EllenIsa
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich kann den Zeitpunkt des Eisprungs/der Befruchtung recht genau auf folgendes Datum zurückführen: 17.04.2021 Die folgenden Tage hatte ich dann immer mal wieder ein "Ziehen", von dem ich am 23./24.04.2021 das stärkste Ziehen wahrnahm und rückblickend davon ausgehe, dass hier die Einnistung erfolgt ist. Am 28.04.21 war ich auf dem Geburtstag meines Vaters, wo ich ein kleines Glas Sekt (ca. 0,1l - 0,2l) getrunken habe; das war also ES+11 (ssw 4 p.m., ssw 2 p.c.). Von der alles-oder-nichts-Regel in den ersten 14 Tagen nach Befruchtung/Einnistung (?) habe ich bereits gelesen. Dennoch mache ich mir bereits die ganze Schwangerschaft über immer wieder große Vorwürfe deshalb. Seitdem ich Anfang Mai 2021 von der Schwangerschaft erfahren habe, achte ich sehr auf die Ernährung und lehne Alkohol strikt ab und ärgere mich immer wieder, dass der Vorfall mit dem Glas Sekt zu Beginn passiert ist. Meine Fragen an Sie als Profi: -Besteht bei ES+11 bzw. ca. 1 Woche nach der Einnistung bereits eine Verbindung zum Baby, durch welche der Kleine evtl. doch Schaden genommen haben könnte? -Manchmal liest man, dass es ab der Einnistung schon zu Schäden kommen kann, wenn der Alkohol auch in kleiner Menge zu einem ungünstigen Zeitpunkt getrunken wurde. Stimmt das? -In der Pränataldiagnostik und dem Feinultraschall war bisher alles gut und regelrecht entwickelt (lediglich eine Niere liegt leicht dystop) - hätte man hier Schäden am Köpfchen oder Hirn bereits erkennen können? Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Zeit und eine Antwort.
100 - 200 ml Sekt enthalten ca. 10 bis 20 ml Ethanol. Dieser Alkohol verteilt sich ja in Ihrem Körper, so dass in der Gebärmutter natürlich nur eine minimale Menge ankommt. Sofern die Anwendung einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Da Sie den Sekt nach Ihren Angaben wohl in diesem Zeitraum zu sich genommen haben, ist nicht mit einem erhöhten Risiko für eine kindliche Schädigung zu rechnen. Das allgemeine Hintergrundrisiko für angeborene Anomalien von 3 bis 5% ist immer zu bedenken. In der Pränataldiagnostik sieht man übrigens i. A. keine funktionellen Einschränkungen des zentralen Nervensystems, auch nicht bei regelmäßigem Alkoholkonsum.