Frage im Expertenforum Kinderorthopädie an Dr. med. Jan Matussek:

Beidseitiger Hüfterguss

Dr. med. Jan Matussek

Dr. med. Jan Matussek
Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin
Frage: Beidseitiger Hüfterguss

Frage1234

Guten Tag,  Da unser dreijähriger Sohn seit mindestens zwei Wochen hinkend läuft, waren wir beim Orthopäden. Wenn er geht, ist der Gang unauffällig.  Der Orthopäde stellte im Ultraschall beidseitig kleine Ergüsse in der Hüfte fest. Er sagte, wenn das Hinken in zwei Wochen nicht weg ist, müssen wir zum Röntgen kommen.  Es ging alles sehr schnell, keinerlei Möglichkeit Fragen zu stellen und der Arzt war wieder verschwunden. Körperlich untersucht hat er unseren Sohn nicht.  Was bedeutet ein beidseitiger Erguss? Sollte er sich schonen?  Er nimmt ein Asthmaspray und Cortison-Nasenspray. Kann das das ausgelöst haben? Da der Arztbesuch ohne Erklärung war, habe ich gegoogelt und bin auf Morbus Perthes gestoßen. Kann das sein? Ich bin so verunsichert und frage mich, was die Ergüsse ausgelöst haben könnte.  Vielen Dank schon einmal im Voraus. 


Liebe Familie, zuerst sollte man natürlich einen beidseitigen Hüftgelenkserguss ernst nehmen und noch viel ernster sollte man ein humpelndes Gangbild nehmen. Die häufigste Ursache für diese vom Orthopäden erwähnten Zeichen ist der sogenannte Hüft- Schnupfen. Hier handelt es sich um eine Reaktion des eigenen Abwehrsystems gegen virale Infekte, meistens im Hals-Nasen-Ohren Bereich, die dann als Nebeneffekt auch eine entzündliche Reaktion in den Hüften mit den oben genannten Zeichen hervorrufen. Ein beidseitiger Morbus Perthes ist in der Altersgruppe ihres Sohnes eher unwahrscheinlich. Natürlich können auch die von Ihnen erwähnten Medikamente als Nebenwirkung in seltenen Fällen Gelenkergüsse hervorrufen. In unserer klinischen Praxis behandeln wir den Hüftgelenkserguss zunächst mit einem entzündungshemmenden Mittel wie Ibuprofen und weitgehender Ruhigstellung der Gelenke im Kinderwagen, tragend und Halt sitzend. Sollte das Humpeln nicht verschwinden ist eine sonografische Kontrolle 1 Woche nach dem Erstbefund sinnvoll. Hier kann man dann den Verlauf der Flüssigkeitseinlagerung in die Hüften beobachten. Sollte alles weniger werden dann ist auch die oben erwähnte häufige Diagnose die wahrscheinliche. Sollte es eher zu mehr Flüssigkeit kommen und zu mehr Bewegungseinschränkungen, dann ist eine weitere Diagnostik mit Röntgenbild und gegebenenfalls auch MRT in Narkose notwendig. Sollte ihr Kind Fieber über 38 5° C entwickeln ist ehedem eine rasche weitere Diagnostik notwendig. Beste Grüße Ihr JM    


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.