Coxa Retrotorta

Dr. med. Jan Matussek Frage an Dr. med. Jan Matussek Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

Frage: Coxa Retrotorta

Sehr geehrter Herren, mein Sohn ist 15 uns seit vielen Jahren bin ich mit ihm wegen seiner Knick-Senk-Füße in Behandlung. Anfangs war der Kinderarzt gegen Einlagen, da er der MEinung war, die Füße entwickeln sich noch. Mit 10 Jahren bekam er aber doch vom Orthopäden Einlagen. Wir waren diesbezgl. immer wieder einmal beim Kinderarzt und Orthopäden. Nun sind wir vor einigen Monaten wegen zunehmender Schmerzen in den Füssen, die stark nach außen stehen, wieder beim Orthopäden gewesen, der der Meinung ist, mein Sohn leidet an einer Verkürzung der Wadenmuskulatur, was die Füße nach außen stellt. Eine OP (Anritzen der Muskelaußenhaut + Schrauben in die Füße) würde das beheben. Wir waren auch bereits zur Besprechung im KH. Der Chirurg dort stellte nun fest, dass mein Sohn an einer Coxa retrotorta leidet und möchte dies ebenfalls operativ korrigieren. Um ehrlich zu sein, ich bin schockiert. Wir waren mittlerweile zum MRT, und die Rotation ist auf einer Seite 24 Grad, auf der anderen 13. Mindestens das stärker betroffene Bein sollte operiert werden, d.h. Durchtrennung des Knochens und Drehung des Beines etc., um eine sich früh entwickelnde Arthrose zu vermeiden. Sicher können Sie aus der Ferne hier keine Diagnose stellen. Ich möchte gerne einmal wissen, wie häufig so etwas vorkommt und wieso man diese Fehlstellung nich früher festgestellt hat. Alle Symptome waren eigentlich da, wie ich jetzt weiß: Füße nach außen gerichtet, Schneidersitz, Fersensitz nicht möglich. Und muss tatsächlich operiert werden? Wie häufig wird diese OP durchgeführt und welche Probleme könnten auftreten? Ich wäre dankbar für einen Rat. Mit freundlichen Grüßen

von Wolke456 am 28.07.2020, 12:43



Antwort auf: Coxa Retrotorta

Liebe Eltern, die Coxa Retrotorta ist ein bekanntes Phänomen und in der Kinderorthopädischen Sprechstunde hat man es besonders bei jungen Jugendlichen häufig gesehen. Man weiß aus bekannten Studien von Professor Tönnis aus Dortmund, dass diese Hüftkopf Stellungen später früher einmal zu Schmerzen und unangenehmen Zuständen, wie auch der Coxarthrose, führen können. Der Grund, eine Operation durchzuführen, sind zum einen eindeutige klinische Befunde und die MRT Messung mit der Rotationsbestimmung, die auch auf diese Fehlstellung hinweist. Und dazu müssen natürlich Schmerzen kommen. Einen schmerzfreien Jugendlichen und damit meine ich auch bei sportlicher Belastung schmerzfrei, würde man lediglich beobachten und dann operieren, wenn ein klinischer Leidensdruck entsteht. Wie ich verstanden habe, hat ihr Sohn keinerlei HüftSchmerzen? Aber auch sehr gestörte Gang Bilder mit massiv außen rotierten Fußstellungen beim gehen können ein Grund sein, hier eine Korrektur vorzunehmen. Auch an unserem Haus werden diese Operation relativ häufig gemacht, und sie gehören zu den Standard Operation. Wenn Sie also Vertrauen haben, auch in ihren eigenen Instinkt und in den Ratschlag des Orthopäden, dann würde man wahrscheinlich eine Operation befürworten. Mit herzlichen Grüßen, IhrJan Matussek

von Dr. J. Matussek am 03.08.2020