Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Solaninvergiftung Ungeborenes

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Solaninvergiftung Ungeborenes

annemiauu

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Hallo Dr. Paulus, das mag jetzt wahrscheinlich eine sehr doofe Frage sein, aber ich mach mir ernsthaft Sorgen um mein Baby. Ich habe gestern Abend eine große Kartoffel zubereitet. Diese war anfangs von außen recht weich (nicht unbedingt schrumpelig, aber auch nicht mehr ganz prall/glatt). Sie hatte auch keine Keime oder grünen Stellen. Mein Mann meinte, dass diese nur etwas Wasser verloren hat und man sie noch essen kann. Also hab ich die Kartoffel geschält (1-2mm Schale mit Fruchtfleisch sind abgegangen) und danach schien sie auch wieder ganz normal von der Konsistenz gewesen zu sein. Nach dem Kochen hat sie auch ganz normal geschmeckt und war weich. Nun sagen aber mehrere Websites, dass man schrumplige Kartoffeln keinesfalls essen sollte, da diese schon hohe Mengen an Solanin enthalten können. Mein Kind ist seit gestern Abend kaum bis gar nicht aktiv. Wenn er tritt, dann nur ganz schwach. So kenne ich das von ihm nicht. Außerdem sitzt er die ganze Zeit nur auf ein und derselben Seite und bewegt sich nicht aus dieser heraus. Kann ich durch das Essen dieser Kartoffel meinem Kind erheblichen Schaden zugefügt haben? Ich selber hatte keinerlei Probleme nach dem Verzehr, aber ich weiß ja nicht inwiefern eine für mich geringe Menge an Solanin meinem Kind schaden kann... Vielen Dank für Ihre Hilfe! 


Dr. Wolfgang Paulus

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Kartoffelschalen und grüne Kartoffeln enthalten gegenüber geschälten normalen Kartoffeln ein mehrfaches an Alkaloiden, allen voran das für die Gattung der Nachtschatten typische Solanin, welches in allen Teilen einer Kartoffelpflanze in größerer Menge vorkommt. Aus diesem Grunde sollte man Kartoffelschalen und grüne Kartoffeln nicht - besonders nicht in größeren Mengen - für die Ernährung verwenden. Erste Vergiftungserscheinungen des Alkaloids wie Brennen und Kratzen im Hals, Durchfall und Übelkeit treten beim Menschen nach der Aufnahme von 25 mg auf. Bei fortgesetzter Solaninaufnahme kommt es zu Benommenheit, Angstzuständen, Schweißausbrüchen, Atemnot, Bewusstlosigkeit und Krämpfen. Die Solaninvergiftung war früher häufig. Sie ist heute durch die geringen Konzentrationen in modernen Zuchtgemüsen praktisch verschwunden. Hinweise auf spezielle fruchtschädigende Effekte des Solanin liegen nicht vor. In der Schwangerschaft sind daher keine größeren Vorsichtsmaßnahmen erforderlich als sonst. Ich halte es unter den von Ihnen beschriebenen Verhältnissen für völlig ausgeschlossen, dass Ihr Kind durch Solanin aus der geschrumpften Kartoffel beeinträchtigt wurde.  


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