Frage im Expertenforum Kinderorthopädie an Dr. med. Jan Matussek:

Kein Tragen im Tuch oder Trage bei Asymmetrie?

Dr. med. Jan Matussek

Dr. med. Jan Matussek
Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin
Frage: Kein Tragen im Tuch oder Trage bei Asymmetrie?

Felsensteiner97

Hallo, mein Sohn ist jetzt 5 Monate alt und wird seit Geburt an viel im Tuch, sowie in der Trage getragen, da er recht nähebedürftig ist und es uns den Alltag erleichtert. Wir haben auch an einer Trageberatung teilgenommen, um sicher zu gehen, es richtig zu binden. Er hat von der Kopfdrehung her, seit Geburt her eine Lieblingsseite (links). Daher wurden wir vom Konderarzt zur Kinderphysiotherapie überwiesen. Diese diagnostizierte eine leichte Verkürzung der Nackenmuskulatur, sowie einen leichten Hypotonus in Bauchlage. Wenn er in Bauchlage liegt, hängt der Bauch noch sehr durch und mit der Zeit ,,überstreckt" er den Kopf leicht nach hinten. Durch die Übungen bei der Physiotherapie, wurde die Problematik schon deutlich besser. Er stützt sich in Bauchlage schon etwas besser ab und kann sich sogar schon über links vom Rücken auf den Bauch drehen. Nun sagte die Physiotherapeutin aber, dass wir ihn nicht mehr im Tuch oder in der Trage tragen dürfen. Es wäre sowieso nie optimal, da die Wirbelsäule mehr belastet sei, als im Liegen. Durch das ,,Zusammensacken" beim Tragen, würde er noch massiver in die Schonhaltung bzw Schiefhaltung rutschen. Vor allem vom Kopf her. Das könne man ja garnicht korrigieren. Das Tragen sei sowieso auch für die Mütter eine zu starke Belastung (Rücken). Außerdem müsste man sich auch fragen, ob wirklich das Kind ,,das Tragen" brauch oder eher die Mütter... Wir sollen ihn nur Tragen, wenn er sich anders nicht beruhigen lässt und vor Aufregung sogar schon in die Überstreckung rutscht. Dann so kurz wie möglich tragen. Ich dachte das ein Kind im richtig gebundenen Tuch ergonomisch sitzt und die Wirbelsäule, durch die leichte Krümmung nicht belastet wird? Die Fehlhaltung hat er ja auch im Liegen oder in Bauchlage. Im Tuch soll dies jetzt aber schädlich sein? Wie beurteilen Sie das? Danke!


Liebe Familie, die Tragetuchdebatte ist eine große Kontroverse, bei der sehr viel "Halbwissen" verbreitet wird und zur allgemeinen Verunsicherung führt. Vorweg: Ich bin eindeutig PRO Tragetuch, sofern es richtig angelegt wird und das Kind mit abgespreizten Armen und Beinen am Körper der Mutter angeschmiegt wird am besten mit "Kopfwackelschutz". Die ganze Menscheheitsgeschichte hindurch wurden Babies am Körper der Mutter befestigt/getragen und das tut diesen - zumindest- bis zu einem gewissen Körpergewicht- gut und hält die Hände der "arbeitenden" Mütter frei. Rückenschmerzen bei Müttern ? Quatsch! Es sei denn , sie neigten soundso zu Rückenschmerzen, was allerdings ein zu behandelndes Thema wäre. Kopfhaltepräferenzen bei Kindern sind so alt, wie die ganze "Baby-richtig-behandeln-und -lagern-Diskussion": Rückenlagerungen beim Neugeborenen sind obligatorisch und damit auch das "einseitige??" Rollen des Kopfes in eine präferierte Richtung. Es gibt viele verschiedene Ursachen für Schiefköpfe: Das Tragetuch halte ich nicht für den "Bösewicht"; auch macht es nicht die Wirbelsäule kaputt, sofern der Rumpf durch gute Tuchwicklung gut gestützt wird. Kaputt geht die WS durch schlappe Rumpfmuskulatur und durch fehlende Baby-Power in Bauchlage: Bauchlagerungen und Armstütze und Kopfstreckungen sind hier das beste Training!!!!!!!!! Also los und nicht verrückt machen lassen durch Tragetuchskeptikerinnen.. Die Kernfrage lautet immer noch: Wie bekomme ich ein "starkes" Baby: Und da allerdings hat ihre Physio nicht ganz unrecht: Kinder zu lange und zu viel "herumtragen" (egal mit welcher Methode) führt natürlich zu bewegungsarmen und schlappen Zeitgenossinnen: Also runter auf die Trainingsmatte und Armstützen üben und Motivation zum Krabbeln.   Beste Grüße   JM


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