Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Pneumokokken und Meningokokken

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Pneumokokken und Meningokokken

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Sehr geehrter Herr Dr. Heininger Zu den Impfstoffen Prevenar und Meningitec habe ich folgende Fragen. Diese betreffen meinen Sohn, 14 Monate alt, wohnhaft in der Schweiz. Prevenar: Um was handelt es sich bei folgenden Inhaltstoffen (auf Laiendeutsch übersetzt) genau und können Sie mir sagen, wie er hergestellt wurde (z. B. Hühnerei)? Insbesondere kann ich mir nichts unter „Polysacchariden“ und dem „Diphterie-CRM197-Trägerprotein“ vorstellen. Weiter ist mir der Hilfsstoff „Aluminiumphosphat“ nicht ganz geheuer. Vor allem wichtig ist mir, dass es sich nicht um Blutprodukte handelt. Zusammensetzung Eine Impfdosis (0,5 ml Suspension) enthält als Wirkstoffe: 2 µg Pneumokokkenpolysaccharide der Serotypen 4, 9V, 14, 18C, 19F und 23F sowie 4 µg des Serotyps 6B (insgesamt: 16 µg Saccharide) und etwa 20 µg des CRM197-Trägerproteins. Hilfsstoffe: Aluminiumphosphat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Nächste Woche steht der Impftermin an. Unsere Kinderärztin hat uns mitgeteilt, dass eine Impfdosis ausreicht. Nun habe ich (siehe unten) im Arzneimittelkompendium etwas anderes gelesen…. Wie sehen Sie das? Wie ich gesehen habe, haben Sie dieselbe Aussage wie die Kinderärztin gemacht. Hat sich da kürzlich etwas verändert und wenn ja, in welche Richtung? Würden Sie allenfalls bis unser Sohn sein 2. Lebensjahr erreicht hat abwarten (Ersparung 1 Stich)? Dosierung/Anwendung Dosierung Grundimmunisierung: Der Impfplan zur erstmaligen Impfung von Säuglingen sieht drei Impfdosen im Abstand von mindestens 1 Monat vor. Idealerweise sollte die erste Dosis im Alter von 2 Monaten erfolgen, es kann jedoch auch schon im Alter von 6 Wochen mit der Impfung begonnen werden. Auffrischimpfung (Booster): Im zweiten Lebensjahr sollte noch eine vierte Impfdosis erfolgen. Kleinkinder zwischen 7 und 11 Monaten, die noch nicht geimpft wurden, sollten zwei Impfdosen in einem Abstand von etwa 1 Monat erhalten sowie eine dritte Dosis nach ihrem 1. Geburtstag. Der Abstand zwischen der zweiten und der dritten Dosis sollte wenigstens 2 Monate betragen. Kinder zwischen 12 und 23 Monaten, die zuvor noch nicht geimpft wurden, sollten zwei Impfdosen in einem Abstand von wenigstens 2 Monaten erhalten. Für nicht geimpfte Kinder im Alter von 24 Monaten bis 9 Jahren ist eine Einzeldosis für eine schützende Immunität ausreichend. Aus dem Forum: „Hallo Chima, Ihre noch nicht ganz 2jährige Tochter ist mit Prevenar (R) gut bedient. Dieser verbesserte Pneumokokken-Impfstoff wurde für vor allem für Kinder bis zum Alter von 2 Jahren entwickelt. Und genau für diese Kinder ist er auch zugelassen. Wenn Ihr Kinderarzt ihn einen Tag vor dem 2. Geburtstag einsetzt, verhält er sich also absolut "gesetzeskonform". Wichtig ist auch zu wissen, dass bei Impfbeginn im Säuglingsalter 3-4 Dosen notwendig sind, bei Impfung nach dem 1. geburtstag (also bei Ihrer älteren Tochter) dagegen nur 1 Dosis. Das hängt mit der Reifung des Immunsystems zusammen (was Pneumokokkenimfung betrifft, auf andere Impfungen darf man dies nicht übertragen!!). Dass ihn auch ältere Kinder übrigens gut vertragen sehen Sie allein daran, dass derselbe Impfstoff in den USA (und bei uns in der Schweiz) bis zum 5. Geburtstag zugelassen ist.