Sehr geehrter Dr.med.Paulus
Ich hatte vergangenen Monat eine Fehlgeburt. Meine Ärtzin hat mir für eine nächste Schwangerschaft Utrogestan 200 vaginal verschrieben. Ich solle dies ab positivem Test jeweils am Abend nehmen. Nun meine Erste Frage: Ist dies schädlich sollte ich gar keinen Progesteron Mangel haben?
Zudem stille ich meine einjährige noch am Abend. Kann dieses Medikament in die Milch übergehen? Wäre dies schädlich? Ich könnte ja allenfalls meine Tochter stillen, dann das Medikament nehmen. Somit wären fast 24h zwischen Stillen und Medikament. Was meinen Sie?
Ich bedanke mich für Ihre Zeit und Mühe.
Liebe Grüsse
von
Brownie90
am 12.11.2021, 08:23
Antwort auf:
Utrogestan 200
Utrogestan enthält das in jedem weiblichen Organismus von Eierstöcken und in der Schwangerschaft zusätzlich von der Plazenta produzierte natürliche Hormon Progesteron. Bei mangelhafter Bildung in der Frühschwangerschaft wird Progesteron oft zum Ausgleich eines Mangels verabreicht, um einer Fehlgeburt bzw. Frühgeburt vorzubeugen.
Eine aktuelle Auswertung (Devall et al 2021) aller bislang verfügbaren Daten zur Vermeidung von Fehlgeburten (nach vorangegangener Fehlgeburt!) durch Gabe von Progesteron zeigt allenfalls einen geringfügigen Nutzen einer vaginalen Anwendung gegenüber Plazebo (ca. 8% mehr Geburten!).
Frühgeburten ereignen sich in 15 bis 20% aller Schwangerschaften aus den unterschiedlichsten Gründen. Oft ist auch eine primäre Fehlentwicklung der Anlage die Ursache, so dass die Natur hier einen durchaus sinnvollen Mechanismus eingerichtet hat.
Einen schädigenden Effekt würde ich dem Utrogestan in Ihrer Situation zwar nicht unterstellen, allerdings ist der Nutzen eher fraglich. Die Dosis würde Ihre Tochter beim Stillen nicht beeinträchtigen, zumal Sie – wie von Ihnen erwähnt – einen relativ großen Abstand wählen können.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 12.11.2021