassenheit. Sie können hier nichts erzwingen. Im Gegenteil. Oftmals wenn Eltern etwas so sehr wollen und etwas wie hier das Essen so sehr in den Mittelpunkt stellen, klappt es erst recht nicht. Kinder können sich ja noch nicht verbal äußern, aber Sie können über andere Wege uns zu verstehen zu geben, wenn etwas nicht passt. Sehr häufig ist das Essen dabei das Mittel der Wahl. Denn die Kleinen merken sehr schnell, wie wichtig es Mama und Papa ist, dass sie satt sind und ja keinen Mangel erleiden. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Sehen Sie das Essen nicht zu verbissen. Vermeiden Sie jeglichen Zwang oder Druck, das führt auf Dauer zu nichts. Diesen „Kampf“ können Sie nicht gewinnen. Im Gegenteil. Ihr Schatz verliert nur die Freude am Essen. Sehen Sie das Essen bitte auch nicht so sehr als reinen Akt des Ernährens an, zählen Sie nicht die Grammzahlen hoch. Essen soll Freude machen. Ihnen und Ihrem Mädchen! Es geht nicht nur darum satt zu werden. Versuchen Sie Ihr eigenes Verhalten zu überdenken und wenn möglich zu ändern. Gehen Sie entspannt auf Ihre Kleine zu, wird sie Ihnen über kurz oder lang genauso entgegenkommen. Entscheidend ist hier, dass Sie den Anfang machen, denn dafür ist Ihr Mädchen noch zu klein, das kann sie nicht leisten. Generell tendiere ich dazu, das Essen und das Spielen zu trennen. Es gibt eine Zeit zum Essen und es gibt eine Zeit zum Spielen. Natürlich müssen Sie jetzt nicht bierernst am Tisch sitzen. Eine schöne Atmosphäre und heitere Gespräche sind einladend und fördern den Appetit. Versuchen Sie es aber nicht mit „allen Tricks“ und „Ablenkungskünsten“. Auch wenn es schwerfällt. Das Essen ist keine Zirkusvorstellung. Sagen Sie Ihrem Mädchen mit ruhiger Stimme, dass es jetzt Essen gibt. Achten Sie darauf, dass Ihre Tochter nicht zu übermüdet ist oder gar aus dem Spiel herausgerissen wird. Dann haben Kinder oft keine Lust oder auch Energie sich konzentriert beim Essen zu verhalten. Ich gebe Ihnen mal ein paar Hilfestellungen zur Hand, die oft viel bewirken. Lassen Sie Ihr Mädchen einfach mal einige Tage in Ruhe. Und haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihre Kleine gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren! Ihre Tochter ist da viel zu schlau, sie wird das nehmen was sie braucht. Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen!!! * Probieren Sie mal eine Weile genau das Gegenteil zum Moment. Auch wenn es schwerfällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrer Kleinen eine begrenzte Auswahl an Speisen an, die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe bzw. füttern Sie sie ganz ruhig!!! Machen Sie keine große Sache draus, ob und wie viel sie isst. Schauen Sie nicht auf ihrem Teller hin, maßregeln Sie sie nicht dauernd, motivieren Sie sie nicht dauernd, interessieren Sie sich nicht für ihr Essverhalten... Sie möchten auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? * Reichen Sie das Frühstück halt mal etwas später, vielleicht ist da mehr Appetit da. Oder auch mal nur vier statt fünf Mahlzeiten am Tag. auch das kann Ihrer Tochter entgegenkommen. Einfach ausprobieren. * Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Mädchen wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn die Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. * Ihre Tochter kann vom Alter her schon (zumindest zum Teil allein essen. Sie muss nicht mehr nur gefüttert werden. Fördern Sie das mit fingerfood, und nutzen Sie so ihre Neugier. Geben Sie ihr das Essen im eigenen Schüsselchen zum Experimentieren mit Händen oder einem Löffel. Ein großer Latz schützt beim eventuellen Kleckern. Lutschen, etwas ablecken, mal reinbeissen, alls das ist jetzt ein Prozess mit dem sich Ihre Kleine von selbst mit dem Essen vertraut macht. Geben Sie ihr die Gelegenheit, aber ohne großes Aufheben drumrum. Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten des Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Mädchen am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Problem, sondern mehr als Freude und Genuss. Ganz wichtig: Vieles hängt mit Ihrer eigenen Einstellung zusammen. Ändern Sie Ihre eigene Haltung. Versuchen Sie Freude beim Essen zu vermitteln. Das überträgt sich auf Ihren kleinen Schatz. Ich wünsche Ihnen und der Kleinen, dass sich die Situation bald entspannt. Doris Plath
Sandra2601
Hallo MiaAlina :o) ich wollte dich mal kurz beruhigen. Ich kenn das Spielchen. Unsere Maus ist seit der U4 immer unter "der Kurve" sie hat mal Tage wo sie viel isst dann Tagelang ein Machtkampf und ein geschreie. Mittlerweile sehe ich das echt lockerer die Kinder holen schon was sie sich brauchen. Unsere kleine Maus ist nun 14 Monate 74cm groß und wiegt 8,1kg. Sie läuft seit 3 Wochen und hat nun noch 400gramm weniger... aber alles ok soweit sie gesund ist und so ist es auch wirklich. Glaub mir ich kann es nachvollziehen Essen war immer der totale Horror aber es ist wie es ist du kannst eh nichts erzwingen und kein Kind ist bei vollem Tisch verhungert. Es ist leichter gesagt aber einfach relaxter ran gehen das kommt alles von alleine. Unsere kleine Maus ist zB ein totaler Frühstücksmuffel in der Kita ist sie bissel was aber zB als wir nun im Urlaubw aren hat sie bis Mittags gar nichts wollen Mittagsessen ist mal ein paar Nudeln und abends mal 100gramm irgendwas aber es reicht ihr. Klar isst sie nicht jeden Tag so wenig aber es geht schon mal einige Tage oder Wochen so. Toi toi toi du bist nicht alleine :o)))
MiaAlina
Hallo Sandra2601, :-) danke für Deine aufmunternden Worte...ja, das mit dem relaxter rangehen, ist echt eine Herausforderung! Manchmal gelingt es mir ganz gut...manchmal dafür eben gar nicht. Ich hab dann eben immer Sorge, dass Sie nicht genug bekommt - unser kleine Maus hat noch nie gemeckert, wenn Sie Hunger hatte (na ja, vielleicht hatte sie ja auch noch nie Hunger) War aber teilweise auch beim Stillen schon immer so ein Theater - manchmal hat sie teilweise 6 Stunden nichts getrunken, sogar richtig die Brust verweigert. Das war irgendwie noch schlimmer :-) Also nochmals lieben Dank für Deine Antwort....und ich arbeite an meiner Gelassenheit :-) LG
MiaAlina
Liebe Frau Plath, danke für Ihre nette und ausführliche Antwort. Ich weiß, dass Sie mit allem was Sie schreiben recht haben und dass ich zum Thema Essen gelassener werden muss - wahrscheinlich hab ich echt noch einen "Schaden" von meiner Zeit im Krankenhaus, als eine Schwester 2 Tage nach der Entbindung mein Kind (ohne es mit mir abzusprechen) zwangsernährt hat mit dem Kommentar - "mein Gott, dass arme Kind ist ja halb verhungert". Seitdem kämpfen wir mit dem Gewicht und ja - wahrscheinlich mach ich mich deshalb verrückt und mein armes Kind gleich noch mit dazu. Nochmals DANKE für Ihre Tipps und Ratschläge.
Doris Plath
Liebe „MiaAlina“, erfreuen Sie sich jeden Tag darüber, dass es Ihr kleines Mädchen gibt. Nehmen Sie das Essen nicht so verbissen. Und werden Sie jeden Tag ein kleines bisschen gelassener, dann wird sich alles von selbst einspielen. Alles Gute dafür! Doris Plath