Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Posth, meine Tochter Miriam, 2 1/2 Jahre, ist sehr selbstbewußt und eigenwillig. So zum Beispiel letzte Woche, als ich mit ihr beim Notarzt war, klammerten sich alle anderen gleichaltrigen Kinder ängstlich auf dem Schoß ihrer Eltern fest. Miriam stand im Flur des Krankenhauses und sagte: "Mimmi möchte nicht zu Papa. Will Doktor suchen." Alle anderen Eltern lachten, weil Miriams Verhalten im Vergleich zum Verhalten der anderen Kinder so konträr war. Wenn ich ihr etwas sage, z.B. "Komm bitte mit. Wir gehen nach oben", hört sie grundsätzlich nicht. Wenn ich das dann ruhig und gelassen durchsetze, sie also nach oben trage, gibt es immer Geschrei und weinen. Ich möchte Sie fragen, ob dieses Verhalten, vor allen Dingen das permanente "Nicht hören", altersgemäß so normal ist. Wie soll ich mich verhalten, wenn ich bei ihr etwas durchsetzen will. Vielen Dank.
Lieber Reinhard, Sie beschreiben zwei verschiedene Dinge. Die erste Situation in der Notfallambulanz hat weder etwas mit Eigenwilligkeit noch mit störrischem Verhalten oder Grenzen austesten zu tun. Vielmehr hat sie etwas mit Neugier und Vertrauen in das Geschehen zu tun. Man könnte sagen, Ihre Tochter sei etwas vorwitzig. Die Verhaltensweisen zu Hause entsprechen den Formen des Trotzes, denn auch Nichthinhören, was die Eltern sagen oder Nichtgehorchen ist eine Form des Trotzes. Wenn Sie Ihre Tochter dann einigermaßen gewaltsam zwingen, das Befohlene auszuführen, wehrt sie sich natürlich, auch unter Hinzunahme aggressiver Methoden. Am besten lesen Sie unter dem Stichwort Trotz im Suchlauf noch einmal die verschiedenen Antworten oder meinen Langtext über das emotionale Bewußtsein, v.a. Teil 3. Viele Grüße
Mitglied inaktiv
Hallo Reinhard, zwar bin ich weder Arzt noch Verhaltensexperte, aber als Mutter eines ebenfalls 2 1/2 jährigen Sohnes kann ich das sehr gut nachvollziehen. Bei uns ist es das gleiche Spiel in den diversen Variationen. Ich habe mich mit der Erzieherin meines Sohnes unterhalten (er geht seit er 15 Monate alt ist halbtags in die Kinderkrippe)und die bestätigt mir, daß dies ein alterstypisches Verhalten ist. Gegenüber Dritten Personen (z.B. die Erzieherin, Großeltern usw.) ist dies nicht so ausgeprägt. Das soll damit zusammen hängen, daß hier keine so starke emotionale Bindung herrscht. Grund für diese "Störrischkeit" ist wohl das Austesten der Grenzen und die Entwicklung des eigenen Willens. Ich denke, hier sind Geduld und starke Nerven gefragt. Viele Grüße, Joy
Mitglied inaktiv
Danke für die Antwort, Joy. Die Kleinen sollen ja nicht "verzogen" werden. Daher ist es wichtig für mich, zu wissen, wie stark ich dem Austesten der Grenzen entgegenwirken muß. Eigentlich schaffe ich es immer, ruhig und gelassen zu bleiben. Wenn ich Miriam gegen ihren Willen z.B. nach oben trage, hat sie mich auch schon mal ins Gesicht geschlagen. Tut natürlich nicht weh. Aber dann halte ich sie fest, daß sie mich anschauen muß und spreche ruhig und sehr ernst mit ihr, das das nicht geht. Vielleicht sind die Kinder heute auch einfach selbstbewußter. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß meine Schwester und ich als Kinder so waren. Viele Grüße Reinhard