Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Grippeimpfung, FSME-Impfung, Rota-Impfung, Hepatitis-A-Impfung

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Grippeimpfung, FSME-Impfung, Rota-Impfung, Hepatitis-A-Impfung

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Hallo, habe Fragen bezüglich der oben im Betreff genannten Impfungen. 1. Grippeimpfung: Mein Sohn, jetzt 17 Monate alt, hat im November und 4 Wochen später je eine halbe Dosis der Grippeimpfung erhalten (da ich Angst habe, dass sich mein Sohn bei den Schwiegereltern anstecken könnte, die Impfgegner sind und viel Kundenkontakt (Hotel u. Restaurant) haben). Ich bin, wie jedes Jahr, geimpft. Nun habe ich im Internet gelesen, dass es eine Studie gibt, die besagt, dass die Grippeimpfung bei Kindern unter 3 Jahren nicht oder nur sehr eingeschränkt wirksam ist. Mache mir jetzt natürlich wieder Sorgen, da die Schweinegrippe ja bei Kindern schwerer ausfallen kann und mein Sohn hat immer wieder Probleme mit den Bronchen. Stimmt es, dass die Grippeimpfung bei unter 3jährigen nicht/nur eingeschränkt wirksam ist? 2. FSME-Impfung: Mein Sohn wird ab Juli mit knapp 2 Jahren in eine Kinderkrippe gehen. Wir leben in einem FSME-Risikogebiet. In der Krippe gehen sie mit den Kindern jeden Tag in den Garten zum Spielen. Wollte meinen Sohn eigentlich gegen FSME impfen lassen, habe jetzt aber gelesen, dass viele Kinderärzte erst ab 3 Jahren impfen, da unter 3 Jahre die Nebenwirkungen so hoch wären. Außerdem habe ich von neurologischen Schäden nach der Impfung bei Veranlagung zu Autoimmunkrankheiten gelesen. Bin verunsichert, auch im Hinblick auf Autoimmunkrankheiten, da man das bei meinem Sohn ja noch nicht weiss (ich habe z.B. Schilddrüsenantikörper, könnte mein Sohn ja auch haben???) Wie schätzten Sie das Risiko einer Impfung mit nicht mal 2 Jahren gegenüber dem Risiko eines Zeckenbisses ein???? Soll man evtl. warten, bis er 3 Jahre ist???? Oder gar nicht impfen????? I3. Rota-Impfung: Ich bin kein Impfgegner, mein Sohn hat sonst alle Impfungen termingerecht (auch schon die 2. MMRV) bis auf die ROTA-Impfung, da mein Kinderarzt sagte, die haben sie in ihrer Praxis noch nie gegeben, in unserer Region wäre das Rotavirus sowieso durch den Norovirus verdrängt, ärgere mich jetzt aber, das ich daraufhin wirklich nicht habe impfen lassen und jetzt ists ja zu spät zum impfen. Können Sie die Aussage meines Kinderarztes nachvollziehen? 4. Hepatitis-A-Impfung: Möchte meinen Sohn im Spät-Frühjahr, also noch vor Krippenbeginn gegen Hepatitis-A impfen lassen. D.h. im Frühjahr wäre das die erste der beiden Impfungen. Besteht dann im Juli schon ein Schutz, da die 2. Impfung ja erst später erfolgt. (Ich möchte nicht jetzt in der Grippe und Erkältungszeit ohne dringenden Grund in das "vergrippte"Wartezimmer beim Kinderarzt). Vielen Dank für die Beantwortung meiner vielen langen Fragen!


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo, hier meine Antworten auf Ihre Fragen: „1. Grippeimpfung: Stimmt es, dass die Grippeimpfung bei unter 3jährigen nicht/nur eingeschränkt wirksam ist?“ Jein. Nicht wirksam stimmt nicht, eingeschränkt wirksam ist eine Frage der Definition. Kritiker sagen, dass die Wirksamkeit Grippeimpfung in der Altersgruppe unter 2 Jahren „nicht ausreichend“ untersucht wurde. Dieser Auffassung mag man sich anschliessen, wenn man mit Daten bei älteren Kindern und Erwachsenen vergleicht. Jedoch konnte in den Studien, die durchgeführt wurden, auch bei so jungen Kindern eine Wirksamkeit nachgewiesen werden. Weitere, umfangreichere Studien die dies bestätigen sind wünschenswert (und werden auch durchgeführt). „2. FSME-Impfung: Mein Sohn wird ab Juli mit knapp 2 Jahren in eine Kinderkrippe gehen. Wir leben in einem FSME-Risikogebiet. In der Krippe gehen sie mit den Kindern jeden Tag in den Garten zum Spielen. Wollte meinen Sohn eigentlich gegen FSME impfen lassen, habe jetzt aber gelesen, dass viele Kinderärzte erst ab 3 Jahren impfen, da unter 3 Jahre die Nebenwirkungen so hoch wären.“ Wie hoch? Es geht um die Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer Nebenwirkung wie zB Fieber und dies ist tatsächlich in dieser Altersgruppe öfter der Fall als bei älteren Kindern. Aber ist das beunruhigend im Vergleich zum Nutzen der Impfung? Diese Entscheidung müssen Eltern individuell für ihr Kind treffen. „ Außerdem habe ich von neurologischen Schäden nach der Impfung bei Veranlagung zu Autoimmunkrankheiten gelesen. Bin verunsichert, auch im Hinblick auf Autoimmunkrankheiten, da man das bei meinem Sohn ja noch nicht weiss (ich habe z.B. Schilddrüsenantikörper, könnte mein Sohn ja auch haben???)“ Das stimmt nicht. “Wie schätzten Sie das Risiko einer Impfung mit nicht mal 2 Jahren gegenüber dem Risiko eines Zeckenbisses ein???? Soll man evtl. warten, bis er 3 Jahre ist???? Oder gar nicht impfen?????“ Das Risiko für Zeckenstich kann ich nicht einschätzen, weil es von sehr individuellen Faktoren abhängt. Was meinen Sie mit „Risiko einer Impfung“? Was am Nebenwirkungen bekannt ist, finden Sie mit Häufigkeitsangaben im Beipackzettel der jeweiligen Impfstoffe. “3. Rota-Impfung: Ich bin kein Impfgegner, mein Sohn hat sonst alle Impfungen termingerecht (auch schon die 2. MMRV) bis auf die ROTA-Impfung, da mein Kinderarzt sagte, die haben sie in ihrer Praxis noch nie gegeben, in unserer Region wäre das Rotavirus sowieso durch den Norovirus verdrängt, ärgere mich jetzt aber, das ich daraufhin wirklich nicht habe impfen lassen und jetzt ists ja zu spät zum impfen. Können Sie die Aussage meines Kinderarztes nachvollziehen?“ Im Prinzip ja („noch nie gegeben“), da diese Impfung ja auch in Deutschland mit Ausnahme von Sachsen bislang nicht allgemein empfohlen wird. Das Norovirus kommt viel häufiger bei Erwachsenen als bei Säuglingen vor, bei denen schon immer und auch weiterhin das Rotavirus dominiert. “4. Hepatitis-A-Impfung: Möchte meinen Sohn im Spät-Frühjahr, also noch vor Krippenbeginn gegen Hepatitis-A impfen lassen. D.h. im Frühjahr wäre das die erste der beiden Impfungen. Besteht dann im Juli schon ein Schutz, da die 2. Impfung ja erst später erfolgt.“ Ja, die 1. Dosis schützt praktisch sofort, die 2. Dosis führt dann zum Langzeitschutz (mindestens 20 Jahre nach heutigem Kenntnisstand). Alles Gute!


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