JHC
Sehr geehrter Herr Dr. Moltrecht, ich bin ganz frisch schwanger. Ich soll mich nun entscheiden, ob ich vorsorglich Heparin oder ASS 100 - oder vielleicht auch keines von beiden oder sogar beides zusammen - nehme und würde mich über Ihre Einschätzung dazu freuen. Ich habe zwei gesunde Kinder, 2015 und 2018 geboren. Zwischen den beiden Kindern hatte ich zwei frühe Abgänge, nach dem zweiten wieder einen frühen Abgang (2019). Seit wir versuchen, ein drittes Kind zu bekommen, bin ich in regelmäßigen Abständen schwanger geworden, leider stets nur biochemische Schwangerschaften. Bei allen Schwangerschaften war ich schon älter, so dass die Fehlgeburten wahrscheinlich wegen meines Alters waren. 2017 wurde meine Gerinnung umfangreichst getestet - ohne jeglichen Befund. D-Dimere lagen bei 505 ug/l. In der Schwangerschaft 2018 habe ich dennoch auf Anraten des Gerinnungsspezialisten wegen der beiden vorangegangenen Fehlgeburten vorsorglich Heparin (Fraxiparine 0,6) gespritzt und dann ab etwa 4./5. Monat Heparin abgesetzt und ASS 100 genommen. (In der Schwangerschaft 2015 habe ich keinerlei Medikamente genommen). ASS wurde mir bei der Schwangerschaft 2018 geraten, weil bei zwei Ultraschalluntersuchungen ein beidseitiges angedeutetes notching diagnostiziert wurde, später dann ein einseitiges notching. Bei diesen beiden Untersuchungen drückte der untersuchende Arzt recht stark mit dem Ultraschallkopf auf meinen Bauch. Bei einer späteren Kontrolle 2 Wochen vor der Entbindung bei einem anderen Arzt, der nicht so stark drückte, wurde kein notching festgestellt, PI und RI A. uterina rechts lagen jedoch oberhalb der 95. Perzentile; PI und RI A. uterina links fast auf der 95. Perzentile. Ebenfalls 2 Wochen vor der Entbindung, als ich auch das ASS 100 abgesetzt hatte, hatte ich Beschwerden im Bein, woraufhin mein FA die D-Dimere bestimmte. Der Wert lag bei 4980 ug/l (Normbereich lt. Labor in der 2. Hälfte 3. Trimester 685-2585 ug/l). Im Ultraschall des Beines wurde eine Thrombose ausgeschlossen und nichts weiter veranlasst. Danach hatte ich keine Beschwerden mehr und auch keinerlei Komplikationen. An Gerinnungswerten wurde zuletzt Anfang Januar dieses Jahres der Quickwert bestimmt; dieser war bei 97% (Normbereich lt. Labor 70-100 %), obwohl ich zwei Tage vorher noch (wie immer ab ES) ASS 50 genommen und wegen negativen Tests abgesetzt hatte. In den Schwangerschaften gab es nie Blutungen. Seit ES nehme ich ASS 50, seit dem positiven Test ASS 100. Mein FA empfiehlt mir, dieses rein vorsorglich weiterzunehmen. Heparin hält er nicht für sinnvoll. Der Gerinnungsspezialist rät, ASS 100 abzusetzen und auf Heparin zu wechseln (mit der Begründung, es gäbe auch noch nicht bekannte und noch nicht diagnostizierbare Gerinnungsstörungen). Ich bin hin- und hergerissen, was ich tun soll. Beides gleichzeitig möchte ich nur im Notfall nehmen, in der kurzen Übergangszeit in der Schwangerschaft 2018 hatte ich schon von bloßen Hinsitzen blaue Flecken. Wie würden Sie vor diesem Hintergrund verfahren? Ganz herzliche Grüße, JHC
Herzlichen Glückwunsch! Ich sehe keine Indikation für Heparin/ASS. Lediglich, wenn damals wirklich eine Plazentainsuffizienz vorgelegen haben sollte, könnte eine ASS 100 Gabe erwogen werden. Ihnen eine glückliche Schwangerschaft
JHC
Vielen herzlichen Dank für Ihre Einschätzung, ich bin sehr froh über Ihre stetige und geduldige Unterstützung! Eine Plazentainsuffizienz wurde damals im Vorfeld der Entbindung nicht diagnostiziert. Wäre es sinnvoll, bei der Entbindungsklinik nachzufragen, ob im Geburtsbericht etwas dazu vermerkt ist? Mir ist im Zusammenhang mit Heparin zwischenzeitlich noch ein weiterer Gesichtspunkt eingefallen, zu dem mich Ihre Einschätzung freuen würde. Ich habe gelesen, dass Heparin Schwangeren teilweise während und nach einer Coronainfektion gegeben wird. Mein Großer ist in der 2. Klasse und leider recht oft erkältet, seit er in der Schule ist. Meistens stecke ich mich zum Glück nicht an. Letztes Jahr hat er aber prompt auch jedenfalls einmal Corona aus der Schule mitgebracht und den Rest der Familie angesteckt (bei einem weiteren Mal sind wir nicht sicher, ob es Corona war). Ich hatte damals ein paar Tage Fieber, habe mich 2 Wochen sehr krank gefühlt und der Geschmacks- und Geruchssinn waren komplett verschwunden. Nach den 2 Wochen ging es mir aber schnell besser und es blieb nichts zurück. Eine Impfung ist bei mir nicht möglich. Würden Sie vor diesem Hintergrund vorsorglich Heparin spritzen lassen - oder dies nur empfehlen, falls es zu einer Infektion während der Schwangerschaft kommen sollte? Nochmals ganz herzliche Grüße und vielen lieben Dank! JHC
JHC
PS: Ich habe eben gesehen, dass ich mich vertippt habe: Ich hatte dieses Jahr Corona (und zwar Ende Juni/Anfang Juli), nicht letztes Jahr. Ganz herzliche Grüße, JHC
JHC
PS: Eine Frage hätte ich auch noch zu ASS 100. Könnte ich dieses einfach von heute auf morgen absetzen oder müsste die Einnahme ausgeschlichen werden? Ganz herzliche Grüße, JHC
Guten Abend, wegen des auffälligen Dopplers ging ich von Plazentainsuffizienz aus. Wegen einer eventuellen Coronainfektion prophylaktisch Heparin zu spritzen, ist nicht indiziert. ASS muss nicht ausgeschlichen werden. LG