Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Keime in Wunden - Antibiotikagabe und Sanierung indiziert?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Keime in Wunden - Antibiotikagabe und Sanierung indiziert?

lamare

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Sehr geehrter Herr Paulus, seit 3,5 Monaten habe ich (SSW 23) eine nicht heilende Wunde in Nase und Mundwinkel. In der Nase geht dies u.a. mit sickernden und punktuellen Blutungen jeden Tag einher. Im Nasenabstrich von der Stelle, den der HNO-Arzt vornahm, wurden nun 3 Keime nachgewiesen: 1. Pantoea agglomerans 2 Acinetobacter junii 3 Staphylococcus aureus. Für alle 3 Keime zusammen wäre laut Resistenztestung nur noch Gentamicin und Cotrimoxazol wirksam. (Andere Antibiotikakombinationen gibt es kaum, da vor allem der 2. Keim fast gegen alles resistent ist.). Im Übrigen bin ich vor extremer Erschöpftheit (wie Fatigue) seit mehreren Wochen schon im Grunde bettlägerig, und ich befürchte, dass dies an den Keimen liegen könnte? Ich bitte Sie sehr um Rat in folgenden Fragen: 1. Ist es überhaupt klar, ob eine Infektion oder "nur" Kolonialisation der wunden Stellen vorliegt und wäre dieser Unterschied wichtig? 2. Halten Sie es für indiziert, die wunden Stellen zu behandeln? 3. Wenn ja, für welches Medikament/welche Behandlung plädieren sie? Bei einer bloßen Gentamicin-Salbe ist meine Befürchtung, durch Verschlucken doch die Hörschäden/Nierenschäden (beim Baby) hervorzurufen. Zudem befürchte, dass die Salbe nicht ausreicht, da mit Sicherheit weitere Hautstellen zumindest kolonialisiert sind. 4 Wäre bei Nichtbehandlung -eine Gefahr für das Baby nach der Geburt gegeben? Ich habe gelesen, dass Neugeborene öfter mit o.g. infiziert wurden und auch daran starben. - wäre das Wundinefktionsrisiko für mich zu groß, wenn man nicht behandelt? Ich habe gelesen, dass 11 Prozent kolonialisierter Pat. allein mit S.aureus eine nosokomiale Wundinfektion erleiden. - könnte ich bei Nichtbehandlung zb. eine Sepsis, Endokarditis etc. erleiden? Immerhin ist die Nase immer frisch blutig, insofern immer direkter Kontakt der Keime zur Blutbahn da. 5. Sollte auf jeden Fall neben oder statt antibiotischer Behandlung eine Sanierung (wie bei MRSA) stattfinden? Mit Sanierung meine ich das mehrtätige "Behandlungsprogramm" mit Chlorhexidin/Octenisept zum Waschen, Gurgeln, Nasenbehandlung, Wäschewechsel etc. Ich lege sehr viel Wert auf Ihr Wissen und Rat als Experte. Sie hatten mir schon einmal sehr gut weitergeholfen! Herzliche Grüße!


Dr. Wolfgang Paulus

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Grundsätzlich kann ich hier ohne Kenntnis des Befundes als Gynäkologie keine Ferndiagnosen stellen, die eigentlich in das Aufgabenfeld Ihres HNO-Arztes fallen. Eine oberflächliche Besiedlung von kleinen Wunden an Mund und Nase stellt sicher keine lebensbedrohliche Gefahr für Sie oder Ihr Kind dar (Sepsis). Die äußerliche Anwendung von Gentamicin wäre auch in der Schwangerschaft völlig unbedenklich, da angesichts der kleinen Flächen keine messbaren Wirkstoffspiegel in der Blutbahn entstehen. Oft sind solche Keimbesiedlungen nicht die Ursache sondern eher die Folge von Läsionen an der Oberfläche. Dann hilft ggf. eher die äußerliche Anwendung von Kortikoiden.


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