HILFERUF / Ausraster bei ADS Kind - Kinder- und Jugendpsychiatrie?

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
Antwortet von Samstag - Mittwoch

Frage: HILFERUF / Ausraster bei ADS Kind - Kinder- und Jugendpsychiatrie?

Die Ausraster aufgrund der ADS Symptomatik meines Sohnes sind der blanke Horror. Letzte Woche hat er fast 3 Std. geschrieen und getobt und fast das Zimmer demoliert - ich kann nicht mehr. Ich bin allein erziehend, hab das jetzt 4 Jahre mitgemacht, ich bin ein nervliches Wrack. Mein Arzt hat mich schon krank geschrieben und mir gesagt, ich solle in Kur fahren oder mich einweisen lassen und das Kind weggeben, weil ich nur noch nervös und fix und fertig bin. Meine Haut ist ein einziger Pickelsee, ich habe Zuckungen in Augenlid usw. Ich schaffe es mit diesem Kind nicht mehr. Mittlerweile kommt mir auch die Kraft und das Verständnis abhanden. Ich hab alles versucht, alles getan, was die Ärzte mir geraten haben. Nichts fruchtet so richtig, nichts auf Dauer. Dauernd werde ich angerufen, dauernd ist irgendwas, nie läuft es mal rund. Inzwischen kriege ich langsam aber sicher eine Mordswut auf mein Kind. Die Woche hat er fast ein Kind im Kindergarten getötet, weil er ihm mit seinen fast 30 kg ohne Nachzudenken auf den Brustkorb gesprungen ist. Wir sind schon außer dem harten Kern in unserem Freundeskreis total sozial isoliert, weil ich mit diesem Kind einfach nirgends hin kann. Beziehungen scheitern, Einladungen oder so was werden selten ausgesprochen und der Rückzug bei Freunden und Partnern ist vorprogrammiert. Ich will und kann so nicht mehr. Gestern war nur Gezappel, Geplärre, ich war kurz davor, meinem Kind an die Gurgel zu springen. Ich war um 18 Uhr im Notdienst beim Kinderarzt. Der hat mich ermutigt, schnell ein Mutter Kind Kurheim zu finden, damit mein Sohn dort eingestellt wird. Aber ehrlich gesagt, wie soll ich das so schnell hinkriegen? Er wird im August eingeschult, aber so wie er im Moment drauf ist, geht überhaupt nichts mehr. Meine Therapeutin, bei der ich am Mittwoch 1 Std. lang geweint habe ohne Ende, hat mir gesagt, es hilft nichts, tun sie ihn ins Krankenhaus, in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, bis er in die Schule kommt, die können ihn einstellen medikamentös - Sie beide brauchen Abstand voneinander. Und er muss dringend eine Therapie machen und Medikamente bekommen. Ich mache mir Vorwürfe. Ich hab so viel getan, aber vllt. nicht das Richtige. Ich liebe mein Kind doch, aber ich bin am Rande der Erschöpfung angelangt. Ich habe am Donnerstag mit einer Familientherapeutin gesprochen, ich habe lange mit dem Elterntelefon gesprochen, die Tips, die mir dort gegeben werden / wurden, habe ich auch schon bei 3 Erziehungs-beratungsstellen, der ADS Ärztin usw. bekommen, hat alles nichts genutzt. Inzwischen kann ich nicht mal mehr in der Wohnung etwas machen. Mein Sohn will immer mehr Reize, immer mehr Kicks, immer mehr Liebe, Aufmerksamkeit, ich kann das nicht mehr leisten. Ich hab ihn gestern angebrüllt: "wenn du jetzt nicht im Bett bleibst und noch einmal rauskommst, dann semmel ich dir eine." Ich hab ihm dann tatsächlich auch noch wenig später eine Ohrfeige gegeben, weil er wieder zu toben und zu brüllen anfing - war total erschrocken über mich selbst, das will ich doch nicht!!! Aber ich habe nicht mal 5 min. Ruhe, nur wenn er im Kindergarten ist. Ich bin selbst fix und fertig und kann nicht mehr. So langsam verstehe ich, warum verzweifelte Mütter aus dem Fenster springen usw. Ich hab auch diese Gedanken. Glauben Sie mir, ich mag nicht mehr. Wenn sich hier langfristig nichts ändert, dann sehe ich auch keinen Ausweg mehr.

Mitglied inaktiv - 02.06.2008, 06:07



Antwort auf: HILFERUF / Ausraster bei ADS Kind - Kinder- und Jugendpsychiatrie?

Liebe T., das wichtigste ist, dass Sie sich nicht die Schuld geben an der Krankheit ihres Kindes. Sie beide brauchen Hilfe und Behandlung und ich kann Ihnen nur dringend raten, bei ihrem Kinderarzt auf eine notfallmäßige Einweisung Ihres Sohnes in die nächste Klinik für Kinder- Jugendpsychiatrie zu bestehen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 02.06.2008



Antwort auf: HILFERUF / Ausraster bei ADS Kind - Kinder- und Jugendpsychiatrie?

HAllo! Ich binzwar nicht Dr. Busse, aber ich kann so einiges nachvollziehen. Mein Sohn hat ADHS. Er ist auch oft nur unter Strom und schreit, beleidigt und haut. Er bekommt aber Medikinet. Bekommt dein Sohn auch Medikamente? Mein Sohn ist seit dem er eingestellt ist ein angenehmer Zeitgenosse. Nur wenn das Medikament nicht mehr wirkt kommen die oben angegeben Sachen vor. Er hat aber viele Freunde und hat so keine Schwierigkeiten. Er braucht auch sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit. Wenn er sie nicht bekommt, dann holt er sich dann negative Aufmerksamkeit. Icch habe insg. 3 Kinder. Da kann ich nicht allen gleich viel Aufmerksamkeit geben. Wir haben auch alles versucht. Belohnungen, Bestrafungen - nichts hat geholfen. Jetzt haben wir das so gemacht, dass ich mir eine Situation rausgesucht habe, die mich am meisten genervt hat. Bei uns war das auch das Bett. Ich habe ihm erklärt warum es wichtig ist, das er ausgeschlafen ist. Er ´musste das wiederholen damit ich weiß ob er es verstanden hat. Dann habe ich ihn in sein Bett gebracht. NAtülich kam er nach 5 min. wieder raus. ICh habe ihn wieder in sein Bett gebracht und einfach gesagt, das ich mit ihm nicht diskutiere. Er kam immer wieder und ich habe ihn wortlos wieder ins Bett gebracht. Er war erschrocken über meine kosequente Art. Nach 2 Wochen geht er ohne Wiederworte in sein Bett. Ich war vorher nie konsequent, weil ich keine Kraft mehr hatte ihm was entgegenzusetzen. Also habe ich ihn machen lassen. Ich habe aber in der Therapie gelernt, dass besonders ADHS Kinder Grenzen brauchen. Man sollte aber nicht alles auf einmal verändern, sondern erst wenn eins klappt sich dem nächsten widmen. Jetzt sind wir dabei, dass er seine Hausaufgaben in seinem Zimmer macht. Er kann sich im Esszimmer nicht richtig konzentrieren, weil dann seine Schwestern dabei sind. Er will das aber nicht in seinem Zimmer machen. Wieder das alte Spiel. Erklären und dann durchziehen. UAch ich muss mich zusammenreißen. Manchmal gehe ich auch für 10min. raus um mich zu beruhigen. Es braucht viel Kraft, aber das Ergebnis hat mich überzeugt. Das meinste habe ich durch meine inkosequente Art auch versäubeutelt. Mein Sohn hat seine Tabletten auch kurz vor der Einschulung bekommen. Wurde dann für den Kiga eingestellt. In der Schule kommen dann neue Voraussetzungen und er musste neu eingestellt werden. Das passiert aber nicht in irgendeiner Klinik. Sondern im Schulalltag. Bitte gebe nicht auf und schlagen hilft ihm auch nicht. Ich weiß, das war nur eine Effekthandlung, aber dein Sohn hat sie abbekommen. Probier das mal aus und verzweifle nicht, wenn es nicht sofort klappt und wenn er sich sträubt. Bisher ist er so durchgekommen und er wird es wieder versuchen. Dann ist aber deine konsequente Haltung gefragt von der du auf keinen Fall abweichen darfst. Wenn du deinem Sohn in irgendeiner Hinsicht Zugeständnisse machst, hast du verloren. Er hat dann wieder ein neues Schlupfloch gefunden. Man nun ist es aber lang geworden. Lg Sandra

Mitglied inaktiv - 02.06.2008, 10:47



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