Frage im Expertenforum Kinderorthopädie an Dr. med. Wolfgang Remus:

Gelenkschmerzen - sorry, sehr lang!

Dr. med. Wolfgang Remus

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Kinderorthopäde
Frage: Gelenkschmerzen - sorry, sehr lang!

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Hallo Dr. Remus, mein Sohn (5) leidet seit über einem Jahr an Gelenkschmerzen (Fußknöchel, Knie, Ellbogen, Handgelenke, manchmal auch Fingergelenke). Wir haben schon eine ganze Odyssee an Arztterminen hinter uns, ohne Ergebnisse. Verschiedene Blutuntersuchungen haben keine Hinweise geben können. Anscheinend hatte er letztes Jahr im Sommer eine Borreliose, die mit Antibiotikum behandelt wurde und als abgeheilt gilt (kann es da nicht trotzdem noch Nachwirkungen / Spätfolgen geben??). Beim Kinderorthopäden waren wir auch, da wurde nur die HWS "eingerenkt", ansonsten ebenfalls keine Auffälligkeiten (allerdings wurden die Gelenke nicht geröntgt). Auch beim Rheumatologen waren wir, ebenfalls keine Hinweise auf Rheuma. Das Fazit dort war, dass es am ehesten Wachstumsschmerzen wären (hat man die nicht eher nachts und nicht direkt in den Gelenken, sondern eher am Schienbein, in der Wade etc.?). Ich kann daran nicht glauben, aber auch der Kinderarzt sieht erst mal keinen Handlungsbedarf, er meint, das Thema wäre bei uns evtl. auch schon so präsent, dass unser Sohn sich das zunutze macht, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das stimmt so nicht. Natürlich ist man besorgt und macht sich Gedanken, das spürt er sicher auch, aber es ist nicht so, dass er wegen der Schmerzen besonders bemuttert wird oder Mitleid bekommt. Eher versuchen wir, damit normal umzugehen. Der Arzt riet uns, das Ganze mal nicht zum Thema zu machen und immer nur zu sagen, es käme vom Wachsen und würde von allein wieder weggehen. Das habe ich nun 2 Monate gemacht, mit der Folge, dass mein Sohn seine Schmerzen nicht mehr erwähnt, man merkt sie ihm aber dennoch an, denn er ist dann ganz mies drauf, wird aggressiv, zappelig. Und er bewegt die Gelenke dann, um Linderung zu schaffen. Nach seinen Aussagen hat er immer Schmerzen, beim Toben nicht so schlimm, wobei ich denke, dass ihm die Schmerzen dann vielleicht auch nicht bewusst sind, weil er abgelenkt ist?! Ich habe versucht, einen Schmerzkalender zu führen (mit lachenden und weinendem Gesicht), aber ohne ihm Fragen zu stellen geht das schlecht (und dann ist der Fokus wieder ständig auf seinen Schmerzen) und ich denke, mein Sohn ist einfach auch noch zu jung, um genaue Aussagen treffen zu können, wie es ihm wirklich geht. Außerdem ist er gerade in dem Alter, in dem er sich gern Sachen ausdenkt und ich oft nicht weiß, ob alles der Wahrheit entspricht, was er so von sich gibt. Dass er Schmerzen hat, bezweifle ich nicht, die Frage ist nur, wann, wie oft und wie stark... Ich weiß jedenfalls nicht mehr, was ich noch tun soll. An Wachstumsschmerzen glaube ich nicht und ich will das auch nicht einfach auf sich beruhen lassen. Haben Sie einen Rat für mich? Vielen Dank, Anja


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Hallo Anja, was Sie beschreiben ist gar nicht so selten. Ich erlebe bei Kindern diese geklagten Beschwerden immer wieder und erfahrungsgemäß können die meisten Ärzte damit nicht umgehen können und wissen auch nicht ausreichend Bescheid. Sie haben Recht, ein Wachstumsschmerz ist eine nicht korrekte Aussage, denn dieser tritt auf, wie Sie ja beschreiben nur nachts und an den unteren Extremitäten. Sehr unsinnig finde ich bei diesem Beschwerdebild die HWS einzurenken. Ich würde Ihnen künftig vom Einrenken abraten. Bei den Kinder mit den geklagten Beschwerden wie bei Ihrem handelt es sich häufig um ein so gen. CRPS I Syndrom (Complex Regional Pain Syndrome). Es handelt sich dabei nicht um eine Verdeutlichungstendenz oder um eine psychische Reaktion, sondern um eine wirkliche Störung die zu erheblichen Schmerzen bei den Kindern führt. Dies wurde vor vielen Jahren von einem Prof. Sherry (USA) beschrieben und es gibt in Deutschland inzwischen eine ganze Reihe von Kliniken die dieses Krankheitsbild beherrschen. Empfehlen kann ich Ihnen nur, eine Institution zu finden, die mit diesem Syndrom was anfangen kann und dann man Ihnen und Ihrem Kind hoffentlich weiterhelfen wird. Mit freundlichen Grüßen Dr. Remus


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