“ Meningitec: Auch hier richtet sich meine Frage auf die Inhaltsstoffe und das Herstellungsverfahren (auf Laiendeutsch). Zusammensetzung 1 Impfdosis (0,5 ml Suspension) enthält als Wirkstoffe: 10 µg Oligosaccharide der Serogruppe C und etwa 15 µg des CRM197-Trägerproteins. Hilfsstoffe: Aluminiumphosphat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Unsympathisch ist mir die Tatsache, dass der Stopfen der Durchstechflasche bei beiden Impfstoffen aus trockenem Naturgummi besteht. Ist dies hinsichtlich Hygiene und Infektionsgefahr nicht bedenklich? Und noch zwei Fragen zum Schluss: Ist es korrekt, dass der Varizellen-Impfstoff auch kurz nach Ausbruch der Krankheit noch verabreicht werden kann und somit den Verlauf positiv beeinflusst? Auf Anraten der Kinderärztin möchten wir unseren Sohn nicht impfen lassen; allerdings macht es mir doch ein wenig Angst, wenn er daran erkranken würde, wenn ich gerade schwanger wäre, obwohl ich gemäss Laboranalyse immun bin (Ich denke da an Gürtelrose…). Ist es korrekt, dass die Impfempfehlungen in der Schweiz dahingehend geändert werden, dass die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken in den Impfkatalog aufgenommen werden. Vielen Dank für Ihre Antworten zu meinen unzähligen Fragen im Voraus! Mit lieben Grüssen von einem kritischen Wesen


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Guten Abend, hier die Antworten auf Ihre Fragen: Prevenar: Um was handelt es sich bei folgenden Inhaltstoffen (auf Laiendeutsch übersetzt) genau und können Sie mir sagen, wie er hergestellt wurde (z. B. Hühnerei)? Insbesondere kann ich mir nichts unter „Polysacchariden“ und dem „Diphterie-CRM197-Trägerprotein“ vorstellen. UH: Polysaccharide sind die Zuckerbestandteile in der Kapsel der Bakterien, die für die meisten krankmachenden Eigenschaften des Erregers verantwortlich sind und gegen die sich auch die Immunantwort des Menschen richtet. UH: Diphtherie-CRM197-Trägerprotein: das ist ein Hilfsstoff (Eiweiss), der die Immunantwort bei der Impfung verbessert. Weiter ist mir der Hilfsstoff „Aluminiumphosphat“ nicht ganz geheuer. Vor allem wichtig ist mir, dass es sich nicht um Blutprodukte handelt. UH: Das ist ebefalls ein Hilfsstoff (eine Aluminiumverbindung, die die Immunantwort verstärkt und nicht schädlich ist. Der Impfstoff enthält weder Hühnereiweiss, noch Blut, noch kommt er mit irgendwelchen menschlichen oder tierischen Substanzen in Kontakt. Zusammensetzung Eine Impfdosis (0,5 ml Suspension) enthält als Wirkstoffe: 2 µg Pneumokokkenpolysaccharide der Serotypen 4, 9V, 14, 18C, 19F und 23F sowie 4 µg des Serotyps 6B (insgesamt: 16 µg Saccharide) und etwa 20 µg des CRM197-Trägerproteins. Hilfsstoffe: Aluminiumphosphat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Nächste Woche steht der Impftermin an. Unsere Kinderärztin hat uns mitgeteilt, dass eine Impfdosis ausreicht. Nun habe ich (siehe unten) im Arzneimittelkompendium etwas anderes gelesen…. Wie sehen Sie das? Wie ich gesehen habe, haben Sie dieselbe Aussage wie die Kinderärztin gemacht. Hat sich da kürzlich etwas verändert und wenn ja, in welche Richtung? Würden Sie allenfalls bis unser Sohn sein 2. Lebensjahr erreicht hat abwarten (Ersparung 1 Stich)? UH: NEIN, eine Dosis genügt nicht, die u.a. Aussagen aus der Arzneimittelinformation sind korrekt! Dosierung/Anwendung Dosierung Grundimmunisierung: Der Impfplan zur erstmaligen Impfung von Säuglingen sieht drei Impfdosen im Abstand von mindestens 1 Monat vor. Idealerweise sollte die erste Dosis im Alter von 2 Monaten erfolgen, es kann jedoch auch schon im Alter von 6 Wochen mit der Impfung begonnen werden. Auffrischimpfung (Booster): Im zweiten Lebensjahr sollte noch eine vierte Impfdosis erfolgen. Kleinkinder zwischen 7 und 11 Monaten, die noch nicht geimpft wurden, sollten zwei Impfdosen in einem Abstand von etwa 1 Monat erhalten sowie eine dritte Dosis nach ihrem 1. Geburtstag. Der Abstand zwischen der zweiten und der dritten Dosis sollte wenigstens 2 Monate betragen. Kinder