Mopple_the_whale
Sehr geehrter Herr Professor Heininger, in unserem Kiga haben gerade 3/4 der Kinder einer Gruppe Keuchhusten (alle Ungeimpften), da sie anscheind zu meinem Erstaunen und meinem Ärger nicht geimpft sind. Da wir in ca. zwei Wochen unser zweites Kind erwarten, mache ich mir da natürlich zusätzlich Gedanken und habe einige Fragen: 1. Unser Sohn ist (und wir sind) geimpft, die Folgeimpfung Dreifach wurde eigentlich auf den sechsten Geburtstag im Juni gelegt, wir wollten sie aber aufgrund der Umstände um 2 Monate vorziehen. oder raten Sie davon ab? 2. Kann unser Sohn trotz Impfung die Krankheit auf das Baby übertragen a) wenn er keinen Keuchhusten hat b) wenn er trotz Imfung welchen bekommen sollte? Sollen wir ihn vor Geburt / bei beginnenden Symptomen überprüfen lassen? 3. Gegen Keuchhusten dürften dann danach ja alle immun oder geimpft sein, ich befürchte aber, dass es dann mit dem Masernimpfschutz ebenfalls nicht weit her ist. Können denn Masern nur dann auf das Baby übertragen werden, wenn es von evtl. betroffenen Kindern angehustet / angefasst wird, oder "fliegt" der Virus quasi durch den Raum? 4. Ich weiss, dass es hierzulande keine Impfpflicht gibt. Sind aber nicht die Kinderärzte verpflichtet, die Eltern Ihrer Patienten nach dem neuesten Stand DER WISSENSCHAFT zu beraten und nicht nach der eigenen Überzeugung? 5.Mein Mann wurde einmalig im Jahr 2008 gegen Keuchhusten (Tetravac) geimpft und damals hiess es das reiche. Ist das wirklich ausreichend? Als Kind erhielt er nur eine Kombinationsimpfung ohne Keuchhusten? Ich selbst habe mit großem Erschrecken nach Zusendung meines Kinderimpfausweises durch meine Mutter festgestellt, dass ich nicht wie sie sagte mehrmals gegen Masern / Mumps geimpft wurde, sondern lediglich ein Mal. Soll ich meinen Titer bestimmen lassen und in der Stillzeit nachimpfen? 6.Ich habe eine Grundimmunisierung mit Twinrix erhalten. Dies ist 10 Jahre her und müsste aufgefrischt werden. Zwischenzeitlich hatte ich eine transverse Myelitis. Aus ungesicherten (!) Quellen habe ich gelesen, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen diesem Impfstoff und MS / Myelitis vermutet wird. Sollte ich die Anschlussimpfung mit einem anderen Impfstoff durchführen lassen oder ist meine Sorge unbegründet? Vielen Dank für die Beantwortung der vielen Fragen. Wir sind gerade etwas verunsichert.
Hallo, ja, der Keuchhusten ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Seuche. 1) Die Impftermine haben Zeitfenster und sind nicht streng auf den Tag fixiert. Im Vorschulalter beträgt der Spielraum 2 jahre ("Alter 5-6 Jahre"). 2) wer geimpft ist und nicht krank gilt nicht als Ueberträger; wer an Keuchhusten erkrankt ist ansteckungsfähig bis zum 5. Tag der antibiotischen Behandlung, dann nicht mehr. Ja, wenn man wissen möchte, ob es Keuchhsuten ist, dann braucht man eine mikrobiologische Untersuchung (Abstrich zum Erregernachweis). 3) "fliegt" der Virus quasi durch den Raum - Ja, das kann man so sagen: Masern wird durch feine Tröpfchen übertragen und ist sehr ansteckend. 4) Ja, zu dieser Aufklärung (=STIKO Empfehlungen) sind sie verpflichtet. 5) Es gibt bis auf weiteres die Empfehlung, 1x im Erwachsenenalter zu impfen, egal wieviele IMpfungen man als Kind hatte - es funktioniert mit 1 Dosis; die Schutzdauer ist noch nicht bekannt, wird aber aufgrund von Antikörperstudien auf ca. 10 Jahre geschützt. Vorsicht: es gibt bei keiner Impfung eine "Garantie" für Schutz. Masern: Ja, das würde Sinn machen; man sollte 2 dokumentierte Masern-Mumps- und Rötelnimpfungen haben. 6) Nach meinem Kenntnisstand und den offiziellen Empfehlungen ist Ihre Sorge unbegründet. Alles Gute!
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