Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Zahn OP Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Zahn OP Stillzeit

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Guten Morgen Herr Dr. Paulus, bei mir steht eine Weißheitszahn - OP in der Stillzeit an, die ich nicht mehr bis nach der Stillzeit verschieben kann. Meine Tochter ist 7 Monate alt und ich habe bisher 2 Mahlzeiten ersetzt. D. h. die OP ist morgens gegen 09:30 Uhr und das nächste Mal würde ich meine Tochter um ca. 16:00 Uhr stillen. Mein Zahnarzt verwendet für die örtliche Betäubung Articain, was ja stillverträglich ist. Alternativ empfiehlt er einen Dämmerschlaf (hatte ich bei meiner ersten Zahn - OP). Hier setzt er Dormicum ein. Er meint ich könne das problemlos wieder so machen und nach einer 6 stündigen Stillpause wieder stillen. Meine Tochter wäre maximal etwas müde nach dem stillen. Wie sehen Sie das? Was würden Sie empfehlen? Aus Rücksicht auf meine Tochter würde ich das Ganze auch mit lokaler Betäubung hinter mich bringen... Wie sieht es mit Schmerzmitteln hinterher aus? Ibuprofen und Paracetamol sind geeignet. Was würden Sie eher anraten und in welcher Dosis / Häufigkeit? Vielen Dank schon einmal vorab!


Dr. Wolfgang Paulus

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Sollte während der Zahn-OP ein sedierendes Medikament erforderlich sein, bestehen keine Einwände gegen die Verabreichung von Midazolam (z. B. Dormicum®). Messungen an 12 stillenden Müttern ergaben nur einen geringen Übergang von Midazolam in die Muttermilch (Matheson 1983). Nach wiederholter Applikation von oralen Dosen von 15 mg Midazolam pro Tag wurde ein Milch/Plasma-Quotient von ca. 0,3 ermittelt. Die Halbwertszeit in der Milch betrug weniger als zwei Stunden. Sieben Stunden nach oraler Einnahme von 15 mg Midazolam wurden keine messbaren Wirkstoffspiegel in der Muttermilch registriert. In zwei weiteren Fällen konnte bereits 4 Stunden nach Gabe von Midazolam kein Wirkstoff in der Muttermilch nachgewiesen werden (Matheson et al 1990). Die WHO Working Group on Drugs and Human Lactation betrachtet die kurzfristige Anwendung von Midazolam in der Stillzeit als wahrscheinlich sicher (WHO Working Group 1988). Nach Empfehlung des Herstellers sollte bis zu 4 Stunden nach Anwendung von Midazolam nicht gestillt werden (Fachinfo Dormicum 2001). Als Schmerzmittel der ersten Wahl gilt in der Stillzeit Paracetamol. Paracetamol geht nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Messungen bei 12 Mutter-Kind-Paaren ergaben nach Gabe von 650 mg Paracetamol eine Aufnahme von 0,04 bis 0,23% der mütterlichen Dosis durch den Säugling (Berlin et al 1980). Die American Academy of Pediatrics betrachtet Paracetamol als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Unter den nichtsteroidalen Antiphlogistika sollte in der Stillzeit Ibuprofen bevorzugt werden. Ibuprofen konnte z. B. bei therapeutischer Gabe von 800 bis 1.600 mg pro Tag nicht in der Muttermilch nachgewiesen werden.Ibuprofen geht nur geringfügig in die Muttermilch über (Townsend et al 1984; Weibert et al 1982). Ein Säugling nimmt über die Muttermilch 0,0008% der mütterlichen gewichtsbozogenen Dosis auf (Walter & Dilger 1997). Die American Academy of Pediatrics betrachtet Ibuprofen als kompatibel mit dem Stillen (American Academy of Pediatrics 1994). Lokalanästhetika wie Articain oder Bupivacain gehen nur in geringem Umfang in die Muttermilch über. Eine Anwendung wäre daher ohne Stillpause möglich.


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