Zu wildes Spiel gefährlich?

Dr. med. Jan Matussek Frage an Dr. med. Jan Matussek Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

Frage: Zu wildes Spiel gefährlich?

Mein Mann spielt recht wild mit unserem knapp 3 jährigen, der kleine finde es lustig, ich mach mir öfter Sorgen. Z.b. rennt er wie wild mit ihm in der kraxe, da schüttelt es ihn richtig durch. Oder schnappt ihn beim rennen und wirbelt ihn durch die Luft, wirft ihn bei kissenschlacht auf das Bett o.ä. , da wackelt der Kopf schon mal schnell und ruckartig hin und her. Was darf man was ist gefährlich für Kopf und HWS?

von Jenny17 am 21.04.2020, 21:26



Antwort auf: Zu wildes Spiel gefährlich?

Liebe Eltern, liebe Familie, Prinzipiell gehe ich davon aus, dass ein dreijähriges Kind schon viele Erfahrungen mit Bewegungen, Stürzen,Krabbeln, Schüttel- Bewegungen etc. gemacht hat und dabei keinen Schaden erlitten hat. Auch bei einem Dreijährigen allerdings ist das Verhältnis zwischen Rumpf und Kopf immer noch recht ungünstig: Der große Kopf ist auf einer recht kurzen und kleinen Halswirbelsäule gelagert und natürlich ist auch die Muskulatur, die den Kopf stabilisiert, noch nicht so stark wie bei einem Jugendlichen. Dieses ungünstige Verhältnis zwischen Kopf Proportion und Gewicht und Halswirbelsäule und Restrumpf ändert sich schrittweise im Älterwerden zu Gunsten eines proportional kleineren Kopfes und größeren Rumpfes mit einer stärkeren Halswirbelsäule. Wenn der kleine Dreijährige auch gerne tobt, so wird er in seinen eigenen Bewegungen mit hoher Sicherheit keine Kopfbeschleunigungsbewegungen machen, die gefährlich sind. Wenn Dritte dabei sind: zum Beispiel im Rahmen eines Verkehrsunfalles das typische Schleudertrauma mit Verletzung in der Halswirbelsäule beim Kleinkind oder aber auch eine dritte Person, hier der ältere Bruder, der das Kind möglicherweise stark schleudert, dann müssen auch hierbei die Gesetze von Beschleunigung und AbBremsung angepasst werden. Es ist nun schwer, für mich zu beurteilen, wie stark das Toben der beiden Jungs ausartet. Im Allgemeinen kann ein krabbeln beider Kinder auf dem Boden, oder ein sichwälzen am Boden keinerlei Schleudersituationen hervorrufen, die gefährlich sein können. Ein ruckartiges Abbremsen einer Bewegung zum Beispiel beim ungeschützten Sitzen in einem Kindersitz aus einer Geschwindigkeit von 30 KMH kann eine ruckartige ungebremste Schleuderbewegung des Kopfes über der Halswirbelsäule verursachen (Auffahrunfall), die schwere Schäden hervorrufen kann. Dies geschieht meistens aus dem Schlaf heraus, wo keine Schutzmuskulatur wirken kann. In einer Kampfes-Situation, in der die gesamte Muskulatur angespannt ist und auch ein Schleudern voraus gedacht wird, ist dieses Risiko sehr viel geringer. Ich denke also in der Zusammenfassung, dass die Kämpfe der beiden beobachtet werden sollten, aber das kleinere Rangeleien und Stürze der beiden auf den Boden keine weiteren Schäden verursachen sollten. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Jan Matussek

von Dr. J. Matussek am 27.04.2020