Yourie
Hallo Herr Doktor gagsteiger, ich bin 36, habe bereits zwei Kinder. Jedoch nur einen offenen Eileiter (würde bei Bauchspiegelung 2022 festgestellt). Nach dem Eingriff wurde ich sofort schwanger . Nun versuchen wir es seit November 24 wieder. Eine hycosi Spülung habe ich im letzten Zyklus machen lassen, da konnte der offene Eileiter erfolgreich gespült werden. Hormonwerte sind in Ordnung und Zyklus ist regelmäßig. Seit 4 Zyklen nehme ich zusätzlich letrozol. Bisher noch kein Erfolg. Seit der letrozol Einnahme wird die Eizelle jedoch immer Recht groß, also an zyklustag 11 bzw 12 war sie die letzten Male bereits bei 22 bzw 25mm ist das normal? Oder ist das ein Zeichen, dass letrozol beim mir nicht gut wirkt? Eine auslösespritze wurde nie gegeben. Wäre das sinnvoll oder ist das einzig der Vorteil, dass man den Eisprung damit besser vorhersagen kann? Denn eigentlich habe ich verlässlich Eisprünge. Ich Frage mich wie lange wir es jetzt auf diesem Weg mit letrozol probieren sollten bzw ob das überhaupt der richtige weg ist? (Partner ist abgeklärt, da liegt kein Problem vor). Ivf oder ähnliche Behandlungen, die im Kinderwunschzentrum durchgeführt werden müssen, kommen leider aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Danke für ihre Hilfe
Guten Tag Unter Letrozol ist es in Ordnung, wenn ein Follikel am 12. Zyklustag 22 mm groß ist. Wichtig ist, wie gemessen wird (größter oder mittlerer Durchmesser) und vor allem, dass die Gebärmutterschleimhaut gut aufgebaut ist. Eine Auslösespritze kann den Eisprung gezielt bei 18–20 mm auslösen, damit auch das Timing sicherer ist. Da Sie regelmäßige Eisprünge haben, ist Letrozol nicht zwingend nötig, kann aber die Hormonumgebung verbessern. In der Regel probiert man es 3–6 Zyklen. Wichtig ist auch, den männlichen Faktor nicht zu vergessen: Spermienqualität kann schwanken, und ein Spermiogramm, das älter als 6 Monate ist, sollte nicht alleinige Grundlage sein. Hinzu kommt: Mit nur einem offenen Eileiter sinken die Chancen auf etwa 50 % im Vergleich zu einer Frau mit zwei durchgängigen Eileitern. Außerdem kann die Ursache, die zum Verschluss des einen Eileiters geführt hat, auch den anderen beeinträchtigt haben. 👉 Zusammengefasst: Follikel von 22 mm an ZT 12 ist noch im Rahmen. Schleimhautdicke ist ebenso entscheidend. Auslösespritze kann das Timing optimieren. Nach 3–6 Zyklen sollte man die Strategie überprüfen. Spermiogramm möglichst aktuell halten. Chancen sind durch nur einen offenen Eileiter reduziert. Aber wir wünschen Ihnen viel Glück!
Yourie
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Mit der Gebärmutterschleimhaut ist die Ärztin jedes Mal extrem zufrieden. Aber ja die spermiogramme sind tatsächlich schon 3 Jahre alt. Waren damals aber überragend gut. Und mein Mann nimmt einfach Mal vorsorglich fertilovit. Da eben die Kinderwunschbehandlungen in spezieller klinik nicht machbar sind, ist das ja auch unsere einzige Möglichkeit. Sie würden also auf jeden Fall 6 Zyklen letrozol abwarten? Die Spritze ist wie ich verstehe nur fürs bessere Timing oder wäre das wichtig, dass die Eizelle garnicht erst so groß werden?