zwischen 12 und 23 Monaten, die zuvor noch nicht geimpft wurden, sollten zwei Impfdosen in einem Abstand von wenigstens 2 Monaten erhalten. Für nicht geimpfte Kinder im Alter von 24 Monaten bis 9 Jahren ist eine Einzeldosis für eine schützende Immunität ausreichend. Aus dem Forum: „Hallo Chima, Ihre noch nicht ganz 2jährige Tochter ist mit Prevenar (R) gut bedient. Dieser verbesserte Pneumokokken-Impfstoff wurde für vor allem für Kinder bis zum Alter von 2 Jahren entwickelt. Und genau für diese Kinder ist er auch zugelassen. Wenn Ihr Kinderarzt ihn einen Tag vor dem 2. Geburtstag einsetzt, verhält er sich also absolut "gesetzeskonform". Wichtig ist auch zu wissen, dass bei Impfbeginn im Säuglingsalter 3-4 Dosen notwendig sind, bei Impfung nach dem 1. geburtstag (also bei Ihrer älteren Tochter) dagegen nur 1 Dosis. Das hängt mit der Reifung des Immunsystems zusammen (was Pneumokokkenimfung betrifft, auf andere Impfungen darf man dies nicht übertragen!!). Dass ihn auch ältere Kinder übrigens gut vertragen sehen Sie allein daran, dass derselbe Impfstoff in den USA (und bei uns in der Schweiz) bis zum 5. Geburtstag zugelassen ist.“ UH: Tut mir leid, da habe ich eine falsche Information abgegeben (und so weit ich mich erinnere später auch korrigiert). Bei Impfbeginn nach dem 1. Geburtstag aber vor dem 2. Geburtstag sind 2 Impfdosen erfordelrich. Meningitec: Auch hier richtet sich meine Frage auf die Inhaltsstoffe und das Herstellungsverfahren (auf Laiendeutsch). Zusammensetzung 1 Impfdosis (0,5 ml Suspension) enthält als Wirkstoffe: 10 µg Oligosaccharide der Serogruppe C und etwa 15 µg des CRM197-Trägerproteins. Hilfsstoffe: Aluminiumphosphat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. UH: hier gilt sinngemäss das gleich wie oben unter Prevenar erwähnt. "Oligosaccharide" sind ebenfalls Zuckerbestandteile aus der Bakterienkapsel (auch Meningokokken sind bekapselte Bakterien). Der Impfstoff enthält weder Hühnereiweiss, noch Blut, noch kommt er mit irgendwelchen menschlichen oder tierischen Substanzen in Kontakt. Unsympathisch ist mir die Tatsache, dass der Stopfen der Durchstechflasche bei beiden Impfstoffen aus trockenem Naturgummi besteht. Ist dies hinsichtlich Hygiene und Infektionsgefahr nicht bedenklich? UH: Nein, mir sind diesbezüglich keine Sicherheitsbedenken bekannt, insbesondere keine Infektionsrisiken bei sachgemässer Anwendung. Und noch zwei Fragen zum Schluss: Ist es korrekt, dass der Varizellen-Impfstoff auch kurz nach Ausbruch der Krankheit noch verabreicht werden kann und somit den Verlauf positiv beeinflusst? UH: das ist korrekt, und zwar bis spätestens 72 Stunden nach Ausbruch der Erkrnakung bei enger Kontaktperson (die schon 2 Tage vorher ansteckend ist) bzw. bis zu 5 Tage bei flüchtigem Kontakt (d.h. nicht täglich, und nicht in den 2 tagen vor Ausbruch der Varizellen bei der Kontaktperson). Auf Anraten der Kinderärztin möchten wir unseren Sohn nicht impfen lassen; allerdings macht es mir doch ein wenig Angst, wenn er daran erkranken würde, wenn ich gerade schwanger wäre, obwohl ich gemäss Laboranalyse immun bin (Ich denke da an Gürtelrose…). Ist es korrekt, dass die Impfempfehlungen in der Schweiz dahingehend geändert werden, dass die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken in den Impfkatalog aufgenommen werden. UH: So ist es, als sog. ergänzende Impfungen zu den allgemein empfohlenen. Dies wird in den nächsten Wochen auch so veröffentlicht werden. Vielen Dank für Ihre Antworten zu meinen unzähligen Fragen im Voraus! Mit lieben Grüssen von einem kritischen Wesen UH: gern geschehen. Ich hoffe, die Antworten sind überzeugend und nützlich. Alles Gute!


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