Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Moviprepp

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Moviprepp

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrter Dr. Paulus, da in meiner Familie in den letzten 6 Monaten bei Verwandten 1. und 2. Grades Darmkrebs aufgetreten ist und ich Blut im Stuhl hatte (wahrscheinlich aber nur durch Hämorrhoiden), hat mir mein Proktologe eine Darmspiegelung nahe gelegt. Ich stille noch voll und der Gastroenterologe war leider nicht sehr auskunftsfreudig. Seine Aussage: Darmspiegelung und abstillen oder die Spiegelung nach der Stillzeit machen. Nun ist es schwierig, mit der Ungewissheit zu leben. Ich bin zwar erst 29 Jahre, aber möchte natürlich Gewissheit, ob ich Polypen oder einen Tumor habe. Was würden Sie empfehlen? Kann das Mittel zur Darmspülung auf meinen Sohn (6 Monate) übergehen? Vielen DANK!


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei MOVIPREP® handelt es sich um ein osmotisch wirksames Abführmittel (Macrogol). Aufgrund seines Molekülgewichtes wird Macrogol aus dem Darmlumen nicht resorbiert. Eine Anwendung von MOVIPREP® in Schwangerschaft und Stillzeit ist daher zulässig. Sollte zusätzlich während der Darmspiegelung ein sedierendes Medikamente erforderlich sein, bestehen auch keine Einwände gegen die Verabreichung von Midazolam (z. B. Dormicum®). Messungen an 12 stillenden Müttern ergaben nur einen geringen Übergang von Midazolam in die Muttermilch (Matheson 1983). Nach wiederholter Applikation von oralen Dosen von 15 mg Midazolam pro Tag wurde ein Milch/Plasma-Quotient von ca. 0,3 ermittelt. Die Halbwertszeit in der Milch betrug weniger als zwei Stunden. Sieben Stunden nach oraler Einnahme von 15 mg Midazolam wurden keine messbaren Wirkstoffspiegel in der Muttermilch registriert. In zwei weiteren Fällen konnte bereits 4 Stunden nach Gabe von Midazolam kein Wirkstoff in der Muttermilch nachgewiesen werden (Matheson et al 1990). Die WHO Working Group on Drugs and Human Lactation betrachtet die kurzfristige Anwendung von Midazolam in der Stillzeit als wahrscheinlich sicher (WHO Working Group 1988). Nach Empfehlung des Herstellers sollte bis zu 4 Stunden nach Anwendung von Midazolam nicht gestillt werden (Fachinfo Dormicum 2001). Wenn eine Darmspiegelung notwendig erscheint, kann dies ohne Bedenken auch in der Stillzeit erfolgen.


Mitglied inaktiv

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Sehr geehrter Dr. Paulus. herzlichen Dank für Ihre Antwort. Laut Gastroenterologe werden zum Schlafen Propofol und Rapifem verwendet. Ich habe mir vorgenommen wegen des Stillens die Darmspiegelung bei vollem Bewußtsein zu machen. Sollte das aufgrund von Schmerzen doch nicht möglich sein, wie bedenklich sind die beiden Medikamente hinsichtlich des Stillens? Vielen Dank für Ihre erneute Antwort!


Dr. Wolfgang Paulus

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Propofol tritt in der Muttermilch nur in geringen Mengen auf (weniger als 1 µg/ml). Komplikationen für den Säugling sind darunter nicht zu befürchten (Dailland et al 1989, Schmitt et al 1987). Alfentanil (z. B. Rapifen) besitzt eine Halbwertszeit von ca. 2 Stunden. Nach Angaben des Herstellers konnte man den Wirkstoff 4 Stunden nach Anwendung in der Muttermilch nachweisen, jedoch nicht mehr nach 28 Stunden. Differenziertere Angaben zur Exposition des Säuglings nach Exposition der Mutter liegen für Alfentanil leider nicht vor. Eine Belastung des Säuglings über die Muttermilch ist in Analogie zu den verwandten Narkotika nicht zu erwarten, wenn z. B. 6 Stunden nach Abschluss der OP gestillt wird.


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