Frage: Sertralin 75mg

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus! Aufgrund eines Kinderwunsches wollte ich meine Sertralin-Dosis von 100 mg auf 50 mg reduzieren, da auch die meisten hier im Forum nur 50 mg nehmen. Leider geht es mir mit den 50 mg psychisch nicht so gut. Ich bin jetzt hin- und hergerissen, da ich in der Schwangerschaft natürlich eine möglichst geringe Dosis nehmen möchte u. gehofft habe, es mit 50 mg zu schaffen. Wenn sich mein Zustand allerdings nicht bessert, kann ich mir eine Schwangerschaft nicht vorstellen. Wie belastend sehen sie 75 mg für das Baby im Vergleich zu 50 mg? Würden Sie bei dieser Dosis eine Reduktion vor der Geburt empfehlen? Was sagen Sie in Bezug auf 100 mg (falls notwendig) bez. Baby und Reduktion vor der Geburt? Würden Sie generell warten, bis sich die psych. Situation bessert um mit möglichst wenig Sertralin auszukommen?? Aber ich weiß ja leider nicht ob bzw. wann es das macht... Mit 100 mg und ich denke auch 75 mg ist es mir gut gegangen. Vielen Dank für Ihre Antwort und Ihre wertvolle Arbeit in diesem Forum!!! MFG Ella Sophie

von Ella Sophie am 03.03.2017, 13:20



Antwort auf: Sertralin 75mg

Sowohl aus den tierexperimentellen Untersuchungen als auch aus den Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft gab es primär keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch Sertralin. Eine Zusammenstellung von 150 Expositionen mit Sertralin im I.Trimenon zeigte keine Häufung von Anomalien (Kulin et al 1998). Eine weitere Studie mit 112 Schwangeren ergab unter Medikation mit Sertralin ebenfalls keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Chambers et al 1999). Anpassungsstörungen nach der Geburt erforderten teilweise eine Betreuung der Neugeborenen in einer Kinderklinik. Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 1.906 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Sertralin enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 3,5% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007), weil dies dem üblichen Fehlbildungsrisiko in der unbelasteten Bevölkerung entspricht. Eine neuere Übersichtsarbeit sieht – wenn überhaupt – allenfalls ein geringes Risiko von weniger als 1% für die Entwicklung eines Hochdruckes im Lungenkreislauf des Feten bei mütterlicher Therapie mit SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Ein Verzicht auf eine erforderliche Behandlung der Mutter in der Spätschwangerschaft erscheint daher nicht sinnvoll ('t Jong et al 2012). Mögliche Zusammenhänge zwischen der langfristigen Einnahme von SSRI und kindlichen Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS oder Autismus werden kontrovers diskutiert (Man et al 2015, Figueroa et al 2010). Eine Fortsetzung der aktuellen Behandlung mit Sertralin wäre in der Schwangerschaft durchaus akzeptabel. Nach Einnahme von SSRI wie Sertralin konnte man in bis zu 30% der Fälle in den ersten Tagen nach Geburt (maximal 14 Tage) Anpassungsprobleme der Kinder mit folgenden Symptomen beobachten (Alwan & Friedman 2009): · Atemstörungen, Apnoe · Zyanose · Krämpfe · Temperaturschwankungen · Trinkschwäche, Erbrechen · Hypoglykämie · Hypotonie / Hypertonie · Hyperreflexie, Zittern · Reizbarkeit, anhaltendes Schreien Ein Verzicht auf die Einnahme von Sertralin in der Spätschwangerschaft ist jedoch deshalb nicht erforderlich. Es handelt sich nicht um langfristige Schädigungen, sondern um Veränderungen, die eine vorübergehende kinderärztliche Betreuung erfordern. Es macht daher keinen Sinn, die Dosis von Sertralin so weit zu reduzieren, dass das mütterliche Befinden stark eingeschränkt ist. Unter den Serotonin-Reuptake-Hemmern liegen insbesondere Angaben zu Sertralin in der Stillzeit vor (Llewellyn & Stowe 1998). Bei insgesamt 15 Säuglingen fanden die Untersucher lediglich in 6 Fällen geringe Konzentrationen von Sertralin bzw. Desmethylsertralin im kindlichen Serum. Kindliche Komplikationen wurden nicht beobachtet. Eine Anwendung von Sertralin in der Stillzeit erscheint auf der Grundlage der aktuellen Daten vertretbar. Auch wenn Sie eine Dosis von 75 oder 100 mg einnehmen, wäre dies kein Grund zum Abstillen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 07.03.2017