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Es ist sehr positiv, dass die Schleimhaut jedes Mal so gut aufgebaut ist – das ist ein entscheidender Faktor. Die Größe der Follikel ist nach meiner Einschätzung nicht das Problem. Sie dürfen auch 22 mm oder größer werden, bevor der Eisprung stattfindet. Eine Auslösespritze setzen wir Reproduktionsmediziner vor allem deshalb gerne ein, weil damit das Signal für den Eisprung sehr klar gesetzt wird. Zudem enthält z. B. Ovitrelle HCG, also das Schwangerschaftshormon, das die Gelbkörperphase zusätzlich stützt. Es geht hier also mehr um besseres Timing und Unterstützung – nicht darum, dass eine Eizelle sonst „zu groß“ würde. Wichtig ist allerdings, dass Sie Ihre Chancen realistisch einschätzen: Mit nur einem offenen Eileiter sind die Erfolgsaussichten pro Zyklus etwa halbiert. Dazu kommt, dass die Ursache für den Verschluss des einen Eileiters auch den anderen beeinträchtigen könnte. Insofern würden wir nicht raten, einfach viele „Zyklen“ mit Letrozol nacheinander abzuwarten, sondern die Situation nach einigen Zyklen kritisch zu bewerten. Grundsätzlich wäre es daher sinnvoll, nach spätestens 6 Letrozolzyklen eine Bilanz zu ziehen. Parallel sollte die Spermienqualität noch einmal aktuell überprüft werden, da Ergebnisse, die mehrere Jahre zurückliegen, die heutige Situation nicht unbedingt zuverlässig widerspiegeln. Ich weiß, dass eine IVF-Behandlung für Sie derzeit aus bestimmten Gründen nicht in Frage kommt – diese haben Sie hier nicht näher aufgeführt. Genau deshalb ist es wichtig, den eingeschlagenen Weg bewusst zu gehen, die Chancen nüchtern einzuschätzen und die Möglichkeiten, die Sie haben, bestmöglich zu nutzen. 👉 Zusammengefasst: Follikelgröße > 22 mm ist unproblematisch. Ovitrelle-Auslösung macht den Eisprung besser planbar und unterstützt die Gelbkörperphase. Chancen sind mit nur einem offenen Eileiter reduziert, mögliche Vorschädigung des anderen kann eine Rolle spielen. Nicht einfach viele Zyklen unter Letrozol laufen lassen, sondern realistisch Bilanz ziehen. Spätestens nach 6 Zyklen sollte man neu bewerten. Ein aktuelles Spermiogramm ist sinnvoll. Viel Glück!
Yourie
Vielen Danke, dass Sie sich so ausführlich Zeit nehmen und antworten. Ist denn irgendwann ein zu viel an letrozol erreicht, also kann ich damit irgendwie meinem Körper schaden? Oder wäre es in meinem Fall (eigentlich keinen hormonelles, sondern organisches Problem) sogar besser kein letrozol zu nehmen? Ich habe es eigentlich auf meinem Wunsch hin bekommen, da ich eben schon 36 bin und gehofft habe, vielleicht bessere Chancen zu haben, dass auch mal auf beiden Seiten etwas heranreift (was bisher nicht der Fall war)
Guten Tag, ich verstehe Ihre Gedanken und Ihre Sorgen sehr gut. Es ist absolut nachvollziehbar, dass Sie mit 36 Jahren nach den besten Möglichkeiten suchen, Ihre Chancen zu erhöhen. Letrozol wird in der Kinderwunschmedizin seit vielen Jahren angewendet und gilt grundsätzlich als gut verträglich. Ein „zu viel“ in dem Sinn, dass Sie Ihrem Körper dadurch nachhaltig schaden würden, ist bei der üblichen Dosierung nicht zu befürchten. Dennoch ist es wichtig zu bedenken, dass es sich bei Ihnen nicht um ein rein hormonelles, sondern um ein organisches Problem handelt. Gerade deshalb möchte ich Ihnen sehr ans Herz legen, sich in einem Kinderwunschzentrum ausführlich beraten und begleiten zu lassen. Dort können alle relevanten Faktoren in Ruhe und mit der nötigen Gründlichkeit berücksichtigt werden: Ihr aktuelles Alter, Ihre Vorgeschichte, Ihre bisherigen Behandlungsversuche und selbstverständlich auch die Situation Ihres Mannes. Nur wenn man all diese Puzzleteile zusammensetzt, lässt sich ein sinnvoller und auf Sie persönlich zugeschnittener Rat geben. Ich weiß, dass es viel Mut braucht, diesen Schritt zu gehen – aber Sie gewinnen dadurch Klarheit, Sicherheit und die bestmögliche Unterstützung. Das ist eine gute Grundlage, damit Sie mit realistischen, aber auch hoffnungsvollen Erwartungen weitergehen können. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger