Pfifferling
Hallo Herr Dr. Paulus, über Ihren Rat würde ich mich mal wieder sehr freuen. Seit Ende der ersten Schwangerschaft habe ich einen Bluthochdruck, der mit Presinol und Metoprolol behandelt wird. Nun bin ich mit dem zweiten Kind schwanger und in der 37. SSW. Vor und zu Beginn der Ss hatte ich folgende Dosierung: Presinol 250 mg 1-1-1 Metoprolol 23,75 mg 1-0-1,5 Im Sommer konnte ich den Betablocker wesentlich niedriger dosieren (0,5-0-1), vermutlich wegen Blutdruckabfall im 1. und 2. Trimenon und der sommerlichen Hitze. Seit 4 Wochen gehen die Werte wieder hoch, ich bin jetzt nicht mehr bei 120/70, sondern an meinen täglichen Spitzen vormittags und am frühen Abend eher bei 140/90. Aktuelle Dosierung: Presinol 250 mg 1-2-1 Metoprolol 23,75 mg 1-0-1. Ich war wegen des Bluthochdruck diverse Male beim Feinultraschall, die Plazenta, Doppler, uteroplazentaler Widerstand ist okay. Aber letzte Woche war ich bei 35+1 beim Feinultraschall und dort ging die Wachstumskurve des Babys leicht (!) nach unten, nachdem ich bis dahin immer als Rückmeldung bekommen hatte, dass das Kind eher groß wird. Ss-Diabetes bestätigte sich im großen Zuckertest aber nicht. Angeblich ist die Retardierung noch nicht dramatisch, es heißt im Bericht offiziell noch "Verdacht auf Wachstumsretardierung", aber ich selbst fühle mich mit 140/90 unruhig und nicht wohl: Fet. Biometrie BPD 93,3 mm 98% FOD 118,2 mm 82% KU 341,0 mm 96% AU 307,4 mm 40% KU/AU 1,11 Humerus 61,2 mm 72% Femur 69,7 mm 56% Gewicht 2,766 g 62% (nach Hadlock) Meine Frage ist jetzt, woran es liegen könnte, dass nun eine leichte Wachstumsretardierung einsetzt. Liegt es daran, dass ich in den drei Wochen vor dem Feinultraschall den Betablocker um 1 Tablette erhöht habe? Oder ist vielmehr der erhöhte Blutdruck selbst für die Retardierung verantwortlich? (Ggf auch kein momentaner Wachstumsschub oder bedingt durch meine umgestellte Ernährung wegen des drohenden Diabetes)? Mein Wunsch wäre aktuell, eine halbe Tablette Metoprolol mehr zu nehmen, die Ärzte sind aber sehr vorsichtig und raten davon ab. Sie raten dazu Presinol höher zu dosieren, aber davon merke ich keine Veränderung. Das war in der ersten Ss schon so. Ist es denn wirklich nicht möglich, Metoprolol noch höher zu dosieren? Es gibt ja auch Tabletten bzw Patienten mit höherer Dosierung (47 mg etc.). Alternativ wäre laut Arzt nun eine Einleitung bei 38+0. Gibt es denn keine Möglichkeit mehr, mit Medikamenten den Bluthochdruck zu verbessern? Mit der richtigen Metoprololdosierung fühle ich mich immer ruhig und ausgeglichen. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass mit höherer Dosierung vielleicht alles okay wäre und ich es bis 40+0 schaffen würde. Dazu noch kurz: Bei den öfter stattfindenden Urinuntersuchungen wird ab und zu Eiweiß entdeckt, schon zu Beginn der Ss. Der Ruhepuls ist zwischen 78 und 90. Schöne Grüße und danke wie immer für Ihren Rat. Errechneter Entbindungstermin: 08-12-2024 Medikamente: Presinol 250 mg, Metoprolol 23,75 succ, Symbicort 160/4,5 Einnahmezeitraum (seit wann) und Dosis: schon vor Ss Hast du besondere Belastungen: Stress durch erstes Kind Bestehen Krankheiten: Bluthochdruck, Asthma
Aus den von Ihnen übermittelten Messwerten kann ich keinen Anhalt für eine Wachstumsretardierung entnehmen. Bei der Ermittlung des fetalen Schätzgewichts werden verschiedene Berechnungsformeln zugrundegelegt. Eine Schwankung von +/- 15% ist dabei immer zu berücksichtigen. Wenn die Doppler-Werte in Ordnung sind, besteht keine Mangelversorgung. Die Behandlung des ansteigenden Bluthochdrucks löst nicht das Grundproblem einer möglicherweise beginnenden Präeklampsie. Mit Metoprolol und Presinol kann man zwar den Blutdruck senken, aber nicht einer Präeklampsie vorbeugen. In der Tat muss man bei zunehmenden Symptomen an eine rechtzeitige Entbindung denken. Kosmetik an den Blutdruckwerten reicht dann nicht aus! Grundsätzlich kann man Presinol auf eine Tagesdosis bis 2000 mg steigern, Metoprol bis 100 mg. Die einzig effektive Vorbeugung einer Präeklampsie besteht jedoch in der frühzeitigen Einnahme von ASS 150 (spätestens ab der 16.SSW).
Pfifferling
Danke, Herr Dr. Paulus! Vor allem für die mehr als schnelle Antwort. Ich verstehe jetzt die ganze Sache etwas besser.