Antwort auf: Sertralin 75mg

Wie sieht es mit der Belastung des Säuglings beim Stillen aus?? Macht es für diesen einen großen Unterschied, wenn ich statt 50 mg, 75 oder 100 mg nehme?? Vielen Dank für Ihre Antwort!!

von Ella Sophie am 03.03.2017, 15:20



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Sertralin Stillzeit

Lieber Herr Dr. Paulus, wenn ich das Medikament Sertralin in der Stillzeit mit max. 50mg nehme, müsste ich zuvor den Kinderarzt über die Einnahme informieren oder ist es hinfällig, solange mein Baby keine Auffälligkeiten zeigt? Vielen Dank und liebe Grüße


Sertralin Stillzeit

Hallo Herr Dr. Paulus, ich muss aufgrund meiner chronischen Krankheit das Antidepressiva Sertralin nehmen und starte mit 50mg. Meine Tochter wird in wenigen Tagen 5 Monate und ich stille sie voll. Unsere Kinderärztin meinte, ich soll die Tablette abends nehmen, wenn die Kleine schlafen geht, damit es schon bei mir gut verstoffwechselt wird bis z...


Sertralin in der Stillzeit

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Ich bin seit vielen Jahren in Therapie (komplexe Thematik mit starken Depressionen) und nehme aufgrund einer akuten Verschlechterung meines Zustandes nach einer traumatischen Geburt meines zweiten Kindes (und 4 Wochen Krankenhausaufenthalt für den Kleinen) nun wieder Sertralin 100mg. Es hilft mir sehr und mir geht ...


Sertralin

Guten Tag Herr Paulus!! Wir wünschen uns ein zweites Kind und ich nehme Sertralin 125mg aufgrund Angstzustände ein . Bei meinem ersten Kind hab ich 100mg eingenommen und sie hatte am Anfang Probleme mit dem Atmen musste 2 Tage auf der Neo verbringen aber sie ist kerngesund!! Könnte ich die 125mg die gesamte Schwangerschaft einnehmen !? ...


Escitalopram oder Sertralin

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, wir sind aktuell in der Planung ein Kind zu bekommen (noch nicht schwanger). Nun habe ich aber eine Angststoerung entwickelt und komme nicht mehr klar.... Ich brauche Medikamente gegen die Aengste. Mein Arzt gibt mir die Wahl zwischen Escitalopram und Sertralin. Welches Mittel ist in ihren Augen weniger schlimm fuer ...


Schwanger Nahrungsergänzung und Sertralin

Hallo Herr Paulus, ich habe eine Frage über die Sertralin und die Babytraum Tabletten! Sertralin nehme ich ja schon länger und habe nie Probleme gehabt und seitdem ich diese Babytraum Tabletten zu mir nehme, habe ich so ein komisches Gefühl im Körper, ich muss mich immer strecken und habe Einschlafprobleme! Ich rede mir wieder ein das ich ein H...


Sertralin und Tavor in Stillzeit

Guten Morgen Dr. Paulus, ich leide seit kurzem unter starker Angst/Panik. Mein Hausarzt hat mir deswegen Sertralin und Tavor verschrieben. Ich stille meine Tochter noch voll. Sie nimmt weder die Flasche noch Beikost. Ist es möglich, solange ich das Sertralin einschleiche zusätzlich Tavor - zur Not auch täglich- niedrig dosiert zu nehmen? Bislan...


Sertralin Stillzeit

Guten Tag, darf man Sertralin gegen Angststörung in der Stilzeit nehmen?    LG


Sertralin und Lamotrigin in der Schwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe eine Frage bezüglich diese 2 Medikamente in der Schwangerschaft. Ich nehme Sertralin 100mg und Lamotrigin 125. Manchmal adaptieren wir die Dosierung, aber seit 4 Monate fühle ich mich ganz gut mit den beiden. Ich bin jetzt ganz am Anfang einer Schwangerschaft und frage mich, ob ich weiter das machen...


Sertralin und Milchsäure-/bakterien

Hallo Herr Paulus, ich habe heute zwei komplett verschiedene Fragen. 1.  Sertralin Könnte dies bei Bedarf, auch in der Frühschwangerschaft eingenommen werden? 2. Milchsäure oder Milchsäurebakterien: Ich hab immer wieder mit dem Scheiden- Ph -Wert Probleme und soll vorsorglich was einnehmen. Was ist besser geeignet, Milchsäure- oder Milc...