Segelboot12
Sehr geehrte Frau Henkes, ich komme öfters mit den Emotionen von meinem Sohn Max (5 Jahre und 2 Monate), nicht zurecht. Ich weiß manchmal einfach nicht wie ich mit ihm umgehen soll, bzw. ob es schon psychologischen Handlungsbedarf bei ihm gibt? Wenn etwas nicht nach seinem Willem geht fängt er an mich übel zu beschimpfen:“du bist die Allerschlimmste“, „dann ziehe ich weg“, „dann bist du nicht mehr meine Mama“ ,wenn ich standhaft bleibe und er seinen Willen weiterhin nicht bekommt sagt er dann meistens: "du hast mein Herz verletzt" oder „ich bin der Allerschlimmste“, manchmal weint er dann auch ganz fest. Eine relativ neue Reaktion auf Frust bei ihm ist mittlerweile dass er sagt „dann werde ich mich braten oder schneiden, ich will sterben“. Er versucht mich damit dann zu erpressen. Max ist generell eher emotional und sensibel. Das Gegenteil ist nämlich auch der Fall, dann sagt er zu mir „Mama, du bist die Allerbeste“, „du sollst nie sterben“. Wie soll ich mit diesen Ausbrüchen umgehen? Wir leben in einer Patchwork Familie mit seinem Halbbruder (8,5 Jahre) und dem Vater von Max. Ganz spannungsfrei läuft es bei uns leider nicht immer ab. Vielen Dank!
Guten Tag, nach dem was Sie beschreiben, scheint mir derzeit kein psychologischer Handlungsbedarf angezeigt. Dieses Verhalten ist nicht untypisch für Kinder dieses Alters. Es muss auch nicht mit Ihrer Patchworkfamilie zusammenhängen. Eventuell könnten damit zusammenhängende Konflikte seine aktuelle Unsicherheit verstärken. Sie würde sich jedoch ohnehin zeigen und müsste von ihm bearbeitet werden. Sie beobachten ganz richtig, dass Ihr Sohn Grenzen austesten will. Dabei fällt bereits Fünfjährigen eine Menge ein, um Ihre Eltern zu provozieren. Das kann Eltern schon ziemlich kränken. Wichtig ist dann, sich immer wieder klarzumachen, dass die Kinder noch klein sind und meist noch gar nicht genügend Rücksicht aufbringen können, wenn sie mit aller Energie für die Durchsetzung ihres Willens kämpfen. In solchen Situationen benötigt Ihr Sohn die Erfahrung, dass Sie standhaft sind und seine Versuche und seine Aggressionen aushalten. Das ist wirklich nicht immer leicht, aber Ihr Sohn muss spüren, dass Sie sich von der Stimmung eines Fünfjährigen nicht (zu sehr) erschüttern lassen. Schließlich sind Sie ja diejenige, die ihm im Leben Halt und Sicherheit geben muss. Diese Tragfestigkeit überprüft Ihr Sohn mit seinem Verhalten immer wieder. Es gibt dazu das wunderbare Bilderbuch "Die wilden Kerle" von Maurice Sendak. Sie können Ihrem Sohn in solchen Situationen Antworten geben, die ihn auf der psychischen Ebene erreichen statt auf der realen. Das kann ihm weiterhelfen und Sie können die Erpressung auflösen. Wenn er ausziehen will, können Sie ihm sagen, dass Sie das zwar auch blöd fänden, dass es aber vor allem für ihn schade wäre, weil er ja dann nicht mehr bei Ihnen sein könnte. Wenn Sie die Allerschlimmste sind, sind Sie das im Moment für ihn wirklich, weil Sie ihm was verboten haben. Aber Sie sind doch ganz sicher, dass Sie sonst eine ziemlich tolle Mutter sind. Wenn Ihr Sohn aus Frust sterben will, wäre das für Sie schlimm, aber am meisten doch für ihn, weil er ja dann nicht mehr in Kürze dies und jenes erleben könnte (was er halt gerne mag). Ihr Sohn kann dann spüren, dass Sie ihn aushalten, auch wenn er nicht nett ist. Das gibt ihm Sicherheit und festigt sein Selbstgefühl, weil er sich mit allen seinen Eigenschaften angenommen fühlen kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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