AMJ
Sehr geehrter Prof. Wahn, ich hätte eine Frage zur prophylaktischen Antiobiose (S3-Leitlinie) bei einem Kaiserschnitt. Luxemburger Wissenschaftler postulieren, „dass ein Kaiserschnitt mit Genen (beim Baby) assoziiert ist, die bereits fünf Tage nach der Geburt eine Resistenz gegen synthetische und halbsynthetische Antibiotika verleihen. „Da Müttern, die sich dem chirurgischen Eingriff unterziehen, Antibiotika verabreicht werden, ist es plausibel, dass diese Anreicherung an AMR-Genen mit der Krankenhausumgebung und dem Kaiserschnitt zusammenhängt.“ Die Studie lieferte auch einige Einblicke in die Rolle mobiler genetischer Elemente, wie Plasmide und Bakteriophagen, bei der Verleihung antimikrobieller Resistenzen. Es zeigte sich, dass sie unabhängig vom Geburtsmodus einen wichtigen Beitrag zur Etablierung und Persistenz von AMR im ersten Lebensjahr leisten.“ (https://www.doccheck.com/de/detail/articles/32476-kaiserschnitt-geburtsart-beeinflusst-mikrobiom) (Das Paper der Studie kann hier eingesehen werden: https://www.nature.com/articles/s43705-021-00003-5) In einer deutschen Studie heißt es: „Bei einem Kaiserschnitt wird der Mutter in der Regel ein Antibiotikum gegeben. Das heißt, das Baby kommt schon vor der Geburt damit in Berührung. Das, was wir alle so fürchten, nämlich Antibiotikaresistenzen, könnte also bereits als erste Reaktion der Bakterien im Darm beim Neugeborenen beginnen.“ (https://www.mdr.de/wissen/kaiserschnitt-geburt-langzeituntersuchung-100.html) Ich dachte eigentlich, dass man selbst nicht, sondern nur die krankmachenden Keime (Bakterien) resistent gegen Antibiotika werden können. Wie sind diese Forschungsergebnisse zu verstehen, vor allem der Satz, dass „eine Resistenz gegen synthetische und halbsynthetische Antibiotika“ verliehen wird? Besteht die Gefahr, dass mein Kind später resistent auf eine Behandlung sein könnte? Und wenn ja: dann gegen verschiedene Antibiotika oder nur gegen das, welches ich im OP erhalten habe? Vielen Dank für Ihre Antwort.
Die Untersuchungen sind akademiscjh interessant, für Sie im realen Leben aber völlig ohne Bedeutung. Die behandelnden Gynäkologen treffen nach Risiko-Abwägung eine Entscheidung zur Antibiotika-Therapie, wegen etwaiger Resistenzen der Keime in der Zukunft würde ich mir keinerlei Sorge machen. Sie sollten es auch nicht tun. Gruß, Ulrich Wahn
AMJ
Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Das beruhigt mich. Nun stellen sich mir nun noch die (vielleicht sehr tiefgreifenden immunbiologische) Fragen, ob denn jeder Mensch bei der Einnahme von Antibiotikum solche antimikrobiellen Resistenz-Gene (AMR-Gene) entwickelt? Und werden diese Gene über die Zeit wieder abgebaut oder bleiben die ein Leben lang im Körper erhalten (und reichern sich ggf. an)?