Guten Tag Herr Dr.Brügel,
meine Tochter ist 3 Jahre und 2 Monate alt. Seit kurz nach ihrem 2.Geburtstag ist sie tagsüber trocken und jetzt auch nachts. Außer in der Betreuung. Bis Juli ist sie in die Krippe gegangen und geht ab Dezember in den Kindergarten. Die Zeit überbrücke ich mit einer Notbetreuung. In der Krippe wurde kein Sauberkeitstraining, aufgrund Personalmangel, durchgeführt, also immer eine Windel drum. Wenn ich sie ohne Windel in die Betreuung schicken möchte, wehrt sie sich mit schreien, weinen und treten. Wie kann ich ihr helfen, ohne Windel in die Betreuung zu gehen? (dort sind Kinder zwischen 1-12 Jahre, es wird auch kein Sauberkeitstraining durchgeführt/ angeboten). Ein zweiter Punkt ist, ich bin alleinerziehend und ohne Familie in der Nähe), dass sie sich stark an fremde Personen (meistens männlich) bindet. Z.B: Ein Arbeitskollege war zu Besuch, hat mit ihr gespielt und Quatsch gemacht. Als er gehen wollte ist sie völlig aufgelöst in Tränen ausgebrochen und hat sich an sein Bein geklammert. Ihr Papa kümmert sich nur sporadisch um sie und wenn dann nur ein paar Stunden. Ist das vielleicht Verlustangst, wegen der Trennung vor 2 Jahren? Sollte ich mit ihr zum Psychater gehen? Über einen Rat wäre ich sehr dankbar.
von
Lina0815
am 18.08.2023, 14:49
Antwort auf:
Windel in der Betreuung/Kita.
Hallo Lina0815,
ui, das sind komplexe Fragen
1) ich würde hier gar keinen Druck machen (und mir selbst keinen Streß): lassen Sie ihr im Moment einfach dort noch die Windel. Sie scheint sie zu brauchen. Ich bin mir sicher, wenn um das Thema Windel gar keine Diskussion mehr gemacht wird, dann wird sie diese (wahrscheinlich sogar in absehbarer Zeit) einfach ablegen, wenn sie sich selbst sicher genug fühlt.
2) Versuchen Sie die Szene mit dem Arbeitskollegen doch einfach mal anders zu sehen: Ihr Kind hatte eine tolle Zeit mit einem "babysitter" und da finde ich es gar nicht schlimm, dass sie ihn nicht gehen lassen will und traurig (und vielleicht auch wütend) ist. Aber das kann sie aushalten! Umso mehr wenn Sie ihr beistehen, ihr rückmelden, dass Sie verstehen, dass sie traurig ist. Frustration darf, ja muß manchmal Teil des Kinderlebens sein.
(Ein weiterer Punkt wäre natürlich all dies dem Papa mal zu schildern und an ihn zu appelieren, welche wichtige Rolle er im Leben seiner Tochter haben könnte ( völlig egal wie zerschnitten das Tischtuch zwischen ihm und Ihnen ist)
Einen Psychiater für ihr Kind halte ich aktuell für völlig überzogen. Sie schildern nichts, was für mich pathologisch im kindlichen Verhalten ist. Ihr Kind hat manchmal etwas schwierige Lebensumstände, das ist so und das wird sie stärken, wenn ihre Umgebung ihr beisteht und sie auch im Falle von Frust oder Enttäuschung stärkend zur Seite steht.
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
Ralf Brügel
von
Dr. med. Ralf Brügel
am 18.08.2023