Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Impfschutz für Krisengebiete?

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Impfschutz für Krisengebiete?

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Sehr geehrter Herr Dr. Heininger, ich werde ab Januar in Kriegs- und Krisengebieten arbeiten. Bei Arbeitsbeginn soll neben den auch für Deutschland empfohlenen Impfungen auch gegen Gelbfieber, Masern, Thyphus und Keuchhusten geimpft sein. - Gegen Masern bin ich als Kind (1X) geimpft worden, reicht das aus oder ist eine nochmalige Impfung erforderlich? Wenn ja, mit welchem Impfstoff? - Gegen Keuchhusten bin ich lt. Impfpass ebenfalls als Kleinkind geimpft worden. Ist das ausreichend oder muß die Impfung aufgefrischt werden? (Geht das überhaupt?) - Ist der Schluckimpfstoff oder der Injektionsimpfstoff gg. Thyphus besser? - Sind noch andere Impfungen empfehlenswert? Leider weiß ich noch nicht, wohin es uns verschlägt, da sich die Prioritäten häufig ändern - tippe aber auf Afrika. DANKE und Gruß, Anna


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Sehr geehrte Anna, Masern: ich würde eine 2. Impfung empfehlen, die die Schutzwahrscheinlichkeit von ca. 95-98% auf 99,9% erhöht. Am besten gemeinsam mit mumps und Röteln als MMR-Impfung. Wenn Sie bereits gegen Mumps und Röteln immun sind, so schadet die zusätzliche Dosis nicht! Keuchhusten: Sie können (und sollten) für Ihre Tätigkeit den Keuchhustenimpfshcutz auffrischen lassen. Dies kann durch eine Einzelimpfung (Pac-Merieuex) erfolgen, oder - wenn Ihre letzte Impfung gegen Diphtherie und Tetanus schon mindestens 10 Jahre zurückliegt - mit einem dtpa-Kombiimpfstoff (Boostrix oder Comvax). Falls auch die letzte Poliodosis 10 Jahre oder länger zurückliegt, empfiehlt sich dtpa-IPV (Repevax). Thyphus: beides ist etwa gleich effektiv. Die Injektionsimpfung ist eine Einzeldosis, der Schluckimpfstoff erfordert 3 Dosen (mit je einem Tag Pause dazwischen). Weitere Impfungen: Hepatitis A: sehr empfehlenswert, es sei denn, Sie sind bereits 2x geimpft bzw. vor 1950 geboren oder im tropischen Ausland aufgewachsen (dann würd eich den Schutz im Blut überprüfen lassen). Meningokokken: u.U. sehr empfehlenswert, je nach Land in Afrika. ggf. noch kurz vor der Abreise impfen lassen, wenn es sich erst spät entscheidet. Ich persönlich würde mich auch gegen Tollwut impfen lassen, 3 Dosen binnen 3 Wochen. Möglicherweise kommen Sie in ein Land,in dem tollwütige Tiere (Hunde, Katzen) streunen und die Tollwut verläuft ungeschützt praktisch immer tödlich. Ich wünsche Ihnen alles Gute bei Ihrer sicher anspruchsvollen (und wichtigen) Tätigkeit!


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Sehr geehrter Herr Dr. Heininger - erstmal DANKE für die schnelle und ausführliche Antwort! Von der Empfehlung einer Tollwutimpfung habe ich schon gehört, allerdings ziemlich widersprüchliches - von dringender Empfehlung bis "naja, man streichelt herrenlose Tiere doch nicht" und außerdem wären für den Fall, dass man wirklich Kontakt mit einem tollwütigen Tier hat sowieso schnellstens weitere Impfungen nötig. Was davon ist richtig? Wie verträglich ist die Tollwutimpfung? Nochmal großer Dank und Grüsse nach Basel! Anna


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo Anna, ich wollte mich ohnehin noch einmal melden, weil mir noch etwas wichtiges eingefallen ist: die Hepatitis-B-Impfung, ggf. gemeinsam mit Hepatitis A, würde ich Ihnen noch sehr ans Herz legen, insbesondere wenn Sie im Ausland in Krisengebieten arbeiten. Sie wird ja durch mikroskopisch kleine Mengen von Blut oder anderen infektiösen Körpersekreten übertragen! Nun zu Ihrer Nachfrage wegen der Tollwut. Sie wird eben nicht von harmlosen Tieren beim Streicheln übertragen. Tollwütige Tiere (Name!) beissen unvermittelt, sind sehr aggressiv und verhaltensgestört, ehe sie an der Infektion eingehen. Sie sind davor durch korrektes Verhalten keineswegs gefeit! Ich würde Sie Ihnen wirklich empfehlen. Hinzu kommt, dass die bei uns verfügbaren Tollwutimpfstoffe die am besten verträglichen sind, wohingegen in vielen (nicht allen) Entwicklungsländern zum Teil Tollwutimpfstoffe kursieren, die nicht unseren Standards entsprechen (zB auf Mäusehirn gezüchtet mit erheblichen Unverträglichkeitsreaktionen...). Ja, wenn die letzte Tollwutimpfung längere Zeit zurückliegt bzw. bei dringendem Tollwutverdacht (!) wird man sicherheitshalber im konkreten Fall eine oder mehrere weitere Impfungen verabreichen, sofern Impfstoff verfügbar ist. Aber der emotionale Stress ist ungleich höher, wenn Sie zuvor noch KEINE Tollwutimpfungen hatten. Ein weiteres Problem kann sein, dass Sie im Notfall in einer Klinik erscheinen, wo gerade kein Tollwutimpfstoff verfügbar ist - das kann dann wenn Sie bislang ungeimpft sind ein Rennen gegen die Zeit werden, das sehr gefährlich ist. Ich kann Ihnen nur raten, "auf Nummer sicher" zu gehen und sich noch in der Heimat impfen zu lassen. Alles Gute!


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