Brahms
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, bei welcher Follikelgrösse/Estradiolwert lösen Sie im Spontanzyklus für den Kryotransfer in etwa aus? Viele Grüße, Brahms
Guten Tag, im Spontanzyklus für einen Kryotransfer orientiert man sich sowohl an der Follikelgröße als auch an den Hormonwerten (v. a. Estradiol und Progesteron). Follikelgröße: In der Regel wird bei einem Leitfollikel von ca. 18–20 mm von einer baldigen Ovulation ausgegangen. Estradiolwert (E2): Dieser sollte passend zur Follikelgröße ansteigen, meist etwa 150–200 pg/ml pro reifem Follikel. Progesteron: Wichtig ist, dass der Wert am Tag der Auslösung noch niedrig ist (meist < 1,5 ng/ml), um sicherzugehen, dass kein verfrühter Eisprung stattfindet. Das exakte Timing hängt zusätzlich vom Endometriumaufbau (mindestens 7–8 mm, optimal trilaminar) und der individuellen Zyklusdynamik ab. Man löst also typischerweise dann aus, wenn: der Leitfollikel ca. 18–20 mm misst, das Estradiol dazu passt (≥150 pg/ml), das Progesteron noch nicht angestiegen ist, und die Gebärmutterschleimhaut adäquat aufgebaut ist.
Brahms
PS: Und ab welchem LH/Progesteronwert würden Sie abbrechen, weil der Eisprung bereits im Gange ist und nicht mehr durch die Auslösespritze gesteuert werden kann?
Guten Abend, das ist eine sehr wichtige Frage, weil sie beim Kryotransfer im Spontanzyklus darüber entscheidet, ob ein Zyklus weitergeführt oder abgebrochen wird. Orientierungswerte für Abbruch (Eisprung bereits in Gang) LH-Wert: Ein deutlicher spontaner LH-Anstieg spricht für den unmittelbar bevorstehenden Eisprung. Meist gilt: LH > 20–25 IU/l (bei vorherigen niedrigeren Werten) zeigt an, dass der natürliche LH-Peak läuft und die Steuerung durch Ovitrelle kaum noch Nutzen hat. Progesteronwert: Progesteron sollte am Tag der Auslösung < 1,5 ng/ml liegen. Ein Anstieg auf ≥ 1,5–2 ng/ml bedeutet, dass die Luteinisierung bereits begonnen hat und das Zeitfenster für eine geplante Embryotransfer-Synchronisation ungünstig wird. Praktische Konsequenz Wenn LH deutlich angestiegen ist (z. B. > 20–25 IU/l) und Progesteron über 1,5 ng/ml, dann ist es meist besser, den Zyklus abzubrechen, um kein asynchrones Endometrium zu riskieren. Ist nur das LH moderat erhöht (z. B. 12–18 IU/l) bei niedrigem Progesteron, kann man noch mit Ovitrelle auslösen. Wichtig ist immer die Kombination aus Follikelgröße, Estradiol, LH und Progesteron, nicht nur ein Einzelwert.
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