Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Behandlung uNK Zellen?

Frage: Behandlung uNK Zellen?

Karotte123

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Guten Tag,  ich bin 34 hatte bislang 6x IUI und 3x Blastozystentransfer. Leider führten diese Versuche nur zu einer späten Fehlgeburt in der 16 ssw und einer biochemischen Schwangerschaft.  Das spermiogramm ist super und die Befruchtung und Entwicklung der Embryonen bis Tag 5 klappt problemlos. Nun wurde festgestellt, dass meine uNK Zellen etwas erhöht sind (cd56 bei 368, allerdings in einem anovulatorischen Zyklus gemessen). Daraufhin habe ich fünf Tage vor Transfer eine intralipid Infusion (100 ml lipovenös) bekommen und soll alle 10 Tage wiederholen. Die nachträgliche Untersuchung der Probe ergab jetzt aber einen CD16 wert von nur 21 und niedrige zytotoxische Aktivität. Macht eine intralipid Behandlung aus Ihrer Sicht dennoch Sinn (alle 10 Tage, 100 ml?) oder hätten Sie eine andere Empfehlung?  Herzlichen Dank und mit besten Grüßen 


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Vertrauen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie belastend diese lange Zeit mit vielen Behandlungen und Rückschlägen für Sie ist.   Zu den uNK-Zellen und dem Befund: Eine einmalig leicht erhöhte NK-Zellzahl (CD56) – zumal in einem anovulatorischen Zyklus gemessen – ist nicht unbedingt aussagekräftig. Solche Werte schwanken stark im Zyklusverlauf und können auch durch Stress oder körperliche Belastung beeinflusst sein. Dass Ihr CD16-Wert niedrig ist und die zytotoxische Aktivität gering, spricht klar gegen eine überschießende Immunaktivität. Damit ergibt sich keine eindeutige Indikation für eine Therapie mit Intralipid oder Prednisolon.   Zur Behandlung: Intralipid-Infusionen und auch niedrig dosiertes Prednisolon gelten als relativ harmlose Behandlungen. Auch wenn sie nicht unbedingt zielführend sind, können sie in Ihrer Situation toleriert werden, falls Sie das Gefühl haben, damit aktiver etwas tun zu können. Rein aus Ihrer Vorgeschichte (eine biochemische Schwangerschaft und eine Fehlgeburt in der 16. SSW) ergibt sich keine klare Indikation für eine „Killerzellen-Problematik“.     Wichtiger Aspekt: Nach vielen erfolglosen Versuchen entstehen leicht Anspannung, Angst und psychischer Druck – und genau diese Faktoren können die Immunwerte, einschließlich der NK-Zellen, messbar beeinflussen. Deshalb ist es aus meiner Sicht entscheidend, dass Sie neben der medizinischen Therapie auch begleitende Unterstützung haben:   durch eine spezialisierte Kinderwunsch-Psychologin, eine im Beratungsnetzwerk Kinderwunsch engagierte Spezialistin, oder ein Coaching, das Ihnen hilft, Vertrauen und Ruhe zurückzugewinnen.   Das kann einen ebenso großen Einfluss auf den Verlauf haben wie Medikamente.   Zusammenfassung des Aufrangbefundes:   CD56 leicht erhöht – in einem anovulatorischen Zyklus, daher eingeschränkte Aussagekraft CD16 niedrig, zytotoxische Aktivität gering – keine Immun-Überaktivität erkennbar Intralipid / Prednisolon: medizinisch nicht zwingend indiziert, aber als harmlose Zusatzoption tolerabel Keine klare Indikation aufgrund der bisherigen Schwangerschaftsverläufe Psychische Belastung kann NK-Erhöhungen verstärken – Empfehlung für begleitendes Coaching/Beratung   Ich möchte Ihnen Mut machen: Die wiederholten Versuche und Rückschläge sagen nichts darüber aus, dass es nicht klappen kann – vielmehr zeigt es, dass Sie schon einmal eine stabile Schwangerschaft bis in die 16. Woche getragen haben. Das ist eine wichtige positive Information. Viel Glück!


Karotte123

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Lieber Herr Dr. Gasteiger, haben Sie herzlichen Dank für diese so ausführliche Einschätzung! Das hilft mir bei der Einordnung wirklich sehr weiter und macht Mut.  Ihnen ein schönes Wochenende!   


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