Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Schadstoffe zu Hause, wer kann helfen?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Schadstoffe zu Hause, wer kann helfen?

Cissie

Sehr geehrter Herr Doktor Paulus, Sie wissen so viel über umweltmedizinische Fragen, dass ich hoffe, Sie könne mir sagen, wer denn jetzt für mein Problem zuständig wäre. da wir in einem sehr alten Haus wohnen und meine Eltern damals nur das Nötigste sanieren ließen, habe ich meine Wohnung auf Schadstoffe prüfen lassen. Jetzt habe ich Ergebnisse und finden keinen, der mir weiter hilft. Ich möchte jetzt nicht alle aufzählen, z. B. sind die Türrahmen mit Bleiweiß gestrichen, im Holzboden sind u. a. zu viele PCB, PAK, Phtalate, Lindan, DDT, dies mit einer Konzentration von 10 mg·m³, wobei die maximale Arbeitsplatzkonzentration 1 nicht überschreiten soll. Der Testbericht sagt: Nicht so schlimm, aber für Kleinkinder Gefahr möglich. Ich solle mich an das Gesundheitsamt wenden, die aber meinen, sie wären nicht zuständig. Bei den Türen z. B. heißt es, Bleiweiß nicht essen, was Sie mir natürlich auch schon gesagt hatten vor dem Test mit Sicherheit, aber auf keine Fall ohne besondere Prophylaxe abschleifen, Havariegefahr. Das Problem: Das würde teilweise an einigen Türen vor ca. 7 Jahren gemacht. Die Dielen haben tiefe Rillen, die zwar versiegelt werden sollten, aber es von der Tischlerei leider nicht wurden. Es heißt, Bleistaub könnte darin sein, gerade für Kinderfinger und -füße erreichbar. Außerdem bin ich ja nun schwanger und halte mich natürlich hier auf. Meine Tochter ist 2,75 Jahre und nein, ich habe ihr, wenn wir nur zu Hause waren, nicht vor jedem Essen die Hände gewaschen. Ja, sie hatte sie als Krabbelkind viel auf dem Boden und im Mund. Im Dezember erwarten wir noch ein Baby. Wer ist denn jetzt verantwortlich dafür, konkrete Gefahren einzuschätzen für die Kinder? Ich verstehe, dass das Testinstitut mir nichts über meine Kinder, die sie nie gesehen haben, sagen kann, vor allem, wenn es nicht mal für Erwachsene Grenzwerte gibt. Ich weiß ja nicht einmal, ob jeder Altbau so viel DDT, PCB, PAK, Phtalate etc. hat, wie unserer. Ich möchte jetzt nicht, wo ich natürlich nicht mehr lange Einkommen, sondern Elterngeld bekomme, die ganze Familie vielleicht noch sinnlos evakuieren oder das Haus verkaufen etc. ... dies wurde mir beim Gesundheitsamt geraten, ohne, dass sie irgendeinen der Werte kannten. Ich sagte nur, dass einige Werte überschritten wären und die Antwort war, es gäbe keine Grenzwerte. Das mag stimmen, aber ich kann doch deshalb nicht ausziehen, das Haus verkaufen. Ich wundere mich schon, warum meine Tochter eine chronische Obstipation hat, nicht in den Schlaf kommt, nicht durch schläft, aber dass kann doch alles auch nicht-körperlich sein. Wie soll ich denn jetzt einschätzen, was relevant ist oder nicht? Die Kinderärztin mit 20 Werten belasten und irgendwas Konkretes von ihr hören wollen, wäre doch auch absurd. Vom Testinstitut werde ich wieder an das Gesundheitsamt verwiesen. Können Sie mir sagen, wer mir helfen kann? Natürlich mache mich mir bei Blei und neurotoxischen Stoffen, wenn sie 10-fach höher sind als sonst zulässig um meine Kinder Sorgen. Danke


Wenn irgendwo Schadstoffe gemessen wurden, heißt das noch lange nicht, dass sie vom Organismus in relevantem Umfang aufgenommen werden. Allenfalls bei flüchtigen Substanzen könnten höhere Konzentrationen inhaliert werden, wenn nicht gelüftet wird. Sonst müssten viele Familien ihre Häuser und Wohnungen aus älteren Baujahren in der Schwangerschaft fluchtartig verlassen. Aber auch die Bewohner an Hauptverkehrsstraßen oder Industriegebieten sind natürlich immer wieder Schadstoffen ausgesetzt, die jedoch nicht gleich zu einer kindlichen Beeinträchtigung führen. Chronische Obstipation und Schlafstörungen können durch viele Faktoren ausgelöst werden. Etwas weniger Unruhe und Angst wären da sicher auch hilfreich!


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