Frage im Expertenforum Immunsystem von Babys und Kindern an Prof. Dr. med. Volker Wahn:

Mononukleose /Cytomegalie

Prof. Dr. med. Volker Wahn

Prof. Dr. med. Volker Wahn
Früher Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin in Schwedt/Oder, danach bis 2014 Oberarzt an der Charité Berlin.

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Frage: Mononukleose /Cytomegalie

Sus73

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Guten Abend, mein viereinhalb jähriger Sohn hat seit 1 Woche hohes Fieber (bis 41 Grad), Halsschmerzen (stark gerötet) und geschwollene Lymphknoten. Es wurde erst Streptokokken vermutet, Antibiotika wurde nach 3 Tagen lt. Kinderarzt wieder abgesetzt da keine Wirkung und Blutbild spricht nicht für bakterielle Infektion. Blutbild lässt auf EBV schliessen, Leberwerte jedoch niedrig, könnte also auch CMV sein. Ich hatte vor 14 Jahren EBV (nachgewiesen) CMV negativ. Wir haben noch einen 6 Wochen alten Säugling zu Hause (bekommt HA-Pre Nahrung und vorher noch die Brust (es kommt jedoch max. 30 ml beim Abpumpen, also quasi nichtgestillt) Um unser Baby mache ich mir nun Große Sorgen: 1. Besteht bzgl. EBV evtl. Nestschutz? 2. Kann sich das Baby mit CMV über die "Restmuttermilch" anstecken wenn ich an CMV erkranke? 3. Ist eine Infektion mit EBV oder CMV für das Baby gefährlich (z.B. bekommt es auch so hohes Fieber)? Ich kann nicht verhindern, dass der erkrankte Sohn auch wieder engen Kontakt zum Baby hat, v.a. da beide Virenarten ja über Monate mit dem Speichel ausgeschieden werden. Und der Große nimmt immer wieder die Finger in den Mund oder wischt sich Speichel/Nasenschleim mit der Hand ab. Eine Ansteckung ist dann ja wohl nicht zu vermeiden. 4. Ist EBV oder CMV für ein Baby gefährlicher? Entschuldigung für die vielen Fragen, habe halt Angst um das Baby und besten Dank für ihre Bemühungen in diesem Forum


Prof. Dr. med. Volker Wahn

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Ich würde in dieser Situation nicht von Nestschutz ausgehen. Dennoch halte ich das Ansteckungsrisiko für EBV für gering. Vor 14 Jahren waren Sie CMV negativ. Aber ist das heute noch so? Falls Sie sich inzwischen mit CMV angesteckt haben, könnte die Muttermilch infektiös sein. Dieses Risiko wird aber als so unbedeutend angesehen, dass man in der Praxis daraus keinen Stillverzicht ableitet. Ausnahme: Besteht beim Baby ein extrem seltener Immundefekt (in Deutschland 10-20 Fälle im Jahr), sollte man auf Stillen verzichten. Sonst nicht. EBV befindet sich bevorzugt im Rachen und kann daher durch Speichel übertragen werden (Kusskrankheit). Man zieht daraus auch keine Konsequenzen. Die meisten Personen machen im Laufe ihres Lebens beide Infektionen durch. Im Normalfall werden beide Infektionen durch das Immunsystem kontrolliert, beide Viren bleiben aber lebenslang im Körper. Gefährlich ist die angeborene CMV Infektion, die während der Schwangerschaft vom Kind erworben wurde. Da gibt es Schäden. Fazit: Ich würde mit dem Stillen fortfahren so lange es geht. Das Risiko für das Baby ist sicher sehr gering.


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