Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Formaldehyd

Frage: Formaldehyd

Sunny_M

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Hallo Hr Dr Paulus, Ich besitze einen Hochstuhl für mein Kind bei dem beim Sitzpolster lt Testurteil Formaldehyd in grösseren Mengen ausgedünstet wird. Ist dies für meiNe Schwangerschaft bzw mein ungeborenes bereits schädlich gewesen?. Ich lüfte regelmässig aber natürlich ist bei kalten Temperaturen das Fenster oft über Nacht etc verschlossen. Danke für Ihre Hilfe!


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Tierversuche legen nicht den Verdacht nahe, dass eine Formaldehyd-Exposition in der Schwangerschaft zu einem erhöhten Fehlbildungsrisiko führt. Formalin wird über die Lungen und den Gastrointestinaltrakt resorbiert. Am Arbeitsplatz sollte die Atemluft nicht mehr als 0,3 ppm enthalten (ACGIH, 1995-1996). Der Geruch kann von den meisten Menschen bei Konzentrationen von 0,8 ppm wahrgenommen werden (CHRIS, 1992). In Deutschland gilt für Formaldehyd eine maximale Arbeitsplatzkonzentration von 370 µg/m3 (DFG 2000). Für das Bauwesen ist für Gebäude bei einer Zertifizierung nach der Deutschen Gesellschaft nachhaltiges Bauen (DGNB) ein Formaldehyd-Grenzwert von 120 μg/m³ definiert. In einer Kohortenstudie mit 316 OP-Schwestern, die neben Narkosengasen auch Formalindämpfen im ersten Schwangerschaftsdrittel ausgesetzt waren, zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Abortrate (Saurel-Cubizolles et al 1994). In Fall-Kontroll-Studien mit 61 Kosmetikerinnen (John et al 1994) und 206 Laborassistentinnen (Taskinen et al 1994) ergab sich ein schwacher Zusammenhang zwischen Formalin-Exposition im ersten Schwangerschaftsdrittel und Spontanaborten (Odds Ratio=2,1, 95%-Konfidenzintervall 1,0-4,3 bzw. Odds Ratio=3,5, 95%-Konfidenzintervall 1,1-11,2). In einer älteren Fall-Kontroll-Studie mit 164 Krankenschwestern konnte kein Zusammenhang zwischen einer Arbeitsplatzexposition mit Formalin und Spontanaborten hergestellt werden (Hemminki et al 1985). Eine Übersichtsarbeit von Toxikologen kam 2001 zu dem Schluss, dass die Formalin-Exposition an typischen Arbeitsplätzen keine Gefahren für die Beschäftigten bei Kinderwunsch bzw. in der Schwangerschaft mit sich bringt (Collins et al 2001). Da es sich bei Ihnen ja nicht um eine dauerhafte berufliche Exposition in hohen Konzentrationen gehandelt hat, sehe ich keinerlei Auswirkung auf Ihre Schwangerschaft.


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