Lola1331
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, da ich seit der Geburt meines Kindes unter einer chronischen Darmentzündung leide (CU), nehme ich seit letztem Jahr (ca. seit August 2023) alle zwei Wochen eine Injektionslösung von Yuflyma mit dem Mittel Adalimumab. Das Medikament Salofalk 3g nehme ich ungefähr seit Mai 2023 jeden Abend zu mir. Nun frage ich mich, da ich meine Tochter noch immer stille, ob ich ihr mit den Medikamenten, wenn sie diese so lange Zeit wenn auch nur in Spuren abbekommt, irgendwie schaden kann? Die Lebendimpfstoffe hat sie allesamt gut vertragen. Ich möchte nur ungerne abstillen und bisher hat auch kein Arzt (weder Gastroenterologe noch Kinderärztin) irgendetwas dazu geäußert. Ich mache mir Sorgen, da ich noch im Kopf habe, dass das Medikament von Yuflyma als Nebenwirkung Leukämie auslösen kann (?). Könnte das bei meiner Tochter ausgelöst werden bei der Menge, die sie eventuell durchs Stillen abbekommt? Vielen lieben Dank im Voraus! Mit freundlichen Grüßen Medikamente: Yuflyma (Adalimumab), Salofalk 3g Einnahmezeitraum (seit wann) und Dosis: Seit Mai 2023/August 2023 Bestehen Krankheiten: CU
Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen darf Mesalazin angesichts des geringen Übertritts in die Muttermilch eingesetzt werden. Ein Säugling nimmt bei einer mütterlichen Tagesdosis von 1500 mg Mesalazin ca. 15 mg des Wirkstoffes auf (Christensen et al 1994). In einen Fallbericht wird die rektale Anwendung von Mesalazin mit Diarrhoe beim Säugling in Verbindung gebracht (Nelis 1989). Eine weitere Sammlung von 8 stillenden Müttern unter Mesalazintherapie beschreibt ebenfalls einen Säugling mit Diarrhoe (Ito et al 1993). Selbst kleine Mengen von Mesalazin können offenbar in seltenen Fällen zu derartigen Komplikationen führen (Christensen et al 1994). Bei Adalimumab handelt es sich um ein großes Molekül mit einem Molekulargewicht über 148.000, das im kindlichen Gastrointestinaltrakt weitgehend zerstört wird. Die ersten beiden Publikationen über die Anwendung von Adalimumab in der Stillzeit berichten von zwei Säuglingen mit unauffälliger Entwicklung (Mishkin et al 2006, Vesga et al 2006). In der Muttermilch konnte man weniger als 1% der mütterlichen Serumkonzentration von Adalimumab nachweisen (Ben-Horin et al 2010). Allerdings wurden in dieser Studie die kindlichen Serumwerte nicht bestimmt. Eine weitere Publikation berichtet von zwei unauffälligen Säuglingen unter maternaler Therapie mit Adalimumab. Die Spiegel in der Muttermilch erreichten weniger als 0,1% der mütterlichen Serumkonzentration. Im Serum des Säuglings ließ sich der Wirkstoff nicht nachweisen (Fritzsche et al 2012). Zur Behandlung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung erhielten sechs Mütter in der Stillzeit Adalimumab. Bei Kontrollen im Abstand von 1, 12, 24 und 48 Stunden nach Anwendung konnte man in der Muttermilch keinen Wirkstoff feststellen (Matro et al 2015). Eine Patientin mit Psoriasis setzte die Behandlung mit Adalimumab in zwei Schwangerschaften fort und stillte anschließend ihre Kinder anschließend komplikationslos unter Therapie mit Adalimumab (Lund et Thomsen 2017). In einer Fallserie von 21 stillenden Patientinnen unter Therapie mit Adalimumab konnte der Wirkstoff nur in zwei Fällen in der Muttermilch nachgewiesen werden. Bei den Säuglingen fiel keine Zunahme von Infektionen oder Entwicklungsstörungen auf (Matro et al 2018). Nach Ansicht der meisten Experten ist die mütterliche Behandlung mit Adalimumab durchaus mit dem Stillen vereinbar (Skomsvoll et al 2007, Ostensen et al 2009, van der Woude et al 2010, Gisbert et al 2013, Hassid & Mahadevan 2014, Nielsen et al 2014). Der Hersteller rät, nicht vor Ablauf von 5 Monaten nach der letzten Verabreichung des Wirkstoffes an die Mutter Säuglinge, die in utero Adalimumab ausgesetzt waren, mit Lebendimpfstoffen zu impfen (Fachinfo Humira 2020).
Lola1331
Ein kleiner Nachtrag: Meine Tochter ist jetzt 19 Monate alt, also nehme ich die Medikamente schon fast die gesamte Stillezeit über.
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