Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Schilddrüsenüberfunktion

Dr. med. Wolfgang Paulus

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Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Schilddrüsenüberfunktion

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Einen guten Morgen Herr Paulus, habe seid zirka einem Jahr eine Schilddrüsenüberfunktion. Seid dem wurde ich mit Carbinazol und jetzt Propycil behandelt. Da wir uns noch ein Baby wünschen und ich mittlerweile 38 Jahre alt bin, rennt uns allmählich die Zeit weg. So, haben wir uns entschieden mit Propycil schwanger zu werden. Da ich nach unserer gesunden Tochter leider zwei Fehlgeburten hatte. (Allerdings war da die Schilddrüsenüberfunktion noch nicht festgestellt worden) Habe ich vor einer weiteren Fehlgeburt Angst. Nun zu meinen Fragen, wie hoch ist das Risiko eine Fehlgeburt zu erleiden, bei einer mit Propycil gut eingestellten Schilddrüse? Wie wirkt sich die eine Tablette Propycil aufs ungeborene Leben aus? Wie sieht es dann beim Baby aus, muss die Schilddrüsen des Kind gleich überprüft werden? Propycil hemmt ja die Jodaufnahme,auch dann beim Kind?Kann man mit Propycil stillen? Wie sieht es wärend einer Schwangerschaft im allgemeinem mit Jod aus? Jod ist ja wichtig für das ungeborene Leben? Muss man extra zuführen? Vielen Dank im Voraus Silvie


Dr. Wolfgang Paulus

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Da eine Schilddrüsenüberfunktion mit einer erhöhten Komplikationsrate in der Schwangerschaft (Aborte, Frühgeburten) verbunden ist, ist eine Einstellung der Hormonwerte im oberen Normbereich anzustreben. Propylthiouracil (initial 3 x 50 mg; Erhaltungsdosis 4 x 25 mg pro Tag) ist dazu durchaus auch bei Kinderwunsch geeignet. Es sollte eine aufmerksame Kontrolle der Hormonwerte erfolgen. Die mütterlichen Hormonbefunde dürfen durchaus leicht über den oberen Normwerten liegen. Da die Thyreostatika im Gegensatz zu den mütterlichen Schilddrüsenhormonen gut plazentagängig sind, sollte die Dosis möglichst niedrig gewählt werden, um eine kindliche Schilddrüsenunterfunktion zu vermeiden. Ca. 1 bis 5% der Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Propylthiouracil behandelt worden sind, entwickeln eine vorübergehende Schilddrüsenunterfunktion, eine leichte Erniedrigung des Thyroxinspiegels scheint noch häufiger aufzutreten. Durch Ultraschall während der Schwangerschaft wurden Feten mit Kropfentwicklung identifiziert, deren Mütter wegen M. Basedow Propylthiouracil einnahmen. Abgesehen von Veränderungen an der kindlichen Schilddrüse wird keine Zunahme von angeborenen Anomalien nach Behandlung mit Propylthiouracil in der Schwangerschaft berichtet. Während bei thyreostatischer Therapie mit Imidazolderivaten (z. B. Carbiamzol) Fälle von Aplasia cutis (Hautdefekte) bekannt wurden, sind solche Veränderungen unter Propylthiouracil nicht beschrieben. Thyreostatika gehen in die Muttermilch über, so dass bei einer Anwendung in der Stillzeit Vorsicht geboten ist. Nach Behandlung mit Propylthiouracil 400 mg erhält der Säugling ca. 1,5% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis. Unter Thiamazol und Carbimazol werden Dosen über 10% erreicht. Ein Einsatz von Propylthiouracil ist daher vorzuziehen, die kindlichen Schilddrüsenparameter sollten jedoch aufmerksam überwacht werden. Der Jodidbedarf steigt in der Schwangerschaft auf ca. 260 µg pro Tag an. Da dieser Bedarf in den Jodmangelgebieten Deutschland, Österreich und Schweiz meistens nicht über die Nahrung gedeckt werden kann, ist die zusätzliche Einnahme von Jodid 200 µg pro Tag in der Schwangerschaft grundsätzlich zu empfehlen. Bei Schilddrüsenüberfunktion sollte man allerdings mit Jodidgaben zurückhaltend sein, um nicht die mütterliche Überfunktion anzuheizen.


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