Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Dr. Bühler, ich (32 Jahre) war 2003 nach erstem Versuch ICSI (durchgeführt wegen OAT meines Ehemannes) mit Zwillingen schwanger. Hatte im weiteren als Komplikation der Prozedur einen Tuboovarialabszess entwickelt, der wahrscheinlich mehrfach rupturiert war, ehe er denn als solcher erkannt und operiert wurde, schliesslich im weiteren Verlauf in der 14. SSW einen septischen Abort. Die "Follikepunkteurin" war retrospektiv gesehen mit ihrer Prozedur wahrscheinlich auch nicht ganz glücklich, jedenfalls hat sie mir nach der Punktion den Bauch auf der Seite abgetastet, auf der ich nachher den Abszess hatte, worin ich eigentlich keinen Sinn erkennen kann!? Habe dann wieder einen regelmässigen Zyklus entwickelt, der allerdings kürzer ausfiel (ca. 24 Tage, vorher ca. 30 Tage), weiterhin gehe ich davon aus, dass meine Unterusschleimhaut nicht mehr so gut aufbaut, da die Menstruationsblutung deutlich schwächer ausfällt (ca. 50-75%, auch vor Pilleneinnahme). Weiterhin hatte ich anhaltend Verwachsungsbeschwerden, die in der Intensität klar mit dem Follikelwachstum korrelierten und jetzt mit Einnahme eines Ovulationshemmers gebessert sind. Ich versuche zu sortieren, wie ich mit dem Thema Kinderwunsch im meinem Leben umgehen soll und und würde gerne versuchen abzuschätzen, wie gross Risiken und Chancen einer neuerlichen ICSI in dieser Konstellation sind. Denken Sie, dass dies überhaupt möglich ist, oder läuft es letztendlich darauf hinaus, dass ich/wir es einfach noch einmal versuchen müssten? Ist die Gefahr von Darmperforationen oder sonstiger Keimeinschleppung bei Verwachsungen grösser, macht evtl. eine post-op Antibiose Sinn? Gibt es Daten, die etwas über Veränderungen hins. Eizellqualität oder Stimulierbarkeit der Ovarien postentzündlich aussagen? Gibt es Daten über Korrelationen von Schleimhautdicke und Schwangerschaftsraten? Zu welchem Vorgehen würde Sie mir raten? Wahrscheinlich sprengt meine Geschichte und die vielen Fregen hier den Rahmen, aber auch über Teilbeantwortung würde ich mich freuen und möchte Ihnen dafür im voraus sehr danken. Mit freundlichen Grüssen, Karla (von Beruf ebenfalls Ärztin, aber in weit von der Gynäkologie entfernten Fachgebiet!)
HAllo karla, versuchen wir es einmal auf alle Ihre Fragen einzugehen: Denken Sie, dass dies überhaupt möglich ist, oder läuft es letztendlich darauf hinaus, dass ich/wir es einfach noch einmal versuchen müssten? Ob es möglich ist, hängt letztlich von der "Erreichbarkeit" der Ovarien ab. Hier wird Ihnen aber Ihr Zentrum sagen können, wie die Ovarien im US z uerkennensind und wie sie im Verhältnis zur Vagina lokalisiert sind und ob es zwischen Vagina und Ovar(ien - wie wurde eigentlich damals operiert?) das Risko von dort in Adhäsionen verhafteten fixierten Darmschlingen gibt. Dann bestünde das Risiko bei einer erneuten Punktion den Darm zu verletzten. Ist die Gefahr von Darmperforationen oder sonstiger Keimeinschleppung bei Verwachsungen grösser, macht evtl. eine post-op Antibiose Sinn? siehe Antwort oben; davon hängt es eben ab. Antibiose kann im Einzelfall unbedingt sinnvoll sein. Gibt es Daten, die etwas über Veränderungen hins. Eizellqualität oder Stimulierbarkeit der Ovarien postentzündlich aussagen? Hinsichtlich der EZ-Qualität sind mir nur Daten inbezug auf die "chronische Entzündung" Endometriose bekannt. Dies ist aber nicht mit Ihrem Fall vergleichbar. Wenn die Entzündung ausgeheilt ist, mehr als 3 Monate seitedem vergangen sind, sollte es keineBeeinträchtigung m.E. geben. Gleiches gilt für die Ansprechrate. Gibt es Daten über Korrelationen von Schleimhautdicke und Schwangerschaftsraten? I.A. wird ene Dicke von mindestens 7,5 mm gefordert. Es gibt aber gute Daten aus Valencia, die zeigen, daß auch mit niedrigeren GMS-Dicken gute SS-Raten erreicht werden. Zu welchem Vorgehen würde Sie mir raten? Ausführlich mit dem Reproduktionsmediziner Ihres Vertrauens sprechen und mit ihm alle oben genannten Punkte abhandeln. Viel Glück KB
Mitglied inaktiv
Hallo Herr Bühler, herzlichen Dank für die prompte Beantwortung der Fragen. Es wurde zunächst laparoskopisch geguckt, wenn ich das richtig verstanden habe, waren dann die entzündlichen Veränderungen im kleinen Becken schon derart ausgeprägt, dass man mit dem Laparoskop gar nicht mehr weiterkam und sich mit dem Laparoskop nur im noch gesunden Bauch bewegen konnte, so dass auf Laparotomie umgestellt wurde mit Coloskopie (mit Frage nach noch immer existenter Darmperforation, die aber nicht nachzuweisen war). Es ist kein vernünftiger Keimnachweis gelungen (nur irgendwelche Lactobacillus species), hätte aber glaube ich zu dem Stadium bereits auch nichts mehr an dem Fortlauf der Dinge ändern können. Der septische Abort war ca. 3 Wochen post-op, auch da kein Keimnachweis, der zum klinischen Bild passte. Das mit dem "Reproduktionsmediziner Ihres Vertrauens" finde ich nicht mehr so einfach nach den Geschehnissen des letzten Jahres.....bin auch sehr im Zweifel, ob ich noch mal jedwede Manipulationen über mich ergehen lassen kann und ob mir das Leben nicht einen anderen Weg weist, ha, so manche Entscheidungen im Leben sind halt schwer. Ihre Antworten auf die Fragen hier habe ich bei Durchblättern der Seiten sehr sympathisch gefunden. Vielen Dank. Frohe Ostertage, Karla