Frage im Expertenforum Geburt per Kaiserschnitt an Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer:

Wie schätzen Sie meine Situation ein?

Frage: Wie schätzen Sie meine Situation ein?

curly14

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Hallo Herr Dr. Hellmeyer, ich habe eine komplizierte gynäkologische Vergangenheit, relevant für meine Fragen sind folgende Ereignisse: Operiert und betreut hat mich bei beiden Schwangerschaften und Kaiserschnitten ein sehr renommierter Kollege einer großen renommierten Uni-Frauenklinik. 1. Sekundäre Sectio 2014 bei 38+0 (vorzeitiger Blasensprung und Einleitung) nach starken Blutungen während der Geburt aufgrund einer Plazenta Praevia marginalis. Während der Sectio stellte man auch noch einen Strukturdefekt an der Gebärmutter fest. Es blutete sehr stark und es war eine sehr komplizierte Sektio. (1,8 Liter Blutverlust). Gleich nach der Sektio wurde mir geraten ein weiteres Kind auf alle Fälle durch eine Re-Sectio zu entbinden. Von Komplikationen während einer nächsten Schwangerschaft wurde jedoch nicht gesprochen und auch nicht abgeraten. 2. Second-Look 2015 aufgrund des fraglichen Strukturdefekts damals. Die Gebärmutter war völlig unauffällig, die Kaiserschnittnaht sehr gut verheilt. Zweite Schwangerschaft kann geplant werden. 3. Erneute Schwangerschaft 2017. Es lief alles total unkompliziert, die Plazenta hatte eine normale Lage und die Ultraschallbefunde waren immer unauffällig. Wir haben den Re-Sectio Plan wieder verworfen und sogar eine natürliche Geburt angestrebt. Der Strukturdefekt aus der ersten Schwangerschaft war mutmaßlich aufgrund der Plazentalage entstanden. Dann aber eine Woche vor Geburtstermin, ergab sich sonographisch ein anderes Bild und es bestand der Verdacht auf Plazenta increta. Die Re-Sectio wurde noch am selben Tag gemacht und man stellte eine breite Dehisenz der Kaiserschnittnaht fest - also eine gedeckte Ruptur. Es stand noch im OP-Bericht - mit Serosa überdeckt. (weiß nicht, ob das relevant ist) Der Kaiserschnitt an sich verlief aber total unkompliziert. Der Strukturdefekt von damals war auch zu sehen, aber nicht mehr so ausgeprägt und machte auch keine Blutungsprobleme. 4. Während der zweiten Schwangerschaft hatte ich ca ab der 25. Woche immer sehr starke Schmerzen bei bestimmten Bewegungen (Aufstehen, Umdrehen). ES wurde mir erklärt, dass dies Symphyseschmerzen sind. Außerdem bin ich bis 3 Wochen vor dem Geburtstermin jeden Tag ca 1 Stunde zu Fuß gegangen (30 Minuten zum Kindergarten und zurück). Dies war sicher falsch, ich hatte auch immer einen knallharten Bauch. 5. Nach der zweiten Sektio hat mir der Operateur nicht unbedingt von einer erneuten Schwangerschaft abgeraten, aber dieses Mal auf alle Fälle mit einer Re-Re-Sectio. Er hat mir auch noch gesagt, dass er meinen Fall nie vergessen wird und ich mich immer wieder melden kann bei Fragen. 6. In keinen Schwangerschaften hatte ich vorzeitige Wehen. 7. Ich habe jetzt ein Jahr nach der zweiten Sectio immer wieder ein Druckgefühl im Bauch und manchmal ein Taubheitsgefühl im unteren Bauch. So meine Fragen für Sie: :-) 1. Wie schätzen Sie aufgrund der Informationen meine Situation ein?Wäre eine dritte Schwangerschaft von vornherein verantwortungslos? 2. Warum ist das Risiko erhöht eine erneute gedeckte Ruptur zu erfahren, wenn dies schon mal vorgekommen ist? Die Naht wird ja neu vernäht....ist das der Defekt dann nicht "geheilt"? 3. Ich nehme an, dass es wegen der Überanstrengung gegen Ende der Schwangerschaft zur gedeckten Ruptur kam. Sind Sie auch dieser Meinung? 4. Kann man irgendwas tun um die Naht für eine mögliche dritte Schwangerschaft vorzubereiten? Herzlichen Dank für Ihre Zeit. ich habe jetzt schon viel zur gedeckten Ruptur gelesen, ich denke aber das jeder Fall individuell ist. Liebe Grüße


Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer

Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer

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Hallo curly14, danke für den sehr ausführlichen Bericht. Wie der andere Kollege Ihnen ja bereits berichtete, gibt es bei jedem einzelnen Operationen, die man nicht vergisst. Deswegen kennt der Kollege ja ganz genau Ihre Situation und den Bauch von innen. Wenn er prinzipiell nicht davon abgeraten hat, wieder schwanger werden zu können, müsste die Beurteilung eigentlich ausreichen. Klar ist es so, je öfter die Gebärmutter operiert wurde, desto dünner ist die Wand in der folgenden Schwangerschaft. Daher ist vollkommen klar, dass keine normale Geburt mehr geht, wenn man schon eine Ruptur hatte, Und man würde den nächsten Kaiserschnitt nach Ihrer Vorgeschichte schon bei 36+0 Schwangerschaftswochen machen. Bevor man wieder schwanger wird, sollte man aber die Gebärmutter schallen und schauen, dass nicht jetzt bereits eine sogenannte Nahtdehiszenz besteht, also ein Keil in der Wand, die dann ganz dünn ist. Falsch gemacht haben Sie beim letzten Mal sicherlich nichts, das denken aber alle. Die Naht muss körperlicher Betätigung standhalten. Das können Sie nicht beeinflussen durch Sport, Belastung oder andere Dinge. Also zusammenfassend: Vor der Schwangerschaft Ultraschall beim Spezialisten, danach schwanger werden, dann regelmäßige Kontrollen und Sectio 4 Wochen vor dem errechneten Termin. Aber all das muss man live besprechen. LG